2.Korinther 4
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Der Lichtglanz des Evangeliums

2Kor 4,1. Es könnte den Anschein haben, als ob Paulus im 3. Kapitel etwas theoretisiert hätte. Dieser Eindruck verschwindet jedoch völlig, wenn man Kapitel 4 liest. In Kapitel 3 hat er sich einen Diener des neuen Bundes genannt (2Kor 3,6). Sein Dienst stand in Verbindung mit dem Geist (2Kor 3,8) und der Gerechtigkeit (2Kor 3,9). In dem Kapitel, das das du jetzt vor dir hast, siehst du, wie mächtig sich das auf sein Leben ausgewirkt hat.

Er beginnt dieses Kapitel mit dem Wort „darum“. Das zeigt, dass er an das Vorhergehende anknüpft. Der Dienst, den er bekommen hatte, war ein mächtiger Anreiz, weiterzumachen, durchzuhalten und nicht mutlos zu werden. Es gab nämlich eine Menge Widerstand und Feindschaft. Aber er war innerlich voller Kraft. Das kam daher, dass er sich bewusst war, dass ihm Barmherzigkeit erwiesen worden war. Das war das Motiv für seinen unaufhörlichen Eifer im Dienst für den Herrn. Nichts gibt dir so viel Kraft, wirklich für den Herrn zu leben, wie das Bewusstsein der Barmherzigkeit, die dir erwiesen worden ist.

Wenn du an Barmherzigkeit denkst, kannst du eine prächtige Illustration davon in Lukas 10 finden, im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30-37). Der Herr Jesus erzählt dieses Gleichnis, und Er ist selbst dieser barmherzige Samariter. Du siehst, wie er sich über einen Mann erbarmt, der Räubern in die Hände gefallen und sehr übel dran ist. Das ist ein genaues Bild von dir, wie es dir ging, als du den Herrn Jesus noch nicht kanntest. So hat dich der Herr Jesus gefunden, und so hat Er sich über dich erbarmt. Je gründlicher du dir des elenden Zustands bewusst bist, in dem du dich befandest, mit desto mehr Eifer wirst du dich auch im Dienst für den Herrn einsetzen wollen. So war es bei Paulus. Er machte weiter, wie groß der Widerstand auch sein mochte.

2Kor 4,2. Er ging nicht heimlich zu Werke. Die falschen Lehrer taten das. Falsche Lehrer sind Menschen, die sich als echte Diener Gottes ausgeben, aber ihren eigenen Vorteil suchen. Ihre Taktik ist, in einer Versammlung zunächst einige Glieder aufzusuchen, die im Glauben nicht so fest stehen. Dort bringen sie ihre falsche Lehre an. Sobald sie genug Einfluss erlangt haben, rücken sie öffentlich damit heraus und stiften dann viel Unheil. Auf diese hinterlistige Art und Weise ging Paulus nicht vor. Seine Botschaft war klar und deutlich, und es war keine Schlauheit oder Verfälschung des Wortes darin zu finden. Er sagte die Wahrheit, die er von Gott empfangen hatte. Jeder konnte, ja musste sie hören. Jeder konnte sie auch prüfen und in seinem Leben nachforschen, ob sie für ihn persönlich lebendig war. Andernfalls hatte er nur eine schöne Geschichte, und seine Praxis würde zeigen, dass seine Geschichte nichts wert war.

Leider gibt es eine Menge Christen, die allerlei biblische Wahrheiten im Mund führen, von denen aber in ihrem Leben nichts zu finden ist. Dann wird das, was sie zu erzählen haben, auch keinen bleibenden Eindruck auf die Zuhörer machen. Es ist sehr wichtig, dass in deinem Leben das zum Ausdruck kommt, wovon dein Mund spricht. Dann werden die Gewissen der Menschen, die du mit deinem Zeugnis erreichst, angesprochen. Wenn du vor dem Angesicht Gottes lebst, dir also immer seiner Gegenwart bewusst bist, wird die Wahrheit, die du redest, auf die anderen Eindruck machen.

2Kor 4,3-4. Wer trotz eines klaren Zeugnisses das Evangelium abweist, zeigt, dass er völlig blind ist. Seine Augen sind verdeckt; er sieht es nicht. Hast du es auch schon erlebt, dass du mit jemand über das Evangelium sprachst, deine Worte bei ihm aber nichts ausrichteten? Deiner Meinung nach konntest du es nicht deutlicher sagen, und doch prallte alles ab. Wie kommt das? Nun, das kommt daher, dass die Menschen, so wie du früher, in ihren Gedanken durch den Gott dieser Welt, den Satan, verblendet sind. Wenn deine Augen einmal für die Herrlichkeit des Evangeliums geöffnet sind, kannst du es fast nicht begreifen, dass so viele sie nicht sehen. Aber du weißt auch, wie listig Satan ist, um die Menschen davon abzuhalten, sich für Christus zu entscheiden. Dafür hat er zahllose Methoden: Luxus und Wohlergehen, Erfolg, Reichtum, Karriere; aber er benutzt auch große Sorgen und Krankheit, damit die Menschen nur darauf starren, ohne einen Blick für etwas anderes zu haben. Wie enorm traurig ist es, dass ihnen „der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist“, nicht erstrahlen kann. Was für einen Inhalt hat doch dieser Satz! Du musst alle diese Worte nur einmal auf dich einwirken lassen. Was für ein bösartiges Ungeheuer ist „der Gott dieser Welt“, dass er darauf aus ist, Menschen dies vorzuenthalten! Es sind Menschen, von denen gesagt wird, dass sie „verloren gehen“. Ein schreckliches Los erwartet sie. Wir wollen uns einsetzen, um noch viele mit dem Evangelium zu erreichen. Ein scharfer Kontrast wird hier geschildert. In 2Kor 4,6 wird er noch stärker betont.

2Kor 4,5. Doch zunächst kommt Paulus auf seine Predigt zurück. Er richtete in seiner Predigt den Scheinwerfer nicht auf sich, sondern auf Jesus Christus. Er wollte die Menschen nicht an seine Person binden, sondern an den Herrn Jesus. Dabei predigte er Ihn nicht als Heiland oder Erretter, sondern als Herrn. Er sagt das nicht ohne Grund. Paulus dachte in seiner Predigt daran, dass der Herr Jesus alle Rechte an alle Menschen besitzt. Natürlich ist es schön, verlorenen Menschen den Herrn Jesus als Heiland vorzustellen, aber es ist auch sehr notwendig, Ihn als Herrn vorzustellen. Niemand kann sich seiner Herrschaft entziehen. Das zu erkennen ist nötig, um errettet zu werden. In Römer 10 wird diese Bedingung ganz deutlich gemacht (Röm 10,9). Wer das jetzt nicht tut, wird es einmal gezwungenermaßen tun (Phil 2,9-11). Wer Ihn als Herrn anerkennt, wird das in seinem Leben zeigen. Das hat Paulus auch getan. Er machte sich nicht nur zu einem Sklaven des Herrn Jesus, sondern sogar zu einem Sklaven der Gläubigen, weil er den Herrn Jesus lieb hatte und Ihm in allem dienen wollte.

2Kor 4,6. Dazu kommt er, weil in seinem Herzen das Licht aufgegangen ist. Es ist seinem Herzen so ergangen wie der Schöpfung (und es ergeht jedem Herzen so, in das das Licht geleuchtet hat). Das Herz jedes Menschen, der meint, Gott und Christus nicht nötig zu haben, ist finster. Es ist genauso finster, wie die Erde war, bevor Gott Ordnung in das Chaos brachte und der Geist Gottes über den Wassern schwebte (1Mo 1,2). Lies einmal die beiden ersten Verse der Bibel. Auf dieselbe Weise beginnt der Geist Gottes an dem finsteren und bösen Herzen eines Sünders zu wirken. Dann kommt die Stimme Gottes, die spricht: „Es werde Licht! Und es wurde Licht“ (1Mo 1,3). Auf dieselbe Weise hat in deinem Herzen ein mächtiges und unaufhaltsames Werk Gottes stattgefunden. Das Licht ist in deinem Herzen aufgegangen, und du hast einen Blick für „den Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ bekommen. Wieder so ein inhaltsreicher Satz. Was für eine gigantische Veränderung! Es kann nicht anders sein, als dass das, was in deinem Herzen geschehen ist, in deinem Leben nach außen strahlt.

Nach diesem persönlichen Zeugnis von Paulus (das du nachsprechen kannst) wirst du in den folgenden Versen lernen, wie diese Herrlichkeit am besten in deinem Leben sichtbar werden kann.

Lies noch einmal 2. Korinther 4,1–6.

Frage oder Aufgabe: Wie kannst du dich am besten gegen Mutlosigkeit im Dienst für den Herrn wappnen?

Der Schatz in irdenen Gefäßen

2Kor 4,7. Um den Wert dieser Verse richtig verstehen zu können, musst du zuerst wissen, was mit dem „Schatz“ und mit den „irdenen Gefäßen“ gemeint ist. Die Anfangsworte von 2Kor 4,7 zeigen, dass ein direkter Zusammenhang mit 2Kor 4,6 besteht. In 2Kor 4,6 findest du eine genaue Beschreibung dieses Schatzes. Die Bezeichnung „Schatz“ sagt bereits, dass es sich um etwas sehr Wertvolles, sehr Kostbares handelt. Ist die Erkenntnis Gottes, die in Jesus Christus zu sehen ist, nicht eine überwältigende Sache? Es ist wirklich unvorstellbar, wie groß das ist! Früher lebtest du ohne Gott, irrtest verblendet im Leben umher, hattest keine Hoffnung, besaßest nichts, dein Herz war leer. Nun hast du in deinem Herzen einen Schatz, dessen Wert du kaum ermessen kannst. Du kennst Gott, weil du dem Herrn Jesus „begegnet“ bist und Ihn „angenommen“ hast. In Kolosser 2 heißt es: „Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind“ (Kol 2,3). Was willst du noch mehr? Mehr ist einfach nicht möglich.

Und was ist mit dem irdenen Gefäß gemeint? Als Gefäß wird in der Bibel öfter eine Person oder der Körper einer Person bezeichnet. So sagt der Herr von Paulus in Apostelgeschichte 9: „Dieser ist mir ein auserwähltes Gefäß“ (Apg 9,15). In 1. Thessalonicher 4 und 1. Petrus 3 wird das Wort „Gefäß“ in demselben Sinn gebraucht (1Thes 4,4; 1Pet 3,7). In unserem Vers steht noch etwas davor. Hier geht es um ein irdenes (aus Erde bzw. Ton hergestelltes) Gefäß. Dadurch wird der Nachdruck auf seine Zerbrechlichkeit gelegt. Im Gegensatz zu einem Schatz, der etwas Kostbares darstellt, ist ein irdenes Gefäß von geringem Wert.

Dass Paulus die Dinge so darstellt, geschieht nicht ohne Grund. Es erinnert (und vielleicht hat Paulus selbst auch daran gedacht) an die Geschichte von Gideon in Richter 7. Dort wird von einem kleinen Heer von nur 300 Mann berichtet. Dieses geringe Heer muss gegen einen übermächtigen Feind antreten, der das Volk Israel in Sklaverei hält. Wir lesen, welche „Waffen“ Gideon an seine Männer austeilt: Posaunen, leere Krüge und Fackeln in den Krügen (Ri 7,16). Wir lesen auch, wie sie diese Waffen einsetzen. Sie stoßen in die Posaunen, zerbrechen die Krüge, und die Fackeln werden sichtbar (Ri 7,20). Dadurch haben die Feinde den Eindruck, von einem gewaltigen Heer umzingelt zu sein, und ergreifen die Flucht.

Siehst du schon eine Übereinstimmung mit 2Kor 4,7 hier in 2. Korinther 4? Die Fackel ist der Schatz („der Lichtglanz“), und der Krug ist das irdene Gefäß. Es geht darum, dass dieser Schatz in seinem vollen Glanz in deinem Leben zum Vorschein kommt. Es geht nicht um dein Leben, um deine eigene Person. Deshalb ist es nötig, dass du keine hohe Meinung von dir selbst hast, von dem irdenen Gefäß, und dass du nicht deine eigenen Interessen suchst. Eigendünkel ist fehl am Platz. Du hast in dir selbst keine Kraft, um das Licht leuchten zu lassen. Je mehr du dir dessen bewusst bist, desto mehr wird die Kraft Gottes in dir sichtbar werden, und desto heller strahlt das Licht aus deinem Leben hervor.

2Kor 4,8-9. Wie das bewirkt wird, findest du in diesen Versen. Da liest du einerseits, wie das irdene Gefäß zerbrochen wird, und andererseits, wie die Kraft Gottes da ist, um den Schatz nach außen sichtbar werden zu lassen. Die Aufzählung in diesen beiden Versen lautet folgendermaßen: einerseits in allem bedrängt (dadurch wird das irdene Gefäß zerbrochen), andererseits aber nicht eingeengt (denn die Kraft Gottes gibt Rettung). Diese beiden Seiten siehst du auch im Folgenden: keinen Ausweg sehend (das irdene Gefäß), aber nicht ohne Ausweg (die Kraft Gottes sorgt für einen Ausweg); verfolgt (das irdene Gefäß), aber nicht verlassen (Gott ist da mit seiner Kraft); niedergeworfen (das irdene Gefäß), aber nicht umkommend (Gott verhindert das durch seine Kraft). Wenn die Schwachheit des irdenen Gefäßes empfunden wird, bekommt Gott Gelegenheit, seine unendliche Kraft spürbar werden zu lassen. Sonst würden wir und nicht Gott die Ehre bekommen, wo es doch gerade darum geht, dass Er geehrt wird.

In Richter 7 liest du dasselbe. Gott will verhindern, dass Israel sich selbst den Ruhm zuschreibt (Ri 7,2). Deshalb reduziert Er das Heer auf 300 Mann und sagt dann: „Durch die 300 Mann … will ich euch retten“ (Ri 7,7). Du verstehst sicher: Je gründlicher das Gefäß zerbrochen wurde, desto heller leuchtete das Licht der Fackel. Hierdurch hast du auch gleich eine Erklärung (ich sage nicht: die Erklärung) für Erprobungen, die du vielleicht selbst mitmachst oder die du bei anderen siehst. Sie dienen dazu, den Schatz sichtbar zu machen als den Schatz Gottes, indem wir selbst aus dem Blickfeld verschwinden.

2Kor 4,10. So werden Diener Gottes durch schwere Umstände gezwungen, „das Sterben Jesu“ immer vor Augen zu haben. Wenn du darauf blickst, siehst du deinen eigenen Tod. So wirst du davor bewahrt, für dich selbst zu leben. Dadurch entsteht Raum für „das Leben Jesu“. Sein Leben kommt dann in deinem Handeln und Wandeln, in deinem Reden und Verhalten zum Ausdruck.

2Kor 4,11-12. Nun, darum wurde Paulus allezeit dem Tod überliefert. Siehst du, dass er „allezeit“ sagt? Was ihm begegnete, begegnete ihm nicht nur gelegentlich. Sein Dienst der Hingabe an den Herrn Jesus brachte ihn in die größten Gefahren. Denk noch einmal daran, was er darüber in Kapitel 1 geschrieben hat, und lies einmal, was er in Kapitel 11 darüber sagt. Aber alles, was ihm begegnete, hatte eine wunderbare Folge für die Korinther. Er setzte sein Leben aufs Spiel, um andere (u. a. die Korinther) an dem wahren Leben teilhaben zu lassen.

2Kor 4,13. Ein Leben, wie Paulus es gelebt hat, ist nur auf eine Art durchzuhalten: in der Kraft des Glaubens. Er hatte dieselbe Art von Glauben, die auch die Gläubigen im Alten Testament hatten. Deshalb führt Paulus in 2Kor 4,13 Psalm 116 an (Ps 116,10). Wo echter Glaube vorhanden ist, wird auch davon gezeugt werden, trotz allen Widerstands. Da kannst du einfach nicht schweigen.

2Kor 4,14. Und wenn du dann auch noch daran denkst, dass Gott immer das letzte Wort hat, kann es überhaupt nicht schief gehen. Gott hat ja den Herrn Jesus auferweckt. Der Herr Jesus hat das Zeugnis, das Er abgelegt hat, auch mit dem Leben bezahlen müssen. Natürlich ist mit seinem Tod viel mehr verbunden als nur sein Zeugnis. Durch seinen Tod hat er dich vor dem Gericht gerettet. Aber hier geht es darum, dass in der Auferweckung des Herrn Jesus eine enorme Ermutigung liegt. Gott hat Ihn auferweckt. Darin liegt die Ermutigung, dass Gott dich ebenso gewiss auferwecken wird, wenn du dein Zeugnis mit dem Leben bezahlen müsstest. Dann wirst du, zusammen mit Paulus, vor Ihm stehen. Daran kann kein Umstand in deinem Leben etwas ändern. Es liegt fest in der Macht Gottes.

2Kor 4,15. Wenn du die Schwierigkeiten, die du im Dienst für den Herrn Jesus erfährst, so betrachtest, siehst du die Gnade Gottes leuchten. Je mehr Mitgläubigen du in Schwierigkeiten und Erprobungen dienen darfst, desto mehr Danksagung wird es geben, die zur Verherrlichung Gottes ist. Ist das Zerbrechen des irdenen Gefäßes nicht der Mühe wert, wenn du bedenkst, dass das Endergebnis darin besteht, dass Gott in all den Seinen verherrlicht werden wird?

Lies noch einmal 2. Korinther 4,7–15.

Frage oder Aufgabe: Wie erlebst du es, dass du „einen Schatz in einem irdenen Gefäß“ besitzt?

Das, was man nicht sieht, ist ewig

2Kor 4,16. Wenn du lernst, dein Christenleben mit all seinen Schwierigkeiten so zu sehen, wie Paulus es in den vorigen Versen beschrieben hat, wirst du sicher nicht ermatten. Dafür gibt es dann auch gar keinen Grund.

Es mag sein, dass der äußere Mensch, der Körper, durch das Leiden für den Herrn verfällt. Zu allen Zeiten haben viele Gläubige Entbehrungen auf sich genommen, weil sie dem Herrn treu bleiben wollten. Da konnte von einem „wohlgenährten“ Körper, von dem Asaph in Psalm 73 mit einem gewissen Neid spricht (Ps 73,4), keine Rede mehr sein. Wenn du Gott in deinem Körper verherrlichen willst (1Kor 6,20), musst du damit rechnen, dass das auf Kosten des Körpers gehen kann. Leben für Christus ist Leiden für Christus. Es erfordert alle Energie, die du in deinem Körper zur Verfügung hast. Es kostet schon einige Kraft, wenn du als junger Gläubiger in der Schule oder am Arbeitsplatz oder vielleicht sogar in der Familie jeden Tag aufs Neue gegen den Strom schwimmen musst. Christsein ist keine Sache, wo du schön entspannt vor dich hinlebst. Das heißt natürlich nicht, dass du unverantwortlich oder leichtsinnig mit deiner Gesundheit umgehen sollst. Auch über deinen Körper bist du Verwalter. Eigentümer ist der Herr.

Hier ist eine Warnung vor Mystik am Platz. Es ist nämlich nicht so gemeint, dass du den Körper als eine Art Gefängnis betrachtest, als eine Hülle, durch die der Geist gehindert wird, sich zu entfalten. So betrachtet es die Mystik und bietet dabei allerlei Techniken an, um den Körper in den Griff zu bekommen, sodass der Geist sich freier bewegen kann. Kolosser 2 spricht verurteilend vom „Nichtverschonen des Leibes“, anstatt ihm „eine gewisse Ehre“ zukommen zu lassen (Kol 2,23). Es ist also nicht so gemeint, dass du ausprobieren sollst, wie du den natürlichen Bedürfnissen des Körpers entsagen kannst, um dadurch „geistlicher“ zu werden. Ein Beispiel dafür wäre, dass du versuchst, mit immer weniger Schlaf auszukommen. Solcher „Raubbau“ am Körper ist die Folge einer falschen Denkweise. Der Körper ist für Gott von großem Wert.

In diesem Abschnitt geht es darum, dass die Feindschaft des Menschen gegen Gott sich auf nichts anderes richten kann als auf den Körper des Gläubigen. Aber so sehr dadurch auch das Äußere eines Dieners verfällt, es ist doch etwas in ihm vorhanden, das nicht zerbricht. Von innen her, durch den inneren Umgang mit Gott und dem Herrn Jesus, erfährt der Christ eine fortwährende Erneuerung. Verfall bedeutet Rückgang, Erneuerung bedeutet Vorwärtskommen. Jedes Mal, wenn er angegriffen wird, ist da ein neues, inneres Bewusstsein, dass die Kraft Gottes da ist. Gegen dich gerichtete Angriffe des Feindes und Schwierigkeiten um dich herum haben, wenn es gut mit dir steht, nur die Wirkung, dass sie dich näher zu Gott bringen. Bei Ihm machst du eine neue Erfahrung seiner Kraft, die jeden Angriff abwehren und jede Schwierigkeit überwinden kann. Das Ergebnis ist, dass du neue geistliche Kraft bekommst, um weitermachen zu können. Diese Erneuerung kannst du jeden Tag erleben. So ist 2Kor 4,16 eine große Ermutigung in deinem Dienst für den Herrn.

2Kor 4,17. Dieser Vers beinhaltet eine noch größere Ermutigung. Dieser Vers betrachtet die Dinge im Licht der Ewigkeit. Eigentlich findest du hier eine Waage. Es ist vom „Leichten“ und vom „Gewicht“ die Rede. Auf die eine Waagschale legt Paulus „Trübsal“ und auf die andere legt er „Herrlichkeit“. Was geschieht mit der Waage? Pendelt sie ein bisschen hin und her? Ist einmal die Trübsal etwas schwerer und einmal die Herrlichkeit? Keineswegs. Sieh nur, wie die Waagschale auf der Seite der Herrlichkeit nach unten geht. Es ist nicht vergleichbar. Von der Trübsal sagt Paulus, dass sie schnell vorübergeht und leicht ist, von der Herrlichkeit jedoch, dass sie ein „über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht“ hat.

War es denn wirklich kurz und leicht, was Paulus durchmachte? Ist es wirklich kurz und leicht, was Gläubige manchmal jahrelang in bitterster Verfolgung durchmachen müssen? Ist all das, was du manchmal zu ertragen hast, wirklich kurz und leicht? Ich möchte dir sagen, dass Paulus hier nicht das Leiden herabsetzt und so tut, als ob das alles nichts bedeutete. Er zieht auch keine Vergleiche zwischen den verschiedenen Arten, wie Gläubige leiden können. Was für den einen Gläubigen eine schwere Erprobung sein kann, ist es für den anderen manchmal überhaupt nicht. Die Umstände sind für jeden Gläubigen oft ganz verschieden. Deshalb können wir nie gut Vergleiche ziehen. Paulus vergleicht hier aber auch nicht die verschiedenen Arten von Leiden miteinander. Er tut Folgendes: Er vergleicht das Leiden – mit dem jeder Diener Gottes auf seine Weise zu tun hat – und die zukünftige Herrlichkeit miteinander. Und von diesem Vergleich wird jeder Gläubige letztlich sagen, dass sein Leiden, wie schwer und wie langwierig es auch sein mag, nicht mit dem verglichen werden kann, was er bald bekommen wird.

Es ist sogar so, dass dieses Leiden diese Herrlichkeit bewirkt. Das bedeutet: Je intensiver die Trübsal empfunden wird, desto überwältigender wird das Erleben und der Genuss der Herrlichkeit sein. Es ist hier wie bei körperlichen Schmerzen. Wenn du keine Schmerzen hast und dich gesund fühlst, bist du sicher dankbar dafür. Aber wird die Wertschätzung deiner Gesundheit nicht um ein Vielfaches größer sein, wenn du unerträgliche Schmerzen gehabt hast und davon befreit worden bist?

2Kor 4,18. Das ist natürlich nur ein schwaches Beispiel, aber so funktioniert es auch mit dem Vergleich von Trübsal und Herrlichkeit. Wenn du das Abwägen, von dem 2Kor 4,17 spricht, richtig gemacht hast, wirst du kein Verlangen mehr nach den Dingen haben, die man sieht. Was man sieht, ist alles zeitlich. Es kommt eine Zeit, wo alles durch Feuer vergehen wird. Nichts bleibt davon übrig. Was willst du dich da noch über die Dinge aufregen, über die sich die Menschen ohne Gott aufregen? Sie haben nichts anderes. Dein Auge hat andere Dinge gesehen, ewige Dinge. Es ist wichtig, darauf fortwährend dein Auge gerichtet zu halten.

Es gibt so furchtbar viel, wodurch dein Auge in Beschlag genommen werden kann. Alles in der sichtbaren Welt ist darauf gerichtet, deinen Blick und damit deine Aufmerksamkeit zu fangen und gefangen zu halten. Durch das Auge ist die Sünde in die Welt gekommen. Lies es einmal nach in 1. Mose 3: „Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise … wäre“ (1Mo 3,6). Es ist jedoch nicht damit getan, dein Auge nur von irgendetwas wegzuwenden, irgendetwas nicht zu sehen. Als Kind Gottes brauchst du etwas, worauf du sehen kannst, worauf du dein Auge richten kannst. Hier wird ganz allgemein gesagt, womit du dich beschäftigen kannst: mit den Dingen, die man nicht sieht. Es wird dir selbst überlassen, dich mit diesen „Dingen“ zu beschäftigen.

Was sind das für „Dinge“? Es sind Dinge, die du nicht mit deinen leiblichen Augen sehen kannst, sondern nur mit den „erleuchteten Augen des Herzens“ (Eph 1,18). Du darfst mit dem Herzen all das anschauen, was du bereits im Herrn Jesus von Gott bekommen hast, und all das, was du noch bekommen wirst. Sieh auf den Herrn Jesus, wie Er jetzt im Himmel ist. Er ist von Gott verherrlicht und zum Herrn und zum Christus gemacht worden (Apg 2,36). Das bedeutet, dass Ihm alles unterworfen ist (Er ist Herr) und dass alle Pläne Gottes durch Ihn erfüllt werden (Er ist Christus). Ist das nicht genug, um dein ganzes Blickfeld auszufüllen?

Lies noch einmal 2. Korinther 4,16–18.

Frage oder Aufgabe: Worauf ist dein Auge gerichtet?

© 2023 Autor G. de Koning

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