2.Samuel 3
2 Samuel 3 Kingcomments Bibelstudien

Das Haus Sauls und das Haus Davids

Dieser Vers gehört noch zum vorherigen Kapitel. Es ist nicht nur eine Aussage über das militärische Kräfteverhältnis. Der Vers sagt auch, dass David geduldig lernen muss, wie Gott seine Sache führen wird. Er muss auf Gottes Zeit warten und das tut er auch. In dem langen Kampf zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids wird das erste Haus immer schwächer und das zweite immer stärker.

So geht es auch im Leben des Gläubigen. Im Kampf zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids können wir das geistliche Wachstum von jemandem sehen, der den Herrn Jesus kennengelernt hat. Je mehr er mit Ihm lebt, desto mehr wird er an geistlicher Kraft zunehmen und desto weniger wird sich das Fleisch durchsetzen können. Wenn wir dem Geist in unserem Leben Autorität geben, wird das Fleisch keine Chance haben, sich durchzusetzen.

Die Söhne Davids

Diese Verse stehen zwischen zwei Versen, die sich mit dem Kampf zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids befassen (2Sam 3,1; 6). Während David ruhig abwartet, wird unsere Aufmerksamkeit auf seine Familie gerichtet. Diese entwickelt sich in einer Weise, die nicht nach Gottes Gedanken ist. Es werden Keime gelegt, aus denen später viele von Davids Schwierigkeiten hervorgehen werden. Darin liegt die Idee, dass wir ruhig Gottes Zeit abwarten können, aber es soll nicht sein, dass wir uns in der Zeit mit verkehrten Dingen beschäftigen. Es ist nicht so, dass die Gründung einer Familie verkehrt ist, sondern es ist die Art und Weise, wie David es macht.

David ist nicht nur ein Bild des Herrn Jesus. In seiner Schwäche und seinen Sünden ist er auch ein Abbild von uns. Wir finden in diesen Versen, dass er noch mehr Frauen als Abigail und Achinoam genommen hat. Damit ging er nicht nur weiter gegen die Schöpfungsordnung Gottes, sondern auch gegen Gottes ausdrückliches Gesetz für das Königtum, in dem es verboten ist, mehrere Frauen zu nehmen (5Mo 17,17a). Von seinen vielen Frauen hat er Söhne, die große Probleme verursacht haben.

In Hebron bekommt David sechs Söhne. Diese sind keine Jungen, an denen er große Freude genossen hat. Amnon, Absalom und Adonija werden Davids Herz als Vater brechen. Hebron bedeutet „Gemeinschaft“, aber an einem Ort zu sein, der von Gemeinschaft spricht, ist noch keine Garantie dafür, dass alles, was dort geschieht, auch eine Folge der Gemeinschaft mit Gott ist. Was später zum Fall von Salomo führt, seine vielen Frauen, ist David leider auch nicht fremd.

„Nur“ eine Frau zu haben, ist weder eine Garantie für eine gute Ehe, noch ist es eine Garantie dafür, dass du Kinder bekommst, an welchen du nur Freude hast. Mehr als eine Frau zu haben, ist jedoch völlig gegen den Willen Gottes und wird garantiert zu Problemen führen. Wie viel Mühe hätte sich David erspart, wenn er es bei Abigail belassen hätte.

Sein erster Sohn ist Amnon, der Sohn Achinoams, der Frau, die David nahm, nachdem er Abigail als seine Frau genommen hatte (1Sam 25,43). Amnon vergewaltigte seine Halbschwester (2Sam 13,11-14).

Durch Abigail erhält er seinen zweiten Sohn, Kileab, auch Daniel genannt (1Chr 3,1). Wir hören nichts weiter von ihm. Möglicherweise ist er jung gestorben.

Der dritte Sohn, Absalom, entsteht aus seiner Beziehung zu „Maaka, der Tochter Talmais, des Königs von Gesur“. Wie er zu ihr kam, ist nicht bekannt. Es kann eine politische Ehe gewesen sein. Vielleicht wurde sie von ihm gefangengenommen (1Sam 27,8). Gesur liegt in Syrien (2Sam 15,8), einem Nachbarvolk. David hatte eine besondere Schwäche für diesen Sohn. Das hätte nicht passieren dürfen und hat möglicherweise sogar dazu geführt, dass Absalom gegen seinen Vater rebelliert und ihn vom Thron stoßen will, um selbst dort Platz zu nehmen (2. Samuel 14–18).

Adonija, der Vierte, ist auch jemand, der seinen Vater vom Thron stoßen will, um selbst König zu werden (1Kön 1,5-10; 41-53). Das ist nach Absaloms Tod.

Vom fünften und sechsten Sohn kennen wir nur die Namen.

Isboseth und Abner

Hier geht die Geschichte des Bürgerkriegs weiter. Abner ist der eigentliche Herrscher im Hause Sauls und nicht Isboseth. Das wird deutlich, als Isboseth Abner nach seinem ehebrecherischen Verhalten gegenüber der Nebenfrau seines Vaters Saul fragt. Anscheinend hat Abner diese Nebenfrau genommen. Er tat dies nicht nur, weil sie ihm gefiel, sondern um dadurch seine Position im Haus Sauls noch mehr zu stärken. Wir sehen es auch später bei David, als er Michal zurückbekommen will. Wir sehen es auch bei Absalom und Adonija. Es ist immer mit der gleichen Absicht: mehr Macht zu erlangen.

Abner empfindet die Frage von Isboseth als Vorwurf. Das ist auch richtig, denn sein Verhalten ist ein schuldhaftes Verhalten. Abner nimmt es jedoch nicht an. Er wird wütend und wirft Isboseth Undankbarkeit vor. Er ist darauf aus, „Güte“ zu erweisen, und dann wagt es Isboseth, ihm das Unrecht mit einer Frau vorzuwerfen! In seinem gekränkten Stolz und Hochmut sagt Abner, dass er David das Königreich geben wird. Dies wird eine neue Versuchung für David sein, nachdem ein Amalekiter es ihm bereits in 2. Samuel 1 angeboten hat.

Abner scheint zu wissen, dass der HERR David das Königtum gegeben hat. Deshalb ist sein Widerstand, indem er Isboseth zum König machen will, Sünde. Er handelt bewusst gegen den Willen Gottes. Abner hat sich auf die Seite von Isboseth gestellt, um selbst Macht auszuüben. Nun, da er merkt, dass David am Ende doch gewinnen und König werden wird, hat er vor, zu David überzulaufen. Er will dies auf eine Weise tun, die ihm den größten Nutzen bringt.

Abners Drohungen zeigen Wirkung bei Isboseth. Er mäßigt seinen Tonfall und lässt sich nicht mehr hören. Es zeigt seinen schwachen Charakter und zeigt, wer hier wirklich an der Macht ist.

Abner verhandelt mit David

Abner fügt dem Wort die Tat hinzu und sendet Boten zu David. Sie schlagen David in seinem Namen vor, einen Bund mit ihm zu schließen, um ganz Israel zu David umkehren zu lassen. In seiner Schwachheit stimmt David zu. Er wird froh gewesen sein, dass diese Sache endlich zu einer Entscheidung kommt. Hier hätte er jedoch sagen sollen, dass er auf Gottes Zeitpunkt wartet.

Unmittelbar nach Abners Vorschlag und seiner Zustimmung verhält sich David so, als wäre der Fall bereits abgeschlossen. Er schickt Boten zu Isboseth mit der Bitte, Michal, seine Frau, zu ihm zu bringen. Vielleicht liebte er sie immer noch. Michal war und blieb auch seine Frau, denn die Ehe ist unauflösbar.

Abner berät sich nicht nur mit David. Er berät sich auch mit den Ältesten Israels. Er kennt ihre Gefühle für David. Das spielt er geschickt aus, um seine Absicht zu verwirklichen und David das Königreich zu geben. Mit dem Aufruf „so handelt nun“, drängt er sie ohne Bedenkzeit zu einer Entscheidung für seinen Plan. Er sagt ihnen: jetzt oder nie. Auf diese Weise übt er Druck in dieser Sache aus. Mit dem Stamm Benjamin hat er eine extra Beratung. Es ist wichtig, dass dieser Stamm, zu dem Saul gehörte, seine Pläne unterstützt.

Nach seiner diplomatischen Rundreise zu den beteiligten Parteien, die er für seinen Plan gewinnen musste, geht Abner mit den Ergebnissen zu David. Er hat es geschafft, alle Parteien auf seine Linie zu bringen. Sie sind alle bereit, einen Bund mit David zu schließen, sodass er über das regieren kann, was seine Seele will, nämlich über das, was der HERR ihm versprochen hat. David ist ganz für den Plan und lässt Abner in Frieden gehen.

Aber einer fehlt in dieser Angelegenheit, und das ist der HERR. Wir hören nicht, dass David Ihn befragt. Abner wird es tun, nicht der HERR. Das macht diesen Fall nicht nur zu einem heiklen, sondern auch zu einem zum Scheitern verurteilten Unternehmen.

Die Lektion ist, dass wir uns nicht durch allerlei diplomatische Versuche mitreißen lassen sollten, um uns für einen bestimmten Standpunkt gewinnen zu lassen, sondern dass wir den HERRN nach seinem Willen fragen. Wir können dies unter anderem auf Veränderungen innerhalb der Gemeinde anwenden, für die manchmal hart lobbyiert wird, um sie durchzusetzen. Deshalb müssen wir Vorschläge für Veränderungen an dem Wort Gottes prüfen.

Joab tötet Abner

Es ist nicht undenkbar, dass Abner seinen Besuch bei David so geplant hat, dass er während der Abwesenheit von Joab stattfand. Als Joab davon erfährt, ist er sehr verärgert. Er macht David starke Vorwürfe, dass er Abner ungehindert hat gehen lassen. Er zögert nicht, falsche Anschuldigungen zu erheben. Was er zu David sagt, erinnert an Abners Haltung gegenüber Isboseth.

David hat diesem wütenden Mann zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Joabs Sprache und Tonfall sind unangemessen für einen Neffen, der mit seinem Onkel spricht, und schon gar nicht für einen Heerobersten, der mit seinem König spricht. Aber David schluckt es.

Wir können uns fragen, wie es möglich ist, dass ein mächtiger König gegenüber einem Mann wie Joab so schwach ist. Wie kommt es, dass David nicht in der Lage war, sich von diesem Mann zu befreien? Es wird aus der Geschichte nicht ersichtlich. Vielleicht haben Familienbeziehungen eine Rolle gespielt. Im weiteren Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass David in seiner Familie und Verwandtschaft nicht die geistliche Kraft hat, die er als König besitzt. Sein Handeln als Vater ist geradezu schwach und in mancher Hinsicht sogar falsch und schuldig.

Die Tatsache, dass Gott Joab benutzen wird, um Davids törichte Absicht zu verhindern, einen Bund mit Abner zu schließen, bedeutet nicht, dass Joab das Richtige tut. Es ist öfters so, dass Gott das sündige Handeln von Menschen benutzt, um sein Ziel zu erreichen. Das ist die Weisheit Gottes. Gott stiftet Joab nicht an, sondern nutzt seine Eifersucht, um Abner zu töten und so den Bund zu verhindern. Wir können Joab die Eifersucht unterstellen, denn er sah in Abner einen gewaltigen Konkurrenten für seine Position als Oberster in der Armee Davids. Wenn Abner zu David überlaufen würde, könnte das bedeuten, dass Abner über ihn gestellt würde.

Nach seiner Konfrontation mit David folgt Joab seinem eigenen Kurs. Er kümmert sich nicht um David und die getroffenen Vereinbarungen, sondern tritt selbst als Richter auf. Ganz ohne Davids Wissen hat er Abner mit einer Ausrede zurückgeholt. Er tut so, als hätte er etwas Persönliches mit Abner zu besprechen und lockt ihn in eine Falle (vgl. Ps 55,22). Abner tappt in die Falle. Als Joab mit Abner allein ist, bringt er ihn um.

Was Joab macht, ist eine gemeine, hinterhältige Tat. Durch diese Handlungsweise zieht er den Fluch des Gesetzes auf sich: „Verflucht sei, wer seinen Nächsten im Geheimen erschlägt! Und das ganze Volk sage: Amen“ (5Mo 27,24). Abner hatte Joabs Bruder im Kampf getötet und das erst nach zwei Verwarnungen. Joab tötet Abner in Friedenszeiten. David gibt dies später seinem Sohn Salomo als Grund, Joab töten zu lassen (1Kön 2,5; 6).

David verurteilt die Tat von Joab

Als David von Joabs Tat erfährt, distanziert er sich deutlich davon. Er verurteilt das Handeln Joabs. Seine Reaktion macht deutlich, dass er über dieses Ereignis wirklich trauert. Das ist schließlich der Grund, warum die anderen Stämme ihn als ihren König akzeptieren.

Davids Trauer über Abner ist echt. Für Israel ist es notwendig zu sehen, dass seitens Davids keine Absicht im Spiel ist. Dies ist auch ein Hinweis für uns, dass wir den Anschein von Parteilichkeit beseitigen, wo immer wir können. Wir beseitigen ihn nicht, indem wir uns verteidigen, sondern indem wir die richtige Einstellung zeigen.

David verflucht Joab und seine ganze Familie. Damit bringt er sein Entsetzen über das Verbrechen von Joab zum Ausdruck. Sein Fluch ist jedoch ohne große Macht. Er hätte auch bestrafen sollen. 2Sam 3,30 zeigt, dass Joab auch seinen Bruder Abisai in die Verschwörung und den Mord an Abner einbezogen hat. Es ist eine verwerfliche Rache, die sie in Gang gesetzt haben, weil Abner ihren Bruder Asael getötet hat. Der Heilige Geist fügt hinzu, dass Abner „Asael im Kampf getötet hat“. Dies macht deutlich, dass die Vergeltung von Joab und Abisai ungerechtfertigt ist.

David trauert um den Tod von Abner

David ruft Joab und das Volk auf, zu trauern. Wenn Joab getrauert hat, wird es nicht von Herzen gewesen sein. David selbst geht hinter der Bahre her. Er ist dem Toten nahe, als wäre es sein bester Freund. Auch am Grab von Abner ist die Trauer Davids groß. Er weint laut und das Volk teilt die Trauer mit ihm. Von Joab lesen wir nichts.

Wir sehen bei David die gleiche Gesinnung, die er nach der Nachricht vom Tod Sauls gezeigt hat. Wie er es bei Saul und Jonathan getan hat, stimmt David auch ein Klagelied über Abner an. Durch seine Haltung und seine Reaktion auf den Mord an Abner wird das Volk für den König gewonnen. David nennt hier Joab und Abisai „Söhne der Ungerechtigkeit“ (2Sam 3,34). Er preist Abner und nennt ihn „ein Oberster und Großer in Israel“.

David erkennt seine Schwachheit. Er ist gerade König geworden und steht vor einer enormen Aufgabe. Dem gegenüber stehen „diese Männer, die Söhne der Zeruja“, Joab und Abisai, die er „zu hart für mich“ nennt. Die Tatsache, dass David sich schwach fühlt und nicht so hart wie „diese Männer“, zeigt eine gute Gesinnung. Es ist wichtig, dass er mit Sorgfalt und Zärtlichkeit das Volk regiert und nicht mit harter Hand. Wir sehen die Wirkung einer harten Regierung, wenn der Sohn Salomos, Rehabeam, an die Macht kommt. Es führt zur Teilung des Reiches (1Kön 12,1-19).

Gottes König ist einer, der zunächst Gottes Volk weidet und dann auch Fürst über dieses Volk ist (1Chr 11,2). Die Fürsorge für Gottes Volk steht an erster Stelle.

Jeder, dem der Herr einen Platz als Hirte in seinem Volk gegeben hat, sollte darum beten, dass der Herr ihn viel über sich selbst, den guten Hirten, lehrt. Als Er Petrus nach seiner Verleugnung wiederherstellte, sagte Er zunächst zu Petrus: „Weide meine Lämmer.“ Erst dann sprach Er davon, die Schafe zu hüten (Joh 21,15-17).

© 2023 Autor G. de Koning

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