Apostelgeschichte 27
Acts 27 Kingcomments Bibelstudien

Einleitung

Dies ist ein spannendes Kapitel. Wir finden hier den Bericht der Seereise des gefangenen Paulus von Cäsarea nach Italien: Rom ist das Ziel. Gott will ihn dort haben, damit Paulus vor dem Kaiser Zeugnis gebe, wer Gott ist. Auf lebendige Weise berichtet Lukas, der Augenzeuge ist von allen Ereignissen, was Paulus und allen, die mit ihm reisten, widerfahren ist.

Paulus ist häufig übers Meer gefahren, wie Lukas das in der Apostelgeschichte schon mitgeteilt hat (Apg 13,4; 13; Apg 16,11; Apg 18,18; Apg 20,15; Apg 21,1-3; 6). Über diese Reisen hat er uns keinen ausführlichen Bericht hinterlassen. Warum Lukas kurz vor dem Ende dieses Buches gerade diese Seereise per Schiff, bei der Paulus als Gefangener nach Rom reiste, bis in Einzelheiten beschreibt, muss eine tiefere Bedeutung haben. Wir können diese tiefere Bedeutung im Verlauf des Kapitels auch erkennen.

Bevor ich weitergehe, kurz eine Erklärung über die tiefere Bedeutung, die ich glaube, in dieser Geschichte zu sehen. Es wird Leser geben, die diese tiefere Bedeutung mit Fragezeichen versehen oder sie zum Teil oder sogar völlig ablehnen. Ich kann das verstehen. Der Leser braucht nicht in allen Dingen mit mir einer Meinung zu sein und kann dennoch Belehrungen aus dieser Seereise ziehen. Es ist auch gut, zu bedenken, dass die Anwendung einer Geschichte niemals bis in die Einzelheiten vorgenommen werden kann. Es geht mir bei dieser Seereise um die großen Linien. Dabei habe ich dankbar von dem Gebrauch gemacht, was andere darüber gesagt und geschrieben haben. Insoweit ich deren Anwendung nachvollziehen und sie auch selbst vertreten kann, habe ich sie in diesen Kommentar einfließen lassen. Der Leser möge sich sein eigenes Urteil bilden.

Zu Beginn möchte ich jedenfalls Folgendes festhalten. Wir haben im Buch der Apostelgeschichte die Beschreibung der ersten 30 Jahre der Kirchengeschichte vor uns. Mit dem letzten Vers von Kapitel 28 scheint das Buch abrupt zu enden. Doch es ist sozusagen ein offenes Ende. Die Geschichte der Gemeinde hat erst angefangen und geht weiter. Wie diese Geschichte weitergeht, wird uns in der Beschreibung der Seereise vorgestellt.

Dass bestimmte historische Ereignisse auch eine symbolische Bedeutung haben, ist nichts Neues. Schon zu früher Zeit haben zahllose Schreiber das Leben mit einer Reise verglichen. Gerade Seereisen mit Stürmen liefern ein erkennbares Bild des menschlichen Lebens, in dem auch sehr schwierige Zeiten vorkommen können. Das gilt auch für den Gläubigen, für den Diener des Herrn und für die christliche Kirche, die Gemeinde.

Wir werden also sehen, dass diese Reise eine übertragbare Bedeutung hat, so wie wir das auch bei anderen Geschichten auf dem See finden, die in der Bibel beschrieben werden. So gibt es eine Geschichte, in der der Herr im Schiff schläft und ein Sturm heraufzieht (Mt 8,23-26). Es gibt auch eine Geschichte, wo Er während eines Sturms zu seinen Jüngern kommt, die sich in einem Boot mitten im Sturm befinden (Mt 14,22-33). Beide Fälle liefern ein Bild der heutigen Zeit, in der wir leben. Einerseits ist der Herr dabei im Himmel, und andererseits ist Er auch bei uns, auch wenn es so scheint, als wäre Er manchmal abwesend.

Wir sehen auch, dass das Glaubensleben des Einzelnen mit einer Schiffsreise verglichen wird, bei der man Schiffbruch erleiden kann (1Tim 1,18-20). Wir sehen also, dass die Schrift Ereignisse und Ausdrücke aus der Schifffahrt beschreibt und gebraucht, die ein Bild für die Gläubigen sind (siehe auch noch den Gebrauch des Wortes „Anker“ in Heb 6,19).

Wenn wir das Leben eines Gläubigen und Dieners sehen, der auf dem Weg des Herrn ist, dann sehen wir in der Reise des Paulus einen Weg, der nicht glatt verläuft. Paulus ist auf dem Weg, den Gott ihn führt und erlebt unterwegs eine gehörige Katastrophe. Das macht deutlich: Auch wenn wir uns auf dem Weg des Herrn befinden, bedeutet das nicht, dass wir vor Schwierigkeiten bewahrt bleiben. Wer einen Dienst für den Herrn tun will, kann dabei ein Unglück erleiden und sogar umkommen.

Wir lesen in dieser Geschichte nichts von Wundern. Wir wissen, dass Petrus durch einen Engel aus dem Gefängnis befreit wurde. Hier sehen wir jedoch, dass Paulus gefangen bleibt. In den Evangelien straft der Herr den Sturm, doch hier nimmt alles seinen natürlichen Verlauf. Wir sehen hier nicht, dass Gott eingreift, sondern dass die Menschen verzweifeln und das Schiff gänzlich verlorengeht. Doch gerade in diesen Umständen offenbart sich der Glaube und es ist ein Anlass, den lebendigen Gott zu bezeugen. Das tut Paulus. Auf der Reise nach Rom ist Paulus der Meister der Situation. Während des Sturms ist er ebenso ruhig, wie er es kurz zuvor vor den Regierenden und Königen war.

Lukas zeigt hier, wie der Glaube eines einzelnen Mannes eine große Veränderung im Leben der Vielen zuwege bringen kann, die mit ihm auf der Reise sind. Paulus ist derjenige, der Ratschläge erteilt, und zwar entsprechend der Mitteilung, die er von Gott empfangen hat. Er ermutigt und handelt in jeder Hinsicht im Namen Gottes mitten in der Szene, die ihn umgibt, eine Szene, die von falschem Vertrauen und Angst geprägt ist.

Wir finden in dieser Geschichte auch, wie wir die Naturkräfte einordnen müssen. Gott hat gewaltige Kräfte in die Natur gelegt. Hier sind sie entfesselt. Sie haben eine verwüstende Kraft. Naturgesetze sind nicht unabhängig von Gott. Sie kommen aus dem Handeln des Sohnes hervor (Heb 1,3). Sie sind in seiner Hand. Er verfügt darüber nach seinem Gutdünken. Er selbst kann über den See gehen und auch Petrus dazu befähigen (Mt 14,25; 29). Das ist für einen Menschen normalerweise unmöglich.

In Verbindung mit Naturkräften spielen auch Engel eine Rolle. Von ihnen wird gesagt, dass der Sohn sie zu Winden und zu Feuerflammen macht (Heb 1,7). Ist Hiob nicht durch Feuer und Wind geschlagen worden, als der Herr es zuließ, dass der Satan Gebrauch davon machte (Hiob 1,12; 16; 18; 19)? Der Herr Jesus steht auch darüber. Er bedroht oder schilt den Wind und den See (Mt 8,26). Das Wort heißt auch „ernstlich gebieten“ und wird in Bezug auf Dämonen gebraucht (Mk 1,25; Mk 9,25). Als der Herr den Wind und den See bedroht, bedroht er in Wirklichkeit die Engelmächte, die hinter dem Wind und dem See verborgen sind. Daher können wir in den Stürmen auch das Wirken böser Mächte sehen.

Das gilt auch für den Sturm, der das Schiff trifft, auf dem Paulus sich befindet. Satan weiß, dass Paulus auf dem Weg nach Rom ist, um dort Gott vor dem Kaiser zu bezeugen. Satan beherrschte diesen Kaiser, so dass das Reich, über das der Kaiser herrschte, in Wirklichkeit von Satan regiert wurde (vgl. Lk 4,5 mit Lk 2,1). Paulus ist auf dem Weg, um diesem satanischen Menschen das Evangelium zu verkündigen. Das verstärkt das Wüten Satans, diese Reise zu verhindern. Doch Paulus kommt dort an und erfüllt diese Verkündigung während zwei Gefangenschaften in Rom (Phil 1,12; 13; 2Tim 4,17).

Wie gesagt gibt die Reise des Paulus nach Rom auch einen Eindruck wieder von der Entwicklung der Gemeinde nach den ersten dreißig Jahren. Die Reise geht von Jerusalem nach Rom und skizziert symbolisch den Zustand der Christenheit, die in Jerusalem entstand und völlig zur römischen Kirche abgleiten würde, wo die bekennende Kirche ihr Ende finden wird (Off 17.18). Auf diesem Weg ist Paulus als Repräsentant der Wahrheit der Gemeinde ein Gefangener. Bei der Betrachtung dieses Kapitels werden wir dazu verschiedenen Aspekten begegnen.

Ein ruhiger Anfang und Gegenwind

Paulus hat sich auf den Kaiser berufen und soll zum Kaiser gehen. Zu gelegener Zeit wird beschlossen, dass die Reise nach Italien beginnt. Am Gebrauch des Wortes „wir“ erkennen wir, dass Lukas auch mit an Bord geht. Er geht nicht als Gefangener mit, sondern um Paulus auf dem Schiff zu begleiten. Paulus ist ein Gefangener; er, der der Träger des christlichen Bekenntnisses ist. Er ist kein freier Mann mehr. Als Anwendung für unser persönliches Leben können wir festhalten: Wenn das Wort Gottes nicht mehr in seiner vollen Wirksamkeit auf uns einwirken kann, ist das ein Vorbote des Schiffbruchs.

Der Mann, der dafür sorgen soll, dass Paulus zusammen mit einigen anderen Gefangenen sicher in Rom ankommt, ist ein Hauptmann der „kaiserlichen Schar namens Julius. Das betont, dass Paulus ein Gefangener des Kaisers in Rom ist. Julius wählt ein Schiff aus, dessen Route nach Rom führt. Dann macht sich das Schiff auf eine lange Reise.

Außer Lukas ist auch Aristarchus an Bord. Aristarchus hat sich freiwillig entschieden, Paulus und Lukas auf ihrer Reise zu begleiten. Dadurch macht er sich eins mit der Schmach des Evangeliums. Er hat mit Paulus für das Evangelium gelitten (Apg 19,29) und wird in Rom freiwillig die Gefangenschaft mit Paulus teilen (Kol 4,10).

Der Anfang der Reise sieht durchaus nicht bedrohlich aus. Julius behandelt Paulus freundlich. In der Anfangszeit hat die Gemeinde von Seiten der weltlichen Obrigkeit nicht viel zu leiden gehabt. Sie hat die Gemeinde sogar in Schutz genommen, so wie wir das in der Apostelgeschichte verschiedene Male bei Paulus gesehen haben.

In Sidon darf Paulus die Gläubigen besuchen, die Lukas „Freunde“ nennt. An vielen Orten hatte sich solch eine Gemeinschaft von Menschen durch die Gnade des Herrn gebildet. Wo die Liebe der Brüderschaft vorhanden ist, kann von Freunden gesprochen werden (3Joh 15). Paulus geht dorthin, um sich von ihnen versorgen zu lassen; er genießt die Freude freundlicher Aufmerksamkeit. Sie werden ihm sicher das Nötige für seinen Körper gegeben haben. Diese körperliche Erquickung wird eine noch größere geistliche Erquickung für ihn gewesen sein.

Nach dieser körperlichen und auch geistlichen Erquickung wird die Reise fortgesetzt. Dabei erfahren sie Gegenwind, was sie zwingt, nahe an Zypern vorbeizufahren. Gegenwind oder Sturm bedeuten noch nicht, dass du nicht auf dem Weg des Herrn bist. Der Herr Jesus war selbst ebenfalls in einem Sturm. Wichtig ist nur, den vorsichtigsten Kurs zu fahren, nahe an einem möglichen Hafenplatz.

Danach wird das Meer vor Zilizien und Pamphylien durchsegelt, wo Paulus auch auf seiner ersten Missionsreise während seiner Rückreise ins syrische Antiochien gefahren ist (Apg 14,24-26). Alle diese Namen werden wohl Erinnerungen bei dem Apostel wachgerufen haben und ihn zu (zusätzlichem) Gebet für die Gläubigen in diesen Gegenden veranlasst haben. Dann kommen sie nach Myra in die Provinz Lyzien an die Südküste Kleinasiens.

Eine schwierige Überfahrt

In Myra muss das Schiff gewechselt werden. Der Hauptmann geht auf die Suche nach einem Schiff, das nach Italien fährt. Er findet ein Schiff aus dem ägyptischen Alexandria. Der Hauptmann geht mit seinen Gefangenen hinüber auf ein ägyptisches Schiff. Das bedeutet, dass dieses Schiff zum Schiff des christlichen Zeugnisses wird. In der Schrift sehen wir in Ägypten im Allgemeinen ein Bild der Welt. Durch den Wechsel des Gefangenen Paulus zu diesem Schiff sehen wir bildlich, wie die Welt Einfluss auf die Kirche bekommt. Die Welt nimmt die Kirche in sich auf. Auf dieses Schiff vertraut die ganze Besatzung, doch wie wird dieses Vertrauen beschämt. Über dieses Schiff kommt ein großer Sturm, und am Ende geht es verloren. Es wird noch alles versucht, das Schiff fahrend oder treibend zu erhalten, und zwar solange, bis es keine Rettung mehr gibt.

Das erste Kennzeichen der Fahrt mit diesem Schiff ist, dass es nur langsam vorwärts geht und mit Mühe gefahren wird, weil ihnen der Wind entgegen ist. Geistlich angewendet sehen wir, dass in der Gemeinde Trägheit, Gegenwind und Mühe verursacht werden durch das Festhalten an religiösen Formen (Heb 5,11; 12) und falscher Lehre (Eph 4,14). Diese Dinge hindern das geistliche Wachstum. Dann wird es Zeit, zur Besinnung zu kommen und nicht weiterzumachen, sondern uns vor den drohenden Gefahren warnen zu lassen.

Das ist der Augenblick, wo Paulus aufsteht, um eine Warnung auszusprechen. Die Zeit war angebrochen, dass das Segeln gefährlich wurde. Durch den Gegenwind war viel Zeit verlorengegangen. Lukas erwähnt, dass auch „die Zeit des Fastens schon vorüber war“, womit er das Fasten des großen Versöhnungstages bezeichnet. Dieses Fasten fiel auf Ende September, Anfang Oktober. Das ist eine Zeit, in der es gefährlich wurde, weiterzufahren. Die darauffolgende Winterzeit war noch viel gefährlicher.

Wir haben Paulus auf dieser Reise noch nichts sagen hören, doch jetzt meldet er sich zu Wort. Er sagt, was er voraussieht, was geschehen wird, wenn die Reise fortgesetzt wird. Er konnte das sagen, weil der Herr es ihm in seinem Umgang mit Ihm gesagt hatte. Er konnte das auch wegen seiner großen Erfahrung mit Seereisen sagen. Er war an Schiffsreisen gewöhnt. Er hat die Gefahren des Meeres kennengelernt und hat auf drei Schiffsreisen sogar Schiffbruch erlitten (2Kor 11,25; 26). Er hatte also durchaus Ahnung von der Seefahrt. Paulus sagt oder denkt nicht, dass schon alles klappen wird oder dass er schon gerettet werden wird, weil er ja die Garantie vom Herrn hat, in Rom anzukommen. Das sagt ja noch nichts über die Mannschaft aus, für die er Sorge empfindet.

Auch hier liegt die Anwendung bezüglich der Entwicklung der christlichen Kirche auf der Hand. In seinen Briefen warnt er vor Stürmen, die an das Schiff schlagen werden (1Tim 4,1-3; 2Tim 3,1-9; vgl. Apg 20,29; 30). Wer sich nicht warnen lässt, wird großen Schaden im Glaubensleben nehmen und möglicherweise sogar Schiffbruch erleiden.

Alle Hoffnung auf Rettung dahin

Der Rat des Paulus wird in den Wind geschlagen. Daraufhin schweigt er und öffnet seinen Mund erst wieder in Apg 27,21. So hat die bekennende Kirche ebenfalls nicht auf Paulus gehört, und das ist die Ursache des Verfalls. Die Warnungen, die wir in der Schrift finden, werden in den Wind geschlagen. Die christlichen Führer, die behaupten, es zu wissen und ein Diplom vorzeigen können, haben in der Kirche das Ruder in der Hand. Die Folge ist, dass das Schiff zur Beute der Naturelemente wird, führungslos und ohne irgendein Licht.

Es ist eine Situation, die wir in der Kirchengeschichte im dunklen Mittelalter wiedererkennen. Da wurde das Wort Gottes völlig verachtet, nur das Wort von Menschen zählte. Die Kirche lehrte, und das Kirchenvolk schluckte es. Es gab eine Geistlichkeit, die dem Volk vorschrieb, wie die Bibel gelesen werden musste. Diese Situation finden wir besonders in der römisch-katholischen Kirche, doch diese Dinge finden wir auch in den protestantischen Kirchen. Die Probleme werden auf menschliche Weise behandelt und menschliche Lösungen werden eingesetzt. Nach demokratischem Grundsatz beschließt die Mehrheit.

So war es auch an Bord des alexandrinischen Schiffes, wo Paulus zwar anwesend war, doch man hörte nicht auf ihn. Allgemein ist man der Meinung, dass der Hafen zum Überwintern nicht geeignet sei. Wenn es jedoch darauf ankommt, was vernünftig ist, finden die meisten es ratsam, abzufahren und nach Phönix zu gelangen, um dort zu überwintern. Wenn dort steht, dass das befolgt wurde, was „die meisten“ rieten, heißt das auch, dass es Menschen gab, die lieber dem Rat des Paulus gefolgt wären. Sie bildeten allerdings eine Minderheit.

Nachdem das Schiff den Hafen verlassen hat, scheinen die ersten Erfahrungen dem, was „die meisten“ rieten, Recht zu geben, also nicht Paulus. Bei dem sanften Südwind vermutete niemand, was für ein starker Charakter in dem Mann Paulus steckte. Das wird offenbar, als ein Wirbelsturm aufkommt. Nun übernimmt der Passagier und Gefangene Paulus die Führung. Er entscheidet und gibt Anweisungen, die über Tod oder Leben für alle entscheiden.

Der Eindruck einer richtigen Entscheidung hält nicht lange an, denn kaum sind sie unterwegs, zieht von der Insel her plötzlich ein nordöstlicher Wirbelsturm auf, Eurakylon genannt. Der Sturm ist so heftig, dass das Schiff nicht auf Kurs gehalten werden kann. Die Mannschaft ist gegenüber dieser Naturgewalt machtlos. Sie überlassen das Schiff den Launen der Natur. Das ist ein treffendes Bild von einer Kirche, die von jedem Wind der Lehre umhergetrieben wird. Besonders die römisch-katholische Kirche ist „eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes und ein Gewahrsam jedes unreinen und gehassten Vogels“ (Off 18,2).

Das einzige Rettungsmittel ist das Beiboot. Das Beiboot ist der Fluchtweg für den Augenblick, wenn es schief zu gehen droht. Darüber will der Mensch die Kontrolle behalten, was bis zu einem gewissen Punkt gelingt. Doch alle Fluchtwege und Sicherheitsmaßnahmen bringen das Schiff nicht an Land. Der Sturm rast unvermindert weiter. Eine andere Vorsichtsmaßnahme besteht darin, das Schiff zu umgürten. Dadurch sollen die Bretter des Schiffes zusammengehalten werden, so dass es ein Ganzes bleibt. Das Umgürten des Schiffes ist vergleichbar mit den äußeren Mitteln, mit denen man versucht, die Kirche als Schiff über Wasser zu halten, z. B. durch Konzile. Doch trotz dieser Maßnahmen bleibt das Schiff führungslos.

Da auch die Gefahr groß ist, in die Syrte verschlagen zu werden, wird das Takelwerk niedergelassen. Was noch irgendwie helfen konnte, das Schiff auf Kurs zu halten, aber was der Sturm nun in seine Macht bekommen hat, wird herabgelassen. Obwohl das möglicherweise eine direkte Gefahr verhindert, bietet es keine wirkliche Rettung. Der schädliche Sturm hält an.

Das veranlasst die Mannschaft dazu, die Ladung am nächsten Tag über Bord zu werfen. Vielleicht war es ein Teil des Korns, dessen Rest in Apg 27,38 über Bord geworfen wird. Am dritten Tag werden das niedergelassene Takelwerk und der Rest des Schiffsgeräts weggeworfen. Auf diese Weise wird dem Sturmwind möglichst viel Angriffsfläche genommen. Alles, was über Bord geht, sei es nun ein Teil des Schiffes oder der Ladung, beraubt das Schiff seines Wertes und seiner Funktion.

So hat die christliche Kirche im Lauf der Jahrhunderte immer mehr von ihrem Wert nach Gottes Gedanken und von ihrer Bestimmung für Gott und gegenüber der Welt verloren. Denken wir nur an den „dritten Tag“, der an die Auferstehung des Herrn Jesus erinnert. Ist der nicht beinahe in der gesamten Christenheit über Bord gegangen? Das kann bedeuten, dass die Auferstehung radikal geleugnet wird oder auch, dass das orthodoxe Bekenntnis zwar vorhanden ist, jedoch die entsprechenden Konsequenzen für das Glaubensleben völlig fehlen.

Wenn diese Säule des Glaubens umgehauen wird, ist die Folge, dass der Glaube keine Nahrung mehr für das Herz bietet und dass man in völliger geistlicher Finsternis umherirrt. Man sieht kein himmlisches Licht mehr. Was kennzeichnend war für das dunkle Mittelalter, weil das Wort Gottes dem Volk vorenthalten wurde, ist auch kennzeichnend für die heutige Christenheit. Da ist nichts mehr, woran der Christ seinen Kurs ausrichten kann. Die Hoffnung auf Errettung, die Rettung aufgrund des Glaubens ist verschwunden.

Aufkeimende Hoffnung

Doch wenn alle Hilfsmittel versiegen, bleibt Gott. Er führt das Schiff zu dem Ort, wo Er es haben will. Jetzt ist der Weg für Paulus geöffnet, um als Sprachrohr Gottes aufzustehen und sich in die Mitte zu stellen. Wir sehen hier, wie eine Situation entsteht, in der das Wort Gottes wieder in den Mittelpunkt rückt. Wenn es lange Zeit keine Nahrung gegeben hat, bekommt das Wort wieder Nährwert. Hier sehen wir das „sola scriptura“ (allein die Schrift) der Reformation. Hier entsteht wieder Hoffnung auf Rettung (Apg 27,22).

Als Paulus zu sprechen beginnt, erinnert er sie zunächst daran, dass sie sich geweigert haben, auf ihn zu hören. Er erinnert sie also an ihren Ungehorsam. Das Wort sagt zuerst einmal, was falsch gelaufen ist. Hören wir als Gemeinde auf den Herrn Jesus, wenn Er zu uns sagt, dass wir etwas falsch gemacht haben? Paulus sagt das nicht, um ihnen zu zeigen, wie dumm sie waren, sondern um den wahren Grund des Elends zu verdeutlichen, in dem sie sich befanden. Jeder sollte gut begreifen, dass er die Dinge richtig gesehen hatte und dass ihre Versuche alle misslungen waren. Wenn sie einsehen, dass ihre Weisheit zunichte ist (Ps 107,27), werden sie nun in Zukunft gern auf ihn hören und seinen Befehlen folgen. Wir können allen schweren Zeiten in unserem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben vorbeugen, wenn wir auf das Wort Gottes hören.

Paulus beginnt erst zu sprechen, nachdem er von Gott eine Mitteilung erhalten hat, nicht früher. Er rügt nicht nur, sondern hat auch ermutigende Worte (5Mo 31,6; 7; 23). Inmitten der Erwartung des Todes werden Worte der Hoffnung und des Lebens gehört. Er ermutigt sie, indem er ihnen voraussagt, dass alle überleben werden. Nur das alexandrinische Schiff wird verlorengehen. In dieser Geschichte sehen wir das Sprichwort bewahrheitet: „Gott hat uns keine ruhige Überfahrt verheißen, wohl aber eine sichere Ankunft.“ In den Worten des Paulus an das Schiffsvolk hören wir die Sicherheit, die es für den Gläubigen gibt, dass keine Macht ihn von der Liebe des Christus und der Liebe Gottes scheiden kann (Röm 8,35-39).

Paulus erläutert, warum er so sprechen kann. Er hat Besuch von einem Engel Gottes bekommen, das ist der Gott, dessen völliges Eigentum er ist, der Gott, dem er mit allem dient, was er ist und hat. Das ist in diesen Umständen ein vielsagendes Zeugnis. Er berichtet von der Zusage, die er von diesem Gott für sich persönlich bekommen hat. Zugleich kann er berichten, dass Gott in Verbindung damit versprochen hat, dass auch alle, die mit ihm fahren, gerettet werden sollen. Durch die Treue wahrer Christen ist häufig schon vielen Rettung zuteilgeworden, sowohl Sündern als auch abgewichenen Gläubigen. Wer mit Paulus fährt, also in Übereinstimmung mit dem, was Paulus geschrieben hat, kommt mit Paulus unversehrt ans Ziel.

In Apg 27,25 wiederholt er seinen Ansporn von Apg 27,22, guten Mutes zu sein. Das Glaubensvertrauen wird angesprochen. Das sehen wir bei den Reformatoren, die die Schrift wiederentdeckt haben. Es ist der Mut des Glaubens an die Schrift. Das Wort Gottes ist zuverlässig und vertrauenswürdig. Das bedeutet nicht, dass es keine Schwierigkeiten geben wird und dass sie selbst nichts mehr zu tun hätten. Das bedeutet auch nicht, dass Gott alle Einzelheiten beschreibt und es keine Überraschungen mehr gibt. Gott teilt immer nur so viel mit, dass wir Ihm völlig vertrauen können, dass Er uns sicher nach Hause bringt. Andererseits hält Er auch Dinge verborgen, um uns in Abhängigkeit von Ihm zu halten. Den Namen der Insel wusste Paulus nicht. Er sagt nicht mehr als das, was er von Gott zu hören bekommen hatte. So bleibt ein Aufblicken auf Ihn. Die Reise ist noch nicht zu Ende. Auch die Reformation war nicht das Ende. Es bricht eine neue Nacht an, ohne Licht.

Gegen Mitternacht

Es ist nicht ohne Bedeutung, dass Lukas über die vierzehnte „Nacht“ spricht. Das verdeutlicht am besten das Erleben der Schiffsleute. Die Anzahl der Tage ist nicht vergessen worden. Auch die Zeit wurde notiert. Es ist Mitternacht, als die Seeleute vermuten, dass Land nahe ist. Das heißt, dass Rettung naht.

Der Ausdruck „Mitternacht“ ist ein prophetischer Ausdruck, der in Verbindung mit dem Kommen des Herrn als Bräutigam gebraucht wird (Mt 25,6). Diesen Ausdruck können wir also mit dem baldigen Kommen des Herrn in Verbindung bringen. In diesem Sinne können wir sagen, dass das Land nahe ist, nämlich das himmlische Land. In diesem Zusammenhang ist auch der Tag nahe, der Tag, an dem Er erscheint. Alle an Bord verlangen danach, dass es Tag wird (Apg 27,29).

Um die Tiefe des Wassers festzustellen, wird ein Senkblei ausgeworfen. Die erste Messung ergibt, dass das Wasser zwanzig Faden tief ist, das sind sechsunddreißig Meter. Als das Senkblei ein zweites Mal ausgeworfen wird, zeigt sich, dass das Wasser nur noch 15 Faden tief ist, das sind siebenundzwanzig Meter. Das Wasser wird stets flacher. Das bedeutet, dass das Land näherkommt.

Wenn wir das auf die Situation in der Christenheit anwenden, können wir das Senkblei mit dem Wort Gottes vergleichen. Wenn wir nun das Senkblei des Wortes auswerfen, messen wir vielleicht noch fünf Faden oder weniger. Auch für uns kommt das Land immer mehr in Sicht. Es ist auch unser Verlangen, dass es Tag wird, denn der Tag bedeutet Rettung für das ganze Volk Gottes (vgl. Röm 13,11; 12). Die erbärmlichen Entwicklungen der Christenheit und alle Versuche, das Boot fahrtüchtig zu halten, sind jämmerlich gescheitert. Das Einzige, was übrig bleibt, ist das Verlangen nach dem Tag.

Es gibt auch eine andere Seite. Das ist die Seite der Verantwortung. Niemand kann aufgrund eigener Initiative gerettet werden. Es gilt, gemeinsam gerettet zu werden, und zwar alle auf demselben Weg. Das Handeln der Seeleute, heimlich mit dem Beiboot zu entwischen, steht im Widerspruch zum Glaubensvertrauen, das Paulus angesprochen hat.

Diejenigen, die es so gut wussten und den Kurs bestimmten, wollen die Sache im Stich lassen. Das kann für die Zurückbleibenden schockierend sein. Paulus verhindert das. Für ihn gehören sie dazu, und auch sie sollen gerettet werden, doch dann müssen sie auch bei Paulus im Schiff bleiben und das tun, was er sagt. Gott hatte gesagt, dass alle gerettet würden, und zwar auf seine Weise. Dieses Kapitel zeigt in allem auch die Geschichte der Treue Gottes. Er wird mit seinem Volk zu seinem Ziel kommen.

Nun hört man auf Paulus. Inmitten aller Umstände, die durch den Sturm verursacht werden, steht Paulus wie ein Fels in der Brandung. Im Sturm glaubt man seinem Wort. Sein Wort ist der Beweis dafür, dass er Recht hat. Glaubensleute erweisen sich als Menschen des Glaubens in den Stürmen. Wenn es keine Stürme gäbe, könnten wir unseren Glauben nicht zeigen.

Paulus ermuntert Nahrung zu sich zu nehmen

Als der Tag anbricht, fordert Paulus alle auf, Nahrung zu sich zu nehmen. Paulus hat einen Blick für die körperlichen Anstrengungen, die alle mitgemacht haben. Geistliche Führerschaft hat ein Auge für den ganzen Menschen. Er hat die Tage gezählt, an denen sie nicht gegessen haben (vgl. Mk 8,2). Für ihn ist es nicht die vierzehnte Nacht (Apg 27,27), sondern der vierzehnte Tag. Er erweist sich als jemand, der von dem Tag ist (1Thes 5,8).

Auch in geistlicher Hinsicht ist die Aufforderung wichtig, Nahrung zu sich zu nehmen. Sie dient zur Erhaltung (o. Errettung). Mehr als je zuvor haben Gläubige es in der geistlichen Finsternis nötig, das Wort Gottes zu lesen, und zwar als Nahrung für ihre Seele. König Saul verbot, im Kampf Nahrung zu sich zu nehmen. Jonathan fand, dass das ein törichtes Verbot war (1Sam 14,28-30). Die Nahrung des Wortes gibt Kraft zur Erhaltung (2Tim 3,15).

Das Wort „retten“ ist ein Schlüsselwort in dieser Geschichte. Auch entgegengesetzte Worte wie „verlorengehen“ oder „nicht gerettet werden“ kommen mehrmals vor. Gott hätte sie in ihrem geschwächten Zustand retten können, ohne dass sie etwas aßen. Doch er „rettet“, indem sie Nahrung zu sich nehmen. Er handelt so, wie Er will. Wir können das Handeln Gottes nicht in Schemata pressen. Er handelt souverän und rettet hier auf natürliche Weise. Sie brauchten Kraft, um später schwimmen zu können.

Dass kein Haar von ihrem Haupt verloren gehen würde, weist auf eine neue Zeitspanne in der Kirchengeschichte hin, und zwar eine Zeit der Erweckung im 18. und 19. Jahrhundert. Es ist die Zeit, die der Erweckung durch die Reformation folgt, in der der Zugang zum Wort Gottes wieder geöffnet wurde. Es ist eine Bewegung des Bibelstudiums: Die Bibel wird in ihrem Zusammenhang gelesen, vor allen Dingen im Hinblick auf die Zukunft Israels und das Kommen des Herrn. Das Wort wurde wirklich wieder Nahrung. In der Zeit wurden auch viele Bibelkommentare geschrieben. Es fand geistliches Wachstum und Jüngerschaft statt.

Zuvor hieß es, dass kein Leben verlorengehen würde (Apg 27,22), nun sagt Paulus, dass kein Haar des Hauptes verlorengehen würde. Das weist auf die zunehmende Erkenntnis der Gläubigen hin, welche Sicherheit sie in Christus haben. Diese Entwicklung findet auch im Leben des einzelnen Gläubigen statt, der die Schrift studiert.

Die Aufforderung des Paulus, diese Nahrung zu sich zu nehmen, gilt unvermindert bis heute. Auch als Gemeinde müssen wir diese Aufforderung immer wieder zu Herzen nehmen, gemeinsam Gottes Wort zu lesen, um dadurch genährt zu werden. Wir haben das alle nötig. Wir müssen einander ermutigen, die Zusammenkünfte zu besuchen, wo das Wort Gottes verkündigt wird.

Paulus ist selbst ein gutes Vorbild. Nachdem er alle aufgefordert hat, nimmt er selbst Brot, dankt Gott in Gegenwart aller dafür, bricht ein Stück davon ab und beginnt zu essen. Wir haben hier ein Vorbild in praktischer Hinsicht, wie wir handeln sollten, wenn wir in der Öffentlichkeit eine Mahlzeit zu uns nehmen (1Tim 4,5; 6). Davon geht ebenfalls ein Zeugnis aus. Paulus schämte sich nicht, es laut zu tun. So etwas tut ein Mann mit geistlicher Kraft. Die Worte des Paulus und sein Vorbild taten allen gut. Sie bekamen dadurch wieder Mut und Lust zum Essen. Die Lust zum Essen war ihnen vergangen. Wenn man dem Tod ins Auge sieht, hat man keinen Hunger.

Wenn wir das auf die Gemeinde anwenden, können wir darin ein Bild der Anbetung und der Gemeinschaft am Tisch des Herrn sehen. Das waren Dinge, die in der Zeit der Erweckung auf besondere Weise in den Vordergrund kamen.

Dann erwähnt Lukas auf einmal die genaue Anzahl der Seelen, die an Bord des Schiffes sind. Warum tut er das hier? Warum tat er das nicht bereits früher, sondern erst ganz am Ende? Wenn wir davon ausgehen dürfen, dass uns dieses Kapitel in vieler Hinsicht die Geschichte der Gemeinde auf der Erde vorstellt, hat die Nennung der genauen Anzahl an dieser Stelle der Geschichte eine Bedeutung, die in Verbindung mit der Erweckung im 18. und 19. Jahrhundert steht. War es nicht eine der großen Entdeckungen der Erweckung, dass alle Gläubigen zusammengehören, wo sie auch sind? Durch das Studium des Wortes durch die, die sich dem Wort gläubig unterwarfen, stellte der Heilige Geist erneut den einen Leib als eine lebendige Wahrheit vor die Herzen dieser Gläubigen.

Das Schiff zerschellt

Nun ist der Augenblick da, dass die Schiffsleute mit Nahrung gesättigt sind. Es ist bezeichnend, dass sie in diesem Augenblick das Korn über Bord werfen. Das sehen wir auch in der Geschichte der Gemeinde. Nach einer Zeit großen Verlangens nach dem Wort Gottes folgt eine Zeit der Sättigung. Das ist mit zwei Zeitabschnitten vergleichbar, die wir in Offenbarung 3 beschrieben finden, und zwar in den Sendschreiben an Philadelphia und Laodizea.

Philadelphia zeigt uns die Zeit der Erweckung. Laodizea zeigt uns die Zeit, die auf die Erweckung folgt. In Philadelphia gibt es warme Liebe für den Herrn, die in der Liebe zu seinem Wort zum Ausdruck kommt (Off 3,8; 10). In Laodizea ist Sättigung, wodurch die Liebe abgekühlt ist zu Lauheit und Anmaßung (Off 3,15-17). Dort findet sich Gleichgültigkeit gegenüber der Nahrung des Wortes Gottes. Man hat das Wort über Bord geworfen. Das Glaubensgut wird weggeworfen. Das tun die, die bezüglich des Glaubens Schiffbruch erleiden. Die Wahrheiten des christlichen Glaubens werden nicht mehr wertgeschätzt.

In früheren Jahren hat sich das Christentum stets ausgebreitet, doch jetzt gibt es einen Rückgang des Christentums in den Ländern, wo zuvor eine Aufwärtsentwicklung stattfand. Nun breitet sich das Christentum aus in der dritten Welt. In den christlichen Ländern zeichnet sich der große Abfall ab.

Wenn das Wort Gottes keine Nahrung mehr ist, verschwindet auch das Erkennen des Landes beim Anbruch des Tages. Die Anker werden gekappt. Die christliche Hoffnung wird preisgegeben (Heb 6,18; 19). Es wird von den Kanzeln gepredigt, dass mit dem Tod alles aus sei.

Es gibt zwar noch Versuche, das Schiff mit einer sanften Landung auf den Strand auflaufen zu lassen, doch diese scheitern an einer Sandbank. Auf dieser setzt das Schiff auf und bricht schließlich in zwei Teile. Der eine Teil sitzt unbeweglich fest, der andere Teil wird völlig zu Brettern und Wrackteilen auseinandergeschlagen.

Dieses Bild sehen wird auch in der Endzeit. Der eine Teil des Schiffes, der erhalten bleibt, stellt die Ökumene dar, in der man um jeden Preis eine Einheit bilden will. Der andere Teil ist die Zersplitterung in zahllose Sekten, in denen man sich um jeden Preis absondert von allem, was nicht mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt (Jud 1,17-19).

Alle kommen gerettet an Land

Kurz vor dem Ende entsteht noch die große Gefahr, dass doch nicht alle gerettet werden können. Nachdem es so scheint, dass die Schiffsbesatzung gerettet werden kann, droht doch noch alles schiefzulaufen. Die Soldaten fassen nämlich den Entschluss, die Gefangenen zu töten, da sie denken, dass diese entwischen können, wenn sie einmal an Land sind. Das würde sie selbst das Leben kosten, denn sie mussten mit ihrem Leben für das Leben der Gefangenen einstehen.

Doch auch dann sehen wir, dass Gott in seiner Vorsehung den Hauptmann gebraucht, die Soldaten von ihrem Vorhaben abzuhalten. Der Hauptmann gibt den Schwimmern Befehl, als erste über Bord zu springen. Die anderen können dann mit Hilfe der Bretter und Wrackteile versuchen, vom Schiff aus an Land zu kommen.

Gott verlangt manchmal von uns, dass wir in geistlicher Hinsicht schwimmen oder uns an einem Stück Treibholz festhalten. Das ist der Fall, wenn wir in Umstände kommen, in denen wir keinen Boden mehr unter den Füßen haben. Wie es auch gewesen sein mag, alle kommen wohlbehalten an Land. Alle, die mit Paulus reisten, erreichen das Endziel.

So werden alle Kinder Gottes, alle Glieder der Gemeinde einmal im himmlischen Vaterland ankommen. Alles, worauf der Mensch im Blick auf eine ungefährliche und sichere Reise vertraute, ist dann nicht mehr da. Was übrigbleibt, ist allein die Gnade Gottes, derer man sich rühmen kann, denn nur dadurch werden all die Seinen das Endziel sicher erreichen.

© 2023 Autor G. de Koning

Kein Teil der Publikationen darf – außer zum persönlichen Gebrauch – reproduziert und / oder veröffentlicht werden durch Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder irgendwelche andere Weise ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Daniel-Verlages, Retzow, Deutschland, oder des Autors.



Bible Hub


Acts 26
Top of Page
Top of Page