Deuteronomy 32 Kingcomments Bibelstudien EinleitungDas Buch hat einen herrlichen Schluss. Es endet mit einem eindrücklichen Lied und einem großen Segen. Das Lied mündet in einen Lobgesang, weil Gott letztendlich über Bitten und Verstehen Wiederherstellung gibt. In diesem Lied, das ein Lehrlied ist, lernen wir zwei Dinge, denen wir schon oft begegnet sind: Wer wir selbst sind und wer Gott ist. Wir haben nötig, das immer tiefergehender zu lernen. Für diese Belehrung sind die Unterweisungsstunden am Ende der Wüstenreise und an der Grenze des Landes eine ideale Gelegenheit. Mose beschreibt in diesem Lied die ganze Geschichte Israels einschließlich der Zukunft: Ihre Entstehung und ihre Annahme durch den HERRN, ihre Undankbarkeit und ihren Abfall, ihre Dahingabe an die Heiden, ihre Wiederannahme durch den HERRN und den letztendlichen Segen und die Erhöhung des Volkes im Friedensreich. Aufruf zum HörenHimmel und Erde werden in diesem Lied mit einbezogen (Jes 1,2a; Mich 1,2), weil die Lehre, die Mose bringt, das ganze Weltall angeht. Das Resultat am Ende wird zeigen, dass der Herr Jesus regieren wird über alles, was im Himmel und auf der Erde ist (Eph 1,10). Darauf deutet das Lied hin. Es ist der Bereich, in dem seine Gerechtigkeit offenbar werden soll. Lehre wie RegenDas Lied hat den Charakter von „Regen“, „Tau“, „Regenschauer“ und „Regengüsse“. Das spricht von Erquickung, Befruchten und Leben. Es ist das Verlangen Moses, dass dies die Auswirkungen seines Liedes in den Herzen der Israeliten sein werden. Seine Lehre kommt zuerst wie Tropfen, Tropfen auf Tropfen, sehr allmählich. Sie ist für die Ohren und für das Herz zunächst sanft und lieblich wie Tau. Danach schwellen die Tropfen an zu einem Regenschauer, bis schließlich das Wasser in Strömen von Regengüssen herniederfließt. Die Unterweisung des Wortes Gottes, die Lehre, ist auf vielerlei Weise eine Erquickung, die erfahren wird durch den Gehorsam gegenüber den Ermahnungen. Gott hat mehrere Lehrer, die alle ihre eigene, kennzeichnende Art und Weise in der Verkündigung haben. Er will sie alle gebrauchen, um sein Volk zu erquicken. Was zunächst nicht wie eine Erquickung aussieht, wie beispielsweise der Verweis auf die Untreue des Menschen, wird aber dann zu einer Erquickung, wenn der Mensch die Ermahnung anerkennt. Zustimmung zur Wahrheit Gottes über das, was der Mensch ist, erleichtert direkt das Gewissen und erquickt den Geist. Es ist der Regen vom Himmel, der Regen des Segens (5Mo 11,11). Gottes GrößeMose erhält die Worte dieses Liedes vom HERRN, er steht sozusagen neben dem HERRN. Er sieht Ihn und sieht das Handeln des Menschen mit den Augen des HERRN. Wenn Mose so dicht bei Ihm steht, muss er notwendigerweise zuerst die Größe des HERRN (Ps 150,2) in seinen herrlichen Eigenschaften beschreiben. Es macht den Kontrast zwischen dem HERRN und dem Menschen nur noch größer zugunsten der Majestät Gottes, sowohl in seinem Wesen als auch in seinen Wegen. Mose steht tief unter dem Eindruck des HERRN und ruft seinen Namen aus. Das ist kein eitler Gebrauch, sondern eine Verkündigung seines Namens. Der Name beinhaltet alles, was Gott ist. Dem kann doch nicht etwas hinzugefügt werden? Und doch ruft Mose diesen Namen aus, um Gott die Ehre zu geben. Das gleicht dem, was Johannes hinsichtlich seines Verhältnisses zu dem Herrn Jesus sagt: „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“ (Joh 3,30). Hinsichtlich der Größe Gottes kann durch uns nichts hinzugefügt werden, aber wir können wohl immer wieder einen tieferen Eindruck davon bekommen und Ihm das auch sagen. Gott ist der Fels, wir sind Staub. All unser Handeln bringt keine Veränderung der Stabilität Gottes und seines Thrones. Das ist der Friede Gottes. Er ist der Fels und sein Werk ist vollkommen, es fehlt an nichts (Pred 3,14a). Alle Seine Wege sind recht (Hos 14,10) und kein Unrecht ist in Ihm (Ps 92,16). Er ist „gerecht“ in seinen Verheißungen und „gerade“ in Bezug auf ihre Erfüllung. Beide Eigenschaften sind am Kreuz zu sehen, als Christus Gottes gerechte Forderungen erfüllte und dadurch den Weg freigemacht hat zu einer wahrhaftigen Erfüllung aller Verheißungen Gottes. Darum sind in Christus alle Verheißungen „Ja und Amen“ (2Kor 1,20). Gottes Sorge für sein VolkDie Haltung des Volkes ist eine der größten Dummheiten, denn in einer solchen Haltung kann Gott sie nicht als seine Söhne anerkennen (vgl. 5Mo 14,1). Ein guter Sohn ähnelt seinem Vater, aber in diesem Volk erkennt Gott nichts von sich selbst. Er nennt sein Volk „ein verkehrtes und verdrehtes Geschlecht“. Dieselben Worte benutzt Paulus, als er über die Welt spricht (Phil 2,15). Das deutet darauf hin, dass Gottes Volk der Welt gleich geworden ist. Dasselbe sehen wir in der Christenheit. Gleichförmigkeit mit der Welt ist das größte Übel, an dem wir leiden. Das kommt zum Ausdruck in der Art und Weise unseres Redens, wie wir miteinander umgehen und welchen Dingen wir nachstreben. Wenn wir uns so verhalten, kann Gott uns nicht als seine Kinder anerkennen (2Kor 6,17; 18). Die Anklage Gottes gegen sein Volk wird als Frage formuliert. Das müsste ihr Gewissen ansprechen und sie dazu bringen, darüber nachzudenken. Mit diesem Ziel stellt Gott häufig Fragen an den Menschen (1Mo 3,9; 1Mo 4,9) oder an sein Volk (Mich 6,3; 4). Über Gott als Vater wird im Alten Testament nur einige Male gesprochen (5Mo 32,6; Jes 63,16; Jes 64,7; Mal 2,10). Immer geht es um seine Haltung zu seinem Volk als Ganzes, wobei Er dann als der Schöpfer, der Ursprung aller Dinge, vorgestellt wird. Er hat das Volk gebildet. Von Grundlegung der Welt an ist Er mit diesem Volk beschäftigt. Das ist ein großer Unterschied zu Gott, dem Vater, im Neuen Testament für die Gläubigen der Gemeinde. Dort geht es ausdrücklich um das persönliche Verhältnis des Gläubigen zu Gott. Wir dürfen Ihn ansprechen als „Abba, Vater“. Dies ist für den einzelnen Israeliten undenkbar. Das Volk wird aufgerufen, an die früheren Zeiten zurückzudenken, an das, was Gott für sein Volk getan hat. Sie müssen ihre Väter und die Ältesten danach fragen. Die werden die mächtigen Taten Gottes in Ägypten und sein Sorgen für sie in der Wüste bezeugen können. Er dachte schon an sie, als Er durch die Sprachverwirrung in Babel die Völker in ihre eigenen Gebiete vertrieb. Jedem Volk stellte er die Grenzen fest (Apg 17,26) „nach der Zahl der Kinder Israel“. Da war noch keine Sprache von einem Volk, aber es bestand schon in dem Ratschluss Gottes, und was in Gottes Ratschluss besteht, ist für Gott ebenso wahr, als ob das Volk schon in Wirklichkeit existiert. In seiner wunderbaren Erwählung und Gnade hat der HERR dieses Volk als sein Erbteil genommen (Ps 33,12). Von Ihm „ist der Erdkreis und seine Fülle“ (Ps 50,12), doch Israel ist in ganz besonderer Weise sein Eigentum. Es ist sein „verschlossener Garten“ (Hld 4,12), dem Er in besonderer Weise seine Liebe zuwendet und von dem Er eine besondere Liebe erwarten darf. Die Erwählung kommt ausschließlich von Ihm selbst und es ist nichts in dem Volk, was Ihm dazu einen zusätzlichen Anstoß gegeben hätte (5Mo 7,7). Er wusste, auf was Er sich einließ. Diese besondere Verbindung hat Gott in Christus in dieser Zeit mit der Gemeinde. Er hat die Glieder der Gemeinde erwählt mit einer ewigen Auserwählung (Eph 1,4; Eph 3,9). Er hat sie gerettet „aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1,13). Um sein Vorhaben, seine Erwählung zu verwirklichen, hat der HERR sie aus Ägypten befreit. Danach hat Er in der Wüste für sie gesorgt und sie gelehrt, wie sie sich in allerlei Umständen zu verhalten haben (Hos 11,1-4). Dazu hat Er ihnen seine guten Satzungen gegeben. Sie sind für Ihn wie der äußerst zarte und empfindliche Augapfel (Sach 2,12b; Ps 17,8a), den Er vor jeder schmerzhaften Berührung schützen will. Jedes Mal, wenn sie zu straucheln drohten, war Er bei ihnen, um sie aufzufangen, so wie ein Adler seine Jungen beschützt, wenn sie fliegen lernen (2Mo 19,4). Bei diesem Beschützen, dem Behüten und Bewahren, war Gott nicht auf die Hilfe anderer angewiesen. Er verfügt über alle Möglichkeiten in sich selbst, um seiner Liebe und seiner Fürsorge für sein Volk Ausdruck zu verleihen und so hat Er völlig selbstständig und eigenmächtig gehandelt. Das ist zugleich ein Argument, um Israel davor zu bewahren, zu anderen Göttern Zuflucht zu nehmen. Dann versetzt Mose sich im Geist hinter den Einzug in das Land und blickt zurück auf Gottes Handeln. Er berichtet, wie der HERR das Volk einherfahren ließ auf den Höhen der Erde, das heißt, mächtige Feinde konnten überwunden werden. Ferner genießen sie dort einen Überfluss an Segen. Das Allerbeste, was Boden, Vieh und Land liefern können, ist ihr Teil. Die reichste Frucht, Honig und Öl, kommt als Beweis von Gottes Wirken aus dem denkbar unfruchtbarsten Boden, der unmöglich bewirtschaftet werden konnte. Das Vieh ist gesund und liefert die beste Milch, aus der auch die reinste Butter produziert werden kann. Das Vieh liefert auch das beste Fleisch. Der Weizen ist von der feinsten und nahrhaftesten Sorte, der Wein ist jedes Jahr von der besten Qualität. Das sind alles Beweise von Gottes Güte, die ihnen aus Gnade geschenkt wurden. Was ist ihre Antwort? Dasselbe gilt für die Gemeinde, die auch im Überfluss die geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern genießen darf. Die herrlichsten Segnungen sind für sie und sie gehen über die von allen anderen Geschlechtern hinaus. Was ist ihre Antwort? Die Undankbarkeit IsraelsDie Antwort auf so viel Güte ist schockierend – wenn wir uns selbst nicht ein wenig kennen. Trotz aller Fürsorge Gottes, aller Maßnahmen und Segnungen, verwirft das Volk Ihn. Sie sinken immer tiefer ab in ihrem Aufstand gegen Gott. Nach dem Ausschlagen gegen Ihn ist nun die Sprache von Verlassen, Verachten, Vernachlässigen und schließlich Vergessen. Widerstand gegen Gott führt am Ende in einen Zustand, in dem Gott keinen Platz mehr hat. Jede Verbindung mit Ihm, dem Felsen, der sie erweckt hat, ist bedeutungslos für sie. Selbst die Gedanken an den Gott, der sie gezeugt hat, sind verschwunden. Mose vergleicht Gott hier mit einem Vater („gezeugt“) und einer Mutter („geboren“). Dieser Niedergang des Volkes Gottes beginnt mit dem Genuss der Segnungen, ohne Gott dafür zu danken. Die Segnungen werden genossen, aber der Geber wird nicht einbezogen. Selbstzufriedenheit steigt im Herzen auf. Es ist die Sprache der Gemeinde in Laodizea: „Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts“ (Off 3,17a). Doch für den Herrn war kein Platz mehr: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an“ (Off 3,20a). Mose nennt das Volk „Jeschurun“, das heißt „der Gerade“ oder „der Rechtschaffene“. Gott hat seinem Volk seine eigenen Merkmale gegeben. Aber statt eine Widerspiegelung von Gott zu sein, rühmt sich das Volk seiner eigenen Gerechtigkeit. Sie haben alle Ehre sich selbst zugeschrieben. Weil der Mensch nicht ohne ein Objekt der Anbetung auskommt, sind sie dem Götzendienst zum Opfer gefallen. Anstatt Ihm treu zu bleiben, der sich ihnen gegenüber so treu gezeigt hat, haben sie sich fremden Göttern zugewandt. Das ist für Gott außergewöhnlich verletzend. Die Opfer, die sie den Göttern bringen, werden von Dämonen in Empfang genommen. Ein Götze von Holz und Stein ist nichts, doch hinter diesen toten Materialien verbergen sich real existierende und lebende böse Geister (1Kor 10,19; 20; Ps 106,36; 37). Das Urteil wird angekündigtWenn Gottes Volk Gott vergisst, muss Er sie verwerfen. Darum geht es in diesen Versen. Er ist gegenüber sich selbst treu und muss sie deshalb richten. Er sagt solche harten Worte gerade deshalb, weil sie seine geliebten Kinder sind. Er verwirft sein Volk, weil es Ihn zuerst verworfen hat. In 5Mo 32,5 hat er bestritten, dass es seine geliebten Kinder sind. Dort sieht der HERR sie an als unverbesserlich und unerreichbar. Hier wird gesprochen über „seine Söhne und seine Töchter“ (5Mo 32,19), nicht als eine Anerkennung seinerseits, dass sie es seien, sondern weil sie vorgeben, es zu sein. Doch Er kann sie als solche nicht anerkennen. Er verbirgt sein Angesicht vor ihnen, das heißt, Er sieht nicht mit Wohlwollen auf sie herab. Er blickt mit Zorn auf sie nieder und wird zuschauen, wie es mit ihnen weitergeht. Als Er die Verbindung mit seinem Volk einging, hatte Er sie Kinder genannt, die nicht treulos sein werden (Jes 63,8). Das ist leider nicht so geblieben. Sie haben sich zu den Götzen gewandt, was Gott zur Rivalität und Eifersucht gereizt hat. Gottes Antwort darauf ist, dass Er sein Volk auch zur Eifersucht reizen wird. Gott benutzt die umliegenden Völker, um sie zu züchtigen und zurückzubringen, aber auch, damit sie eifersüchtig werden. Darum lässt Gott das Heil ausgehen zu den Völkern. Nicht das Gericht durch die Völker, sondern die Gnade für die Völker soll bezwecken, sie zur Einsicht zu bringen (Röm 10,19). Mose verkündet außerdem, wie verzehrendes Feuer als Symbol des Gerichtes Gottes sein Verderben bringendes Werk tun wird. Es wird den Ertrag des Landes, durch den sie fett und dick geworden waren, aufzehren. Naturkatastrophen werden ihr verwüstendes Werk tun. Mit seinen Pfeilen wird Er sie einholen und die treffen, die zu entkommen glauben. Hunger, Fieber und Krankheit werden ihre Opfer fordern. Auch die wilden Tiere haben ihren Anteil an der Ausführung des Zornes Gottes. Es wird kein einziger Flecken vorhanden sein, der Sicherheit bietet und niemand wird Mitleid haben. Der HERR ist der Fels seines VolkesWenn hier nicht die Rede von einem göttlichen Eingreifen wäre, würde niemand entkommen. Dieses Eingreifen Gottes, wodurch eine Umkehr zustande kommt, wird in 5Mo 32,27 angedeutet mit den Worten „wenn ich … nicht“. Zwei Motive liegen dieser Umkehr zugrunde. Erstens geht es um den Namen Gottes in dieser Welt, das Zeugnis seines Namens inmitten der Völker (5Mo 32,27; Jos 7,9), und zweitens geht es um die Größe Gottes selbst (5Mo 32,39). Wenn Gott sein Volk vertilgen würde, könnten sich die Feinde ihrer Kraft rühmen und den HERRN für unfähig halten, sein Volk zu beschützen. In ihrer Verwegenheit haben sie kein Auge für den wahren Zustand des Volkes Gottes, ebenso wenig, wie sie das in Bezug auf ihren eigenen Zustand haben. Der Unglaube ist immer anmaßend und blind und leider gilt das auch für Gottes Volk. Es begreift einfach nicht, dass es allein durch die Kraft Gottes den Feind besiegen konnte. Es fehlt die Einsicht, dass ein Einzelner eine große Übermacht nur deshalb in die Flucht schlagen konnte, weil ihr Fels das bewirkte. Die Kraft des Volkes Gottes liegt nicht im Selbstvertrauen, sondern im Vertrauen auf Gott (Jes 30,15). Durch ihr Selbstvertrauen werden die Rollen vertauscht (Jes 30,17a). „Denn vom Weinstock Sodoms ist ihr Weinstock“ (5Mo 32,32). Das scheint sich auf die Feinde Israels zu beziehen, die reif waren zum Gericht. Das Maß ihrer Ungerechtigkeit war voll (1Mo 15,16). Gott lieferte sie deshalb dem Schwert Israels aus, das sie ohne Schwierigkeiten besiegte. Der Fels des Feindes, das sind ihre Götter. Darin ist überhaupt keine Kraft. Der Weinstock gibt ihren Ursprung an, der in der Sündhaftigkeit Sodoms und Gomorras liegt, und seine Frucht stimmt damit überein. Doch diese Verse können auch auf Israel selbst hinweisen (Ps 80,9). Es wurde als ein edler Weinstock gepflanzt, in der Gesamtheit ein naturgetreuer Same. Doch die Sünde hat sie in entartete Ranken eines fremden Weinstocks verwandelt (Jer 2,21). Sie haben die Sünde und Ungerechtigkeit Sodoms übernommen und selbst die noch übertroffen (Jer 23,14; Hes 16,48). Gott bezeichnete sie als seinen Weinberg, einen Garten seiner Freude. Gott hatte gute Früchte erwartet, aber sein Weinberg hatte schlechte Früchte hervorgebracht (Jes 5,1-4). Sie würden von der Frucht selbst trinken und dadurch umkommen. Auf welche Weise das geschieht, hält Gott verborgen. Er vergisst keine der geschehenen Sünden (Ps 90,8), ob es nun die Sünden der Völker sind oder die seines eigenen, unbußfertigen Volkes. Er führt Buch darüber, das zu einer durch ihn bestimmten Zeit geöffnet werden wird (Off 20,12). Weil Gott nicht unmittelbar richtet, sündigen die Menschen gelassen weiter (Pred 8,11). Doch seine Vergeltung wird kommen, sowohl über die Feinde des Volkes (Jes 59,18) als auch über sein eigenes abgefallenes Volk (Heb 10,30). Das Wanken der Füße ist ein Bild von einem beginnenden Fall oder Absturz (5Mo 32,35; Ps 38,17; Ps 94,18). Gleichzeitig mit dem Richten des Volkes, wird Er sich über seine Knechte erbarmen (5Mo 32,36), das sind die Treuen innerhalb des untreuen Volkes in seiner Gesamtheit. Diese Treuen leiden in doppelter Hinsicht: von Seiten der Feinde des Volkes Israel und von Seiten ihrer gottlosen Volksgenossen. Noch einmal weist Gott auf das Ende aller Gottlosen hin. Es ist keine Kraft in ihnen übriggeblieben. Spottend ruft Gott sie auf, sich an ihre Felsen, ihre Götter, zu wenden bezüglich ihrer Rettung und Beschirmung (Ri 10,14). Mit dieser Redensweise will der HERR sein Volk von der Nichtigkeit der Götzen sowie der Torheit des Götzendienstes überzeugen und zur Erkenntnis seiner allein wahren Gottheit bringen (5Mo 32,39). Der HERR befreit sein VolkIn diesem Lied ist nun der Moment angebrochen, dass Gott sich selbst seinem Volke in seiner Erhabenheit und Macht vorstellt. Der Kontrast zu den vorhergehenden Versen ist enorm. Hier sehen wir Gott als den Ewigen, den Seienden, ohne Ursprung, allezeit anwesend zu jedem nur denkbaren Zeitpunkt der Ewigkeit. Er ist auch der absolut Einzige, außer Ihm ist kein Gott und mit Ihm ist niemand zu vergleichen (Jes 43,10b; 11). Ebenso wie seiner Person niemand gleichkommt, ist es auch mit seinen Taten. Er handelt in absoluter Souveränität, ohne dass Er jemandem Rechenschaft schuldig wäre (Jes 45,7; Klgl 3,37; 38). Wer wird überdies so verwegen sein, Ihn zur Verantwortung zu rufen (Röm 9,20)? Mit unbestrittener Autorität verfügt Er über alle seine Geschöpfe, doch niemals in Willkür. Sein Handeln hat jederzeit eine vollkommen gerechte Grundlage und ist auf Segen ausgerichtet. Er tötet, aber Er macht auch jeden lebendig, der sein Urteil anerkennt. So wird es mit dem Volk gehen (1Sam 2,6; Jes 26,19; Hos 5,15; Hos 6,1; 2). Wer glaubt, „ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24). Er schwört bei sich selbst, dass Er alle Widersacher, alle, die sich Ihm weiterhin widersetzen, richten wird (Ps 7,13; 14). Dieses Gericht wird fürchterlich sein und nichts auslassen. Das Blut wird in großen Mengen fließen (Off 14,20). Das behaarte Haupt in 5Mo 32,42 spricht von einem Kopfschmuck, der eine Fülle von Kraft und Übermut des Feindes zum Ausdruck bringt (vgl. Ps 68,22). Ihr Übermut wird dem Gericht Gottes nicht standhalten. Gott ist gnädig und geduldig, doch es kommt der Augenblick, wo ein Fortwähren seiner Geduld die Gerechtigkeit Gottes in Frage stellen würde. Es kommt ein Ende seiner Duldsamkeit, wenn der Mensch bewiesen hat, ein verhärtetes und unbußfertiges Herz zu haben (Röm 2,5). Nach der Ausführung des Gerichts werden die Nationen aufgerufen, mit seinem Volk zu jubeln. Sein Volk ist befreit. Die Feinde sind vernichtet. Nun ist die Zeit des Friedens angebrochen und das Volk kann ruhig wohnen und alle verheißenen Segnungen genießen. Groß und endlos ist der Friede, denn der Messias regiert. Das bedeutet nicht allein Segen für Israel, sondern auch für die Nationen. Deshalb führt Paulus diesen Vers in dem Brief an die Römer an (Röm 15,10). Er zeigt damit, dass Gott schon im Alten Testament über die Barmherzigkeit für die Nationen gesprochen hat. Die Barmherzigkeit ist nicht etwas Neues, was erst im Neuen Testament geoffenbart ist. Es geht hier nicht um die Gemeinde, denn die war im Alten Testament sehr wohl ein Geheimnis. Hier geht es darum, deutlich zu machen, dass Gottes Herz im Alten Testament auch schon zu den Nationen außerhalb Israels ausging. Zum Beweis führt Paulus diesen Vers aus dem fünften Buch Mose an, in dem die Nationen aufgefordert werden, mit dem Volk Gottes fröhlich zu sein. Der großartige Friede, in den Israel eintreten wird und den die Nationen teilen dürfen, ist die Folge der Versöhnung, die Gott bewirkt hat. Versöhnung kann es allein durch Bezahlung der Schuld geben. Gottes heilige Forderungen im Blick auf die Sünde und die Sünden wurden auf dem Kreuz zufriedengestellt durch Christus. Sünder, die des Todes schuldig waren, hat Er mit Gott versöhnt durch sein Blut. Das Land und die Schöpfung, worauf Blutschuld lag (4Mo 35,33), werden auf der Grundlage desselben Werkes miteinander versöhnt werden (Kol 1,19; 20). Für Sünder gibt es nur Versöhnung, wenn sie sich von ihrem bösen Weg mit Reue abwenden und ihre bösen Taten (Sünden) bekennen. Bei Israel wird dies unter der Wirkung des Geistes Gottes geschehen, indem sie auf Ihn sehen werden, „den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10). Hinsichtlich der Versöhnung von Land und Volk siehe Daniel 9 (Dan 9,24-27). Dieses Wort ist dein LebenDiese Verse bilden einen Übergang zwischen der Regierung Gottes in dem Lied und den Plänen Gottes bezüglich des Segens für jeden Stamm, worüber wir in dem folgenden Kapitel lesen. Der Inhalt des Liedes ist die Wiederherstellung verlorener Segnungen. Nach dem Singen des Liedes drängt Mose beim Volk darauf, sich alles zu Herzen zu nehmen. Auch ihren Kindern müssen sie dies alles einprägen. Das Wort Gottes ist kein leeres Wort, es hat Leben in sich selbst und gibt Leben an solche, die hören. Wer dieses Leben besitzt, lebt beständig davon, Gottes Wort zu sich zu nehmen. Das Hören auf Gottes Wort ist lebensnotwendig und zwar nicht nur deshalb, weil sonst der Tod die Folge wäre. Es ist ihr Leben in zweierlei Hinsicht: Es zu Herzen nehmen ist sowohl das Leben für ihre Seele als auch der wahre Inhalt ihres Lebens. Dieses Leben zu leben ist das wirkliche Leben, das bis in Ewigkeit genossen werden kann in dem Land, wo Überfluss von Segen ist. Der HERR weist Mose auf sein Ende hinNachdem Mose das Lied vorgestellt und angewandt hat auf die Gewissen der Zuhörer, ist seine Aufgabe als Führer des Volkes beendet. Er darf noch an demselben Tag den Nebo erklimmen, um von diesem Berg herab das Land zu sehen, wonach er so sehr verlangte, in das er aber nicht kommen durfte wegen einer Tat der Untreue (4Mo 27,12-14). Um seinen Schmerz hierüber zu lindern, gönnt Gott in seiner Gnade seinem treuen Diener diese Aussicht. Gott ist ein Gott der Erbarmung. Er mildert das Sterben Moses auch, indem Er ihn erinnert an das Sterben seines Bruders Aaron, wo er anwesend war (4Mo 20,28). Es muss ein würdiger Abschied gewesen sein, der großen Eindruck auf ihn gemacht hat. Das Sterben von Geliebten, die sich danach sehnen, bei dem Herrn zu sein, ist für jeden eine Ermutigung, der ebenfalls im Begriff steht, die Erde zu verlassen. Dann sehen wir nicht auf das, was wir zurücklassen, sondern auf Ihn, dem wir begegnen werden. Im Blick auf diese Begegnung sagt Paulus, dass wir, wenn ein geliebter Christ entschläft, einander ermuntern können: „So ermuntert nun einander mit diesen Worten“ (1Thes 4,18). Mose ist in seinem Leben ein Bild von dem, was über das Volk kommen wird. Er heiligte Gott nicht und kam nicht in das Land. Die Grundsätze, die er dem Volk mitgeteilt hat, galten auch für ihn, und zwar in noch stärkerem Maße wegen seiner verantwortlichen Stellung. © 2023 Autor G. de Koning Kein Teil der Publikationen darf – außer zum persönlichen Gebrauch – reproduziert und / oder veröffentlicht werden durch Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder irgendwelche andere Weise ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Daniel-Verlages, Retzow, Deutschland, oder des Autors. |