Galatians 1 Kingcomments Bibelstudien EinleitungÜbersicht über den Brief 2. Historischer Teil: Galater 1,6–2,21 3. Lehrmäßiger Teil: Galater 3,1–4,31 4. Praktischer Teil: Galater 5,1–6,10 5. Schluss: Galater 6,11–18 Einführung in den Brief Der Brief an die Galater ist in verschiedener Hinsicht ein einmaliger Brief. Er ist beispielsweise der einzige Brief, der an eine Gruppe von Gemeinden geschrieben ist. Es ist nicht ganz klar, ob diese Gemeinden im Norden oder im Süden Galatiens lagen. Es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass es um Gemeinden im Süden Galatiens geht, weil dort eine Reihe bekannter Städte lag: Antiochien, Ikonium, Lystra und Derbe. Von diesen Städten liest du in Apostelgeschichte 13 und 14. Paulus ist dort gewesen und hat dort das Evangelium gepredigt. Der Brief ist auch einmalig wegen seines kühlen Tones und der kräftigen Sprache, die Paulus gebraucht. Nach einer kurzen notwendigen Einleitung beginnt er direkt damit, das Übel, dem die Galater sich geöffnet hatten, an den Pranger zu stellen. In anderen Briefen hat er immer zuerst noch ein Wort, womit er das vorhandene Gute würdigte; erst danach schreibt er über die Themen, wo eine Ermahnung nötig war. Bei den Galatern tut er das nicht. Er fällt mit der Tür ins Haus. Er hat Eile. Das hat mit dem Anlass seines Schreibens zu tun. Was war denn vorgefallen? In die Gemeinden in Galatien waren Leute gekommen, die sagten, dass die Gläubigen sich beschneiden lassen und dass sie das Gesetz halten müssten. Auch sagten diese Leute, Paulus sei kein echter Apostel. Das Schlimme war nicht, dass diese Menschen dort waren. Solche Menschen hat es immer gegeben, und es gibt sie auch jetzt noch. Das Schlimme war, dass ihre falsche Botschaft bei den Gläubigen in Galatien Eingang fand. Es ist auch schlimm, dass solche Leute mit solch einer falschen Botschaft noch immer Eingang finden. Darum ist dieser Brief auch heute noch sehr aktuell. Vielleicht entgeht dir im Augenblick noch das Verderben der Lehre, die diese Leute bringen. Die Galater durchschauten sie anscheinend auch nicht. Je mehr wir beim Erforschen des Briefes weiterkommen, umso deutlicher wirst du das sehen. Ein gutes Mittel, das dir hilft, die Haltung des Apostels, die er hier einnimmt, vorläufig zu begreifen, ist ein Vergleich des Briefes an die Galater mit zweien der vorhergehenden Briefe des Paulus. Ich meine den Brief an die Römer und den ersten Brief an die Korinther. (Ich nehme an, dass du diese Briefe schon einigermaßen studiert hast.) Dann wird es dir bekannt vorkommen, wenn ich sage, dass Paulus in seinem Brief an die Gläubigen in Rom vom Evangelium als der einzigen Möglichkeit für einen Sünder schreibt, vor Gott gerechtfertigt zu werden. Der Sünder wird aus Glauben gerechtfertigt. Im Galaterbrief schreibt er auch über Rechtfertigung aus Glauben. Allerdings schreibt er hier an Gläubige, die dazu neigten, diese großartige Wahrheit ihrer Kraft und ihres Segens zu berauben, indem sie das Gesetz wieder in ihr Leben einführten. Wer das tut, tastet die Vollkommenheit des Werkes Christi an. In einer feurigen Darlegung schreibt Paulus in diesem Brief eine glasklare Verteidigung der Rechtfertigung allein aus Glauben, ohne Werke des Gesetzes. Er zeigt in unwiderlegbarer Weise, wie unvereinbar Gesetz und Gnade sind und wie Glaube und Gesetz einander als Mittel zur Rechtfertigung vor Gott völlig ausschließen. Der Brief an die Galater ist daher eine beeindruckende, unentbehrliche Ergänzung zum Römerbrief. Wenn wir den Brief an die Galater mit dem an die Korinther vergleichen, wird noch etwas klar. Die Gemeinde in Korinth war nicht das, was man eine vorbildliche Gemeinde nennen würde. Sie war zwar ein Vorbild, aber dann dafür, wie es nicht sein sollte. Paulus musste in seinem Brief an sie eine ganze Reihe von Din-gen nennen, die nicht gut waren und weshalb er sie ermahnen musste. In Korinth wurde sogar eine Sünde toleriert, die man nicht einmal unter den Heiden fand. Dennoch ist Paulus in diesem Brief, was den Ton betrifft, nicht so scharf wie in seinem Brief an die Galater. In Korinth lag der Fehler hauptsächlich im Verhalten der Korinther. Sie lebten sehr unordentlich, sie hatten noch nicht alle ihre heidnischen Praktiken verurteilt. Ihre Gedanken über das praktische christliche Leben waren noch nicht ausreichend durch die Kenntnis der Gedanken Gottes gebildet. In seinem Brief an sie setzt Paulus alles daran, das zu korrigieren. Es gibt nicht die geringste Nachgiebigkeit bezüglich ihrer sündigen Praxis, und doch merkst du, dass er ihnen Zeit geben will, die Dinge zu verändern. Er beginnt seinen Brief sogar mit Segenswünschen und Danksagung. Für die Galater hat er einen äußerst kurzen Segenswunsch und keine Danksagung. Der Grund dafür liegt darin, dass die Galater sich einem anderen Evangelium geöffnet hatten als dem Evangelium des Christus, das er ihnen gepredigt hatte und das sie angenommen hatten. Dieses andere Evangelium war eine Vermischung von Glauben und Halten des Gesetzes, und das bedeutete ein direktes Antasten der Vollkommenheit des Werkes Christi. Es geht um Christus und sein Werk. Daher der kühle Ton, den er in diesem Brief benutzt, und der starke Protest, den er hören lässt. Wir sind viel schneller davon überzeugt, dass die Praktiken, die sich in Korinth fanden, verkehrt waren, als davon, dass die Lehre falsch war, auf die die Galater sich eingelassen hatten. Paulus nicht! Wir dürfen Gott daher dankbar sein, dass Er seinen Diener Paulus diesen Brief hat schreiben lassen. Dadurch können auch wir heute das Böse seinem wirklichen Inhalt nach beurteilen und damit so handeln, wie Gott es will. SegenswunschGal 1,1. Paulus beginnt damit, seine Apostelschaft ausführlich zu betonen und zu verteidigen. Ich habe im vorigen Abschnitt bereits kurz gesagt, dass es dort Menschen gab, die ihn als Apostel in Frage stellten. Das war schlau überlegt. Denn wenn die galatischen Gläubigen anfingen, seine Apostelschaft anzuzweifeln, dann würden sie auch die Botschaft, die er gebracht hatte, anzweifeln. Diese Leute sagten z. B., dass Paulus kein wirklicher Apostel sei, weil er nicht zu den zwölf Aposteln gehörte, die mit dem Herrn Jesus auf der Erde umhergezogen waren. Darum setzt Paulus hier klar auseinander, wie sich das mit seiner Apostelschaft verhielt. Tatsächlich ist seine Apostelschaft eine höhere Apostelschaft als die der Zwölf. Die waren vom Herrn Jesus berufen worden, Apostel zu sein, als Er auf der Erde war; Paulus wurde vom Herrn Jesus zum Apostel berufen, als Er im Himmel war. Die Quelle, der Ursprung seiner Apostelschaft liegt nicht auf der Erde, sondern im Himmel. Das meint Paulus, wenn er schreibt: „nicht von Menschen“. In Apostelgeschichte 9 kannst du lesen, wie das geschehen ist (Apg 9,1-19). Doch hier fügt er noch etwas hinzu: „noch durch einen Menschen“. Damit meint er, dass kein Mensch ihn – nach seiner Berufung durch den Herrn – zum Apostel angestellt oder seine Apostelschaft offiziell bestätigt hat. Menschen haben also nichts mit seiner Berufung und Bestätigung zum Apostel zu tun gehabt. Sie war einzig „durch Jesus Christus und Gott, den Vater“ geschehen. Er betont also gleich im ersten Vers, dass er in seinem Dienst von keinem Menschen abhängig ist. Das, was Paulus hier von sich selbst sagt, enthält einen wichtigen Hinweis. Jeder Gläubige hat eine Gabe vom verherrlichten Herrn empfangen (Eph 4,7). Die Gewohnheit, die fast in der gesamten Christenheit Fuß gefasst hat, Menschen offiziell oder halbamtlich zur Ausübung irgendeiner Gabe zu berechtigen oder auszusenden, ist den Hinweisen, die die Schrift hier gibt, entgegen. In diesen fünf einleitenden Versen werden der Herr Jesus und der Vater zusammen dreimal genannt. Das zeigt uns die Gottheit des Herrn Jesus und sein Einssein mit dem Vater. Allerdings werden sie sehr deutlich in ihrem Wirken unterschieden. Beim ersten Mal (in Gal 1,1) siehst du, dass der Herr Jesus starb und der Vater Ihn auferweckte. Die Zufügung „der ihn auferweckt hat aus den Toten“ betont noch einmal, dass wir es mit einem vollbrachten und von Gott anerkannten Erlösungswerk zu tun haben. Es bedeutete eine Leugnung dieses Werkes, wenn das Gesetz im Leben des Christen wieder einen Platz bekäme. Gal 1,2. Und es gibt noch etwas, das sie aufs Spiel setzten. Paulus steht mit der Verteidigung der Wahrheit nicht allein. Eine Anzahl Brüder, die bei ihm sind, sind völlig mit ihm einig. Es muss den galatischen Gläubigen klar werden, dass sie durch ihre Öffnung für den Irrtum den gemeinsamen Glauben der Heiligen verleugneten. Gal 1,3. Alles in allem wird bereits jetzt deutlich, wie ernst die Lage in den Gemeinden in Galatien war. Der Wunsch des Apostels, dass sie Gnade und Frieden empfangen möchten, ist auch in anderen Briefen zu finden. Aber hier ist der Wunsch umso wichtiger, weil Gnade im krassen Gegensatz zum Gesetz und Friede so deutlich gegenüber dem Fluch des Gesetzes steht. Bei diesem Wunsch werden der Herr Jesus und der Vater zum zweiten Mal genannt (Gal 1,3), allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Gnade und Friede sind nur bei Ihnen zu finden (und nicht im Gesetz). Sie sind die Quelle. Lag in Gal 1,1 der Nachdruck auf dem Werk des Vaters, so liegt jetzt der Nachdruck darauf, was der Sohn tat. Gal 1,4. Es ist ergreifend zu sehen, wie Paulus sich mit den Galatern eins macht, wenn er sagt, dass der Herr Jesus sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat. Er sagt nicht: eure Sünden oder meine Sünden. Ergreifend ist vor allem, dass der Herr Jesus nichts weniger gab als sich selbst. Nur Er selbst und sein Werk sind in der Lage, die Herzen von irrenden Gläubigen wieder auf das rechte Ziel zu lenken. Unsere Sünden sind weg, aber das ist nicht das Einzige. Sein Werk hatte nicht nur zum Ziel, uns von unseren Sünden zu erlösen, wie gewaltig das auch ist. Er wollte uns auch „aus der gegenwärtigen bösen Welt“ herausnehmen. Mit „böser Welt“ ist gemeint: alle bösen Einflüsse und Tendenzen, die es in der Welt gibt und durch die der Satan die Menschen in seiner Macht hält. Den Kindern Gottes ist viel zu wenig bewusst, wie radikal die Trennung zwischen dem Gläubigen und der Welt ist, in der er lebt, und zwar als Folge dessen, was der Herr Jesus auf dem Kreuz getan hat. Wer wieder etwas von der Welt in seinem Leben zulässt, zieht das Werk Christi herab. Im weiteren Verlauf des Briefes wirst du sehen, dass die Wiedereinführung des Gesetzes bedeutet, dass du dich wieder verhältst, als würdest du noch zu dieser „bösen Welt“ gehören. Dabei war es doch gerade das Ziel des Werkes des Herrn Jesus, dich dort herauszunehmen. Jeder Gläubige, der sich dessen bewusst ist, wird auf der Hut sein, dass nichts von diesem Einfluss in seinem Leben Eingang findet. Hinzu kommt, dass der Vater es so gewollt hat. In Verbindung mit dem Ziel (durch das Wörtchen „damit“ in Gal 1,4 angegeben) dessen, was der Herr Jesus getan hat, sehen wir zum dritten Mal den Vater und den Sohn zusammen (Gal 1,4). Der Vater will ein Volk für sich selbst haben, ein Volk, das Ihm bis in alle Ewigkeit die Herrlichkeit gibt. Das Gesetz und alles, was damit zusammenhängt, ist dem genau entgegengesetzt, und wer das Gesetz in seinem Leben wieder zulässt, verliert den Willen des Vaters aus dem Auge. Gal 1,5. Du siehst also, dass Paulus bereits in den ersten Versen den Galatern die Stellung des Christen in ihrer einfachsten Form vorstellt. Diese Stellung geht vom Willen des Vaters über das Werk des Herrn Jesus zur ewigen Herrlichkeit. Gott und der Herr Jesus wollen, dass wir das schon jetzt genießen. Paulus schließt sich dem an und setzt sich in diesem Brief dafür ein. Das „Amen“ am Ende dieser einleitenden Verse zeugt davon. Lasst uns von Herzen dem zustimmen. Lies noch einmal Galater 1,1–5. Frage oder Aufgabe: Was lernst du in diesen Versen alles über den Vater und den Sohn? Es gibt nur ein einziges EvangeliumGal 1,6. Paulus ist sehr über die Tatsache empört, dass die Galater in Begriff standen, ein falsches Evangelium anzunehmen. Es war seine Gewohnheit, wie aus den Anfängen anderer Briefe ersichtlich ist, einen Brief mit einigen Worten des Lobes und Dankes zu beginnen. Hier ist davon keine Rede. Der Ernst der Sache gebietet ihm, mit der Tür ins Haus zu fallen und ohne Umwege den Anlass seines Schreibens vorzubringen. Es ging um nichts weniger, als Gott selbst aufzugeben. Gott hatte sie berufen. Sie hatten darin die Gnade Christi erkannt. Nun kamen Leute mit „einem anderen Evangelium ..., das kein anderes ist“. Paulus war verblüfft, dass sie so schnell und so einfach zu bereden waren, dass sie darauf hörten. Gal 1,7. Wenn er sagt „ein anderes Evangelium“, meint er damit ein Evangelium, das eine Vermischung von Gesetz und Gnade ist. Das ist ein anderes Evangelium als das, das er gepredigt hatte. Doch weil es lediglich ein Evangelium gibt, gibt es nicht so etwas wie ein anderes Evangelium. Ein Evangelium, wobei Gesetz und Gnade zusammengefügt und miteinander verbunden werden, ist überhaupt kein Evangelium. Wer sich dafür öffnet, gerät in Verwirrung. Es ist eine Verdrehung, eine Fälschung des Evangeliums des Christus und ist dem Evangelium, das er verkündigt hatte, völlig entgegengesetzt. Gal 1,8. Um seine Worte zu bekräftigen und zu zeigen, wie ernst die Sache war, spricht er sogar einen Fluch über sich selbst aus oder über einen Engel, falls er selbst oder dieser Engel ein anderes Evangelium brächte, das im Gegensatz zu dem stände, was er früher gebracht hatte. Nicht der Prediger, wie ausgezeichnet oder bekannt er auch ist, ist entscheidend, sondern das, was er bringt. Das ist noch immer ein sehr wichtiger Prüfstein. Wenn du jemand etwas über die Bibel sagen hörst, so lass dich nicht von dem Redner beeindrucken, sondern höre auf das, was er sagt. Der Inhalt seiner Predigt muss mit dem übereinstimmen, was in der Bibel steht, und du hast die Verantwortung, das zu prüfen. Das reine Evangelium duldet nichts neben sich. Es ist vollständig, absolut und endgültig. Nichts kann damit vermischt oder ihm hinzugefügt werden. Gal 1,9. Paulus erinnert sie an das, was sie empfangen hatten, d. h. an das, was sie einmal und für immer angenommen hatten. Zum zweiten Mal, und dadurch umso nachdrücklicher, spricht er den Fluch über die aus, die diese verderbliche Lehre brachten. Nichts weniger als die ewige Verdammnis wird das Teil von jemand sein, der so das Werk Christi antastet. Es geht nicht um Unwissende oder Irrende, sondern um Leute, die bewusst lehrten, dass der Mensch dem Werk Christi seine Werke hinzufügen müsse. Sie leugneten das Werk Christi nicht, sondern sagten, dass Gott im Werk Christi seinen Anteil getan habe und die Galater nun ihren Anteil vollbringen müssten. Gal 1,10. Paulus brachte ein Evangelium ohne Kompromisse. Er redete den Menschen nicht nach dem Mund. Er war nicht auf die Komplimente von Menschen aus. Er hatte nur im Sinn, Gott zu gefallen. Wenn es sein Ziel gewesen wäre, Menschen zu gefallen, wäre er kein Sklave Christi gewesen. Vor seiner Bekehrung war er sehr wohl bestrebt, Menschen zu gefallen; damals wollte er populär sein. Doch populär sein und Christus gefallen schließen einander aus. Das wirst du auch merken, wenn du jemand das Evangelium weitergeben willst. Christus war nicht populär, seine Nachfolger sind es auch nicht. Gal 1,11. Ab diesem Vers beginnt Paulus damit, den einmaligen Charakter seiner Botschaft und seiner Apostelschaft darzulegen. In Gal 1,1 ging es ihm auch schon um seine Apostelschaft, doch hier fügt er noch einige Besonderheiten hinzu. In Gal 1,11 fällt das Wort „Brüder“ auf. Das zeigt, dass er sich noch immer mit ihnen verbunden weiß und dass er eine Trennungslinie zwischen den verführten Galatern und den Verführern selbst zieht. Das gilt auch für uns! Auch wir können einem Bruder oder einer Schwester nur dienen, wenn wir uns unseres Familienbandes im Glauben mit ihm oder ihr bewusst sind. Bevor Paulus die wahre Quelle des Evangeliums, das er verkündigt hatte, aufzeigt, nennt er drei Quellen, die als Ursprung des Evangeliums ausscheiden. Hier geht es darum, dass das Evangelium nicht aus dem Gebiet, der Umwelt des Menschen kam. Die frohe Botschaft war nicht in einem menschlichen Gehirn entstanden, auch Petrus hatte es ihm nicht mitgeteilt, und es stammte auch nicht aus dem Alten Testament. Seine wahre Quelle war „durch Offenbarung Jesu Christi“. Diese „Offenbarung“ kann sich auf das beziehen, was geschah, als er auf dem Weg nach Damaskus war, wo der Herr Jesus sich ihm offenbarte. Diese „Offenbarung“ kann sich auch auf das beziehen, was der Herr Jesus ihm gezeigt hat, also auf den Inhalt des Evangeliums. In jedem Fall ist der verherrlichte Herr die wahre Quelle seines Evangeliums. Als Paulus Ihn sah, sah er den ganzen Inhalt des Evangeliums, denn Christus ist das Evangelium. Lies noch einmal Galater 1,6–12. Frage oder Aufgabe: Welche Sicherheit hast du, dass das Evangelium, das du angenommen hast, das reine und einzige Evangelium ist? Paulus, ein einzigartiger ApostelIn Gal 1,13 und den folgenden Versen liefert Paulus den Beweis, dass sein Evangelium und seine Apostelschaft nicht eine menschliche, sondern eine göttliche Quelle haben. In Gal 1,13 bezeugt er seinen Hass gegen die Christen, in Gal 1,14 berichtet er von seinem fanatischen Eifer als Jude, in den Gal 1,15; 16 tritt Gott in sein Leben; und in den Gal 1,16-24 betont er, dass seine Apostelschaft unabhängig von der der zwölf Apostel ist. Er erzählt etwas von seinem Leben vor, bei und nach seiner Bekehrung. Gal 1,13. Sein ehemaliger „Wandel in dem Judentum“ machte ihn zu einem Verfolger und Zerstörer der Gemeinde Gottes. Mit diesem Zeugnis verurteilt Paulus die Neigung der galatischen Gläubigen, zu dem zurückzukehren, was Paulus auf diesen Weg gebracht hatte. Es ist immer so gewesen, und es ist noch stets so, dass ein Mensch, der der Gesetzlichkeit verfällt, ein Verfolger dessen wird, der aus der Gnade leben will. Gal 1,14. Hinter den Terrortaten des Paulus steckte sein Fanatismus für die jüdische Religion. Schon vor seiner Bekehrung wusste er, dass eine Kombination von Gesetz und Gnade unmöglich ist. Allerdings sah er es damals aus der Sicht des Judentums und des Gesetzes. Er war im Judentum sehr erfahren. Er kannte alles über den Judaismus, zu dem die Galater zurückkehren wollten. Es musste seinen Lesern klar sein, dass ein Mensch, wie er es vor seiner Bekehrung war, sich nie von irgendeinem anderen Menschen vom Verkehrten überzeugen lassen würde, das er vertreten hatte, auch nicht vom Apostel Petrus. Gal 1,15. Seine Bekehrung konnte nur das Werk der Gnade Gottes sein. Deshalb steht hier auch: „Als es aber Gott ... wohlgefiel“. Er hatte nicht danach gesucht, dass Gott in sein Leben eingriff, und er hatte das auch nicht verdient. Seine Errettung kam ausschließlich von Gott. Alles, was er vor seiner Bekehrung gewesen war: Seine Abstammung, seine Erziehung, seine Tätigkeiten, alles diente zur Vorbereitung auf die besondere Berufung, die er durch Gottes Gnade empfangen sollte. Hierbei kommt auf eine leuchtende Weise Gottes Vorhaben zum Ausdruck. Gott wusste, was Er mit diesem Mann tun wollte. Das bedeutet nicht, dass Gott die Sünden des Paulus gewollt oder sogar bewirkt hätte. Gott bewirkt nie die Sünde. Gott steht darüber. Er kann jemand aufgrund seiner Vergangenheit für eine Aufgabe benutzen, die an diese Vergangenheit anschließt. Das tut Er bei Paulus, und das tut Er auch heute noch bei Menschen. Er will das auch bei dir tun! Gal 1,16. Der Ausgangspunkt für den Dienst des Paulus ist die Offenbarung des Sohnes Gottes in ihm. Es heißt nicht „an“ ihm, sondern „in“ ihm. Das weist auf die innere und innige Verbindung hin, die bei der Bekehrung zwischen einem Gläubigen und dem Herrn Jesus entsteht und danach weiter bestehen bleibt. Diese Verbindung kommt in den Worten zum Ausdruck, die Paulus bei seiner Bekehrung zu hören bekam: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Apg 9,4). Er verfolgte die Gläubigen, die Glieder der Gemeinde Gottes, doch das bedeutete, dass er eigentlich das Haupt der Gemeinde, den Herrn Jesus, verfolgte. Der Herr Jesus und die Gemeinde sind eins. In der Bezeichnung „Sohn“ ist der ganze Reichtum des Evangeliums enthalten. Das war der Inhalt seiner allerersten Predigt (Apg 9,20). Eine Person wird verkündigt, nicht eine Lehre. Diese Person ist der ewige Sohn. Deshalb kann die Verkündigung nicht auf Israel beschränkt bleiben, sondern müssen auch die Völker von Ihm hören. Gal 1,17. Nach seiner Bekehrung besucht Paulus nicht die „geistliche Elite“ in Jerusalem. Er suchte die Einsamkeit in Arabien auf, wahrscheinlich in einer Wüste, um mit Gott allein zu sein. Er wollte für den Dienst, den er ausführen sollte, von Gott unterwiesen werden. Jeder, der dem Herrn dienen will, braucht sein „Arabien“. Das war bei Mose so, bei David, bei Elia und bei vielen anderen Menschen in der Bibel. Das ist auch bei dir so. Du bekommst deine Gabe und deinen Auftrag vom verherrlichten Herrn. Du wirst von Ihm durch das Lesen seines Wortes und das Gespräch mit Ihm im Gebet unterwiesen. Wenn wirklich ein Dienst vom Herrn ist, wird die Gemeinde das erkennen. Wie es mit Paulus und anderen Personen aus der Bibel gegangen ist, ist etwas ganz anderes als die Einsetzung zum Dienst nach einer erfolgreich mit Diplom abgeschlossenen Ausbildung an einer Bibelschule oder einer theologischen Fakultät. Paulus ist nach seiner Bekehrung drei Jahre in Arabien und in Damaskus bei Gott „in der Schule“ gewesen. Gal 1,18-19. Erst danach geht er zu einem kurzen Besuch nach Jerusalem, um Kephas, das ist Petrus (Joh 1,41-43), kennen zu lernen. Von den anderen Aposteln hat er lediglich Jakobus gesehen. All das zeigt, dass von einer Anerkennung, Ausbildung oder Beauftragung durch die zwölf Apostel keine Rede war. Gal 1,20. Nachdem Paulus an diesem Punkt im Bericht seines Lebenslaufes angekommen ist, spricht er einen ernsten Schwur aus. Er tut das, um zu unterstreichen, dass alles, was er bisher berichtet hat, die reine Wahrheit ist. Gal 1,21. Anschließend berichtet er von einem Aufenthalt in Syrien und Zilizien, wo er möglicherweise zehn oder mehr Jahre verbracht hat. Das berichtet er wahrscheinlich, um anzudeuten, dass er während längerer Zeit keinen Kontakt mit den Aposteln in Jerusalem gehabt hatte. Gal 1,22-24. Auch mit den judäischen Gemeinden, „die in Christus sind“, hatte er keinen Kontakt. Diese Gemeinden hatten ihn nicht gesehen, allerdings hatten sie von seiner Evangelisationsarbeit gehört, die er (zweifellos) in Syrien und Zilizien tat. Sie verherrlichten sogar Gott dafür. Auf diese Weise stimmten sie zu, dass er die reine, unverfälschte Botschaft des Evangeliums predigte. Erneut eine Lektion für die Galater (und für uns): Die Wahrheit des Evangeliums bewirkt, dass Gott verherrlicht wird; das steht im Gegensatz zur Auswirkung eines Evangeliums, das mit dem Gesetz vermischt ist: Dadurch wird der Mensch verherrlicht. Ich hoffe, dass Gott – und nicht wir selbst – durch alles verherrlicht wird, was du und ich für den Herrn tun dürfen. Lies noch einmal Galater 1,13–24. Frage oder Aufgabe: Offenbarung und Auftrag gehören zusammen. Wie zeigt der Herr sich dir, und welchen Einfluss hat das auf deine Aufgabe? © 2023 Autor G. de Koning Kein Teil der Publikationen darf – außer zum persönlichen Gebrauch – reproduziert und / oder veröffentlicht werden durch Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder irgendwelche andere Weise ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Daniel-Verlages, Retzow, Deutschland, oder des Autors. |