Hebraeer 13
Hebrews 13 Kingcomments Bibelstudien

Liebe und Vertrauen

Dieses Schlusskapitel enthält eine Reihe Ermahnungen für das christliche Leben. Sie passen zu der Atmosphäre des ganzen Briefes, denn der handelt ja vom Weg des Christen auf der Erde. Wie ein roter Faden läuft der Faden der Liebe durch dieses Kapitel. Es beginnt schon direkt mit der Bruderliebe. Danach folgt die Liebe zu Fremden, zu Gefangenen und in der Ehe. Obwohl das Wort „Liebe“ danach nicht mehr genannt wird, spürst du, dass es auch in dem folgenden Abschnitt um die Liebe geht: die Liebe zu dem Herrn Jesus und zu Gott, zu denen, die Gott als Aufseher in die Mitte der Gläubigen gesetzt hat, und zu allen Heiligen. Wenn du dann bedenkst, dass es in Hebräer 11 um den Glauben geht, in Hebräer 12 um die Hoffnung und in diesem Kapitel um die Liebe, dann entdeckst du in diesen Schlusskapiteln doch wohl große Reichtümer für das Leben des Christen.

Heb 13,1. Am Ende des vorigen Kapitels wurde dein Blick auf ein bis in Ewigkeit „unerschütterliches Reich“ gerichtet (Heb 12,28). Danach darfst du Ausschau halten. Aber es gibt noch etwas, was in Ewigkeit nicht erschüttert werden wird, und das ist die Bruderliebe. Damit beginnt der Schreiber hier seine Ermahnungen. Dass der Schreiber dazu anspornt, wird damit zu tun haben, dass die Bruderliebe bei den Hebräern schwächer wurde. Die Gemeinschaft der Gläubigen, an die er schrieb, lebte fortwährend unter Druck. Jeder fühlte den Druck persönlich. Das kann schließlich so belastend sein, dass man das Gefühl bekommt, man stünde allein davor. Man empfindet nicht mehr die Verbundenheit mit seinen Glaubensgeschwistern. Gerade dann ist es wichtig, seine Brüder nicht zu beschuldigen, als wollten sie einem nicht helfen. Vielleicht haben sie es genauso schwer wie man selbst. Behalte auch dann deine Geschwister lieb. Wenn sie dir nicht geben können, was du gerne hättest, dann kannst du ihnen vielleicht geben, was sie brauchen.

Heb 13,2. Eine Form der Liebe ist die Gastfreundschaft. „Gastfreundschaft“ bedeutet wörtlich „Liebe zu Fremden“. Bei Bruderliebe ist die Liebe mehr nach innen gerichtet, die Liebe zu Fremden ist Liebe, die nach außen gerichtet ist, sowohl zu Gläubigen als auch zu Ungläubigen. Auch dieser Ansporn ist notwendig, weil man in einer Zeit der Bedrängnis oder Not dazu neigt, sich zurückzuziehen. Man hat mit sich selbst genug. Was soll man sich dann auch noch die Sorgen anderer, und dazu noch fremder Menschen, aufladen?

Hast du dich schon einmal als Fremder gefühlt, hilflos und auf der Suche nach jemandem, der sich um dich kümmerte? Jedenfalls hat Gott sich in Christus um dich gekümmert. Schon dadurch hast du die Pflicht, Fremden (und das sind nicht nur Asylsuchende) Liebe zu erweisen. Du kannst das tun, indem du ihnen eine Mahlzeit, ein Bett oder eine andere Form der Hilfe anbietest. Wenn du so handelst, kann es sein, dass du sogar Engel beherbergst. Das erfuhren Abraham (1Mo 18,1-8) und sogar Lot (1Mo 19,1-3). Und dann auch die Emmausjünger. Nun ist der Herr Jesus natürlich kein Engel, aber Er war für sie zunächst doch ein Fremder, den sie nötigten, bei ihnen zu bleiben. Ohne zu wissen, wer Er war, nahmen sie Ihn zu sich (Lk 24,29-31). Und sagt der Herr Jesus nicht, dass, wenn du jemand aufnimmst, der Ihm angehört, Er das anerkennt, als hättest du Ihn aufgenommen (Mt 25,35; 40)? Gastfreundschaft ist eine Haltung, eine Gesinnung, die häufiger Frauen ziert als Männer.

Es darf uns auch nichts ausmachen, wen wir aufnehmen. In der Welt will man häufig nur Menschen aufnehmen, aus denen man Profit zieht. Es kann Ansehen verleihen, wenn man eine angesehene Person oder einen einflussreichen Jemand in seinem Haus bewirtet. Aber unsere Liebe muss denen gelten, die wir nicht kennen und die Hilfe nötig haben. Das gilt ganz allgemein und ganz besonders auch für die, die „für den Namen ausgegangen“ sind (3Joh 1,5-8). Wir können das auch auf Fremde anwenden, die in die Gemeinde kommen. Wie empfangen wir sie? Sprechen wir sie an, oder gaffen wir sie an? Wollen wir, dass sie sich angenommen und zu Hause fühlen, oder fühlen wir uns unbehaglich?

Heb 13,3. Wieder eine andere Form der Liebe ist die zu den Gefangenen. Es geht ja um solche, die für den Namen des Herrn Jesus im Gefängnis sitzen. Du kannst ihnen Liebe erzeigen, wenn du sie besuchst. So machte sich Onesiphorus auf die Suche nach Paulus im Gefängnis in Rom. Er bemühte sich, Paulus zu finden (2Tim 1,16; 17; vgl. Phil 1,7). Aber solch eine Möglichkeit hat nicht jeder. Was alle Gläubigen wohl tun können, ist: an sie denken und für sie beten. Das heißt nicht, dass du so ab und zu einmal für sie betest, sondern dass du versuchst, dich in ihre Situation hineinzuversetzen. Paulus bittet auch die Kolosser, an seine Fesseln zu denken (Kol 4,18).

Mit dem Gedenken an die, „die Ungemach leiden“, geht das noch einen Schritt weiter. Dann denkst du nicht nur daran, wie die Umstände wohl sein mögen, sondern was es heißt, Schmerzen zu leiden. Dich wirklich in die Lage und den Schmerz eines anderen hineinzuversetzen, ist oft sehr schwierig. Du musst dich da hineinknien, dich dafür anstrengen. Es geht darum, dass du umsetzt, was für den Leib gilt, dass nämlich, wenn ein Glied leidet, alle Glieder mitleiden (1Kor 12,26). Nun leben wir in einer Zeit der Individualisierung, wobei jeder für sich lebt. So sollte es unter Gläubigen nicht sein. Wie ist es mit deinem Vertrauen in deine Brüder und Schwestern? Gestehst du ihnen zu, dass sie dich kennenlernen, öffnest du dich für andere aus der Verbundenheit heraus, die du mit ihnen hast?

Vielleicht ist das nicht so sehr dein Problem, sondern das Problem liegt mehr in der Menge an Aktivitäten. Dadurch kommst du nicht dazu, dich wirklich in das zu vertiefen, was ein anderer durchmacht. Oder du kannst nicht an andere denken, weil du meinst, dass du doch auch Entspannung nötig hast. Doch es ist der Auftrag, an andere zu denken. Es gibt regelmäßig Berichte über Gläubige, die im Gefängnis sind und/oder misshandelt werden. Nimm das zur Kenntnis, versuche dir ein Bild davon zu machen, was sie durchmachen, und bete dafür. Eine Anwendung, die ich noch machen möchte, ist im Blick auf solche, die in einem bestimmten Denkmuster gefangen sitzen. Dadurch kommen sie nicht zu der wahren Freiheit in Christus. Wenn du solchen Menschen begegnest, versuche dann, ihnen beizustehen, sie zu verstehen, um ihnen zu helfen und zusammen da herauszukommen.

Heb 13,4. Nach der Bruderliebe und dem gastfreundlichen Haus weist der Schreiber auf die Wichtigkeit der Ehe hin. Er will, dass die Ehe bei allen und in allen Dingen „geehrt“ ist. Es kann natürlich keine Bruderliebe da sein und auch kein gastfreundliches Haus, wenn das Eheleben dem Hohn spricht. Dass die Ehe geehrt ist, bedeutet, dass man treu an der Einrichtung der Ehe und an der ehelichen Praxis festhält. Der Schreiber spitzt das auf den Geschlechtsverkehr zu. Die Ehe muss geehrt sein sowohl bei den Verheirateten wie auch bei den Unverheirateten. Bei den Verheirateten bedeutet das, dass die Frau das Ehebett (anders gesagt: den Geschlechtsverkehr) nur mit dem Mann teilt, mit dem sie verheiratet ist, und der Mann nur mit der Frau, mit der er verheiratet ist. Für die Unverheirateten bedeutet das, dass kein Geschlechtsverkehr stattfindet. Geschlechtsverkehr vor der Ehe ist Hurerei, Geschlechtsverkehr Verheirateter außerhalb der Ehe ist Ehebruch. Beide sind für Gott ein Gräuel.

In der Welt ist die Ehe zu einer Form des Zusammenlebens degradiert worden. Der Auftrag an dich ist, die Ehe in ihrer ursprünglichen Bedeutung festzuhalten und ihr Inhalt zu geben. Du darfst Gottes Standard nicht an den der Welt anpassen. Darum musst du in deinem Denken und in deinem Herzen dem immer den rechten Platz geben. Wenn du merkst, dass du es nicht mehr so genau damit nimmst, musst du das verurteilen. Lass dich immer wieder daran erinnern, dass du darin rein bleibst, und erinnere andere immer daran. An dieser Einrichtung Gottes festzuhalten, bringt Segen; wenn man sie aufgibt, bringt das Fluch. Hurerei und Ehebruch beginnen oft heimlich, vor anderen verborgen. Aber Gott sieht es, und niemand, der das ausübt, entgeht seinem Gericht.

Heb 13,5. Dann folgt die Warnung, dich vor einer anderen Form der Liebe zu hüten, die nicht aus Gott ist, und das ist die Geldliebe oder die Geldgier. Habsucht in sexueller Hinsicht geht oft gepaart mit Habsucht in finanzieller Hinsicht (Eph 5,3; Kol 3,5). Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen (1Tim 6,10). Geldliebe ist da, wenn du mehr haben willst, als der Herr dir gibt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn du bei Streiks mitmachst, um mehr Lohn zu bekommen. Aber die Aufforderung ist, dass du mit dem zufrieden bist, was du hast. Ist es jedoch nicht oft so, dass du den Herrn Jesus zusammen mit irdischen Sicherheiten besitzen willst, wie ein bestimmtes Bankguthaben usw.? Aber wirklich allein auf den Herrn vertrauen? Doch der Schreiber lädt dich von Herzen dazu ein. Er erinnert dich darum an die Zusage des Herrn, dich nicht zu versäumen und dich nicht zu verlassen.

Heb 13,6. Nun wird diese Zusage erst Wirklichkeit, wenn du sagst: Der Herr ist mein Helfer. Auf der einen Seite sagt Gott etwas, und du darfst proklamieren, dass der Herr dein Helfer ist. Wagst du das laut den Menschen deiner Umgebung zu sagen? Du brauchst nicht nach schönen Worten zu suchen. Du kannst, genau wie hier, freimütig Zeugnis ablegen mit Worten, die aus der Schrift kommen, Worte, die Gott dir in den Mund legt. Wenn die Angriffe auf dich zukommen, kannst du sagen, was in Gottes Wort steht. Doch man wagt das oft nicht, weil man Angst hat, auf dieses freimütige Bekenntnis hin gemieden zu werden. Aber es bleibt wahr. Wenn Menschen sagen: „Wo ist dieser Gott, warum lässt Er das in deinem Leben zu?“, dann darfst du doch weiterhin freimütig sagen: „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“

Lies noch einmal Hebräer 13,1–6.

Frage oder Aufgabe: Welche Formen von Liebe (positiv und negativ) kommen in diesem Abschnitt vor? Was haben sie dir zu sagen?

Zu Ihm hinausgehen

Heb 13,7. Nach den Ermahnungen, wie die Hebräer sich denen gegenüber verhalten sollten, die sie umgaben, und dass sie mit dem zufrieden sein sollten, was sie hatten, werden sie an ermutigende Beispiele erinnert. Ihnen war schon in Hebräer 11 eine ganze Reihe an Beispielen vorgestellt worden. Das waren Gläubige aus einer fernen Vergangenheit. Nun weist der Schreiber sie auf Führer hin, die auch nicht mehr unter ihnen lebten, die sie aber doch als unter ihnen Lebende gekannt hatten. Es waren Männer, die das Wort Gottes zu ihnen geredet hatten. Sie konnten sich an diese Gläubigen erinnern als Menschen, die selbst in die Tat umgesetzt hatten, was sie sagten, und die in dem Glauben gestorben waren, in dem sie gelebt hatten. Der Schreiber sagt seinen Lesern, dass sie den Ausgang ihres Wandels gut anschauen sollten: Sie hatten bis zum Ende ausgeharrt. Nun sollten die Hebräer ihren Glauben nachahmen. In ihrem Glauben stand der Herr Jesus im Mittelpunkt.

Für dich ist es auch sehr wichtig, dass du den Glauben von Menschen nachahmst, die dir mit dem Wort Gottes gedient haben. Du kannst dabei an die Bibelauslegung durch Gläubige denken, die nun beim Herrn sind. Du hast ihre Kommentare gelesen und bist dadurch geistlich gewachsen. Ahme ihren Glauben nach. Die Bedeutung ist nicht, dass du ihnen nachplappern oder sie imitieren sollst. Du bist keine Kopie. Was du nachahmen sollst, ist das, was in ihnen war, was sie antrieb.

Heb 13,8. Die Führer, die das Wort Gottes zu dir geredet haben, mögen nicht mehr da sein, wer wohl noch da ist, das ist Jesus Christus. Er war gestern da. Ich schreibe „war“, aber es heißt hier, dass Er derselbe gestern und heute „ist“. Er ist auch morgen derselbe und bis in alle Ewigkeit (Heb 1,10-12; Ps 102,28). Bei „gestern“ kannst du an früher denken, an die Tage des Alten Testaments, aber auch an die Tage, als Er hier auf der Erde war. So wie Er sich „gestern“ für sein Volk eingesetzt hat, tut Er das auch heute und wird es immer tun. Wenn du bei Ihm bist, wird dir nicht ein Christus entgegenkommen, der auf einmal anders handelt. Wir ändern uns, unsere Gedanken ändern sich, aber Er ändert sich nicht. Ihn als den Unveränderlichen brauchst du in einer Gesellschaft, in der sich alles immer ändert.

Heb 13,9. Veränderungen beunruhigen oftmals. Wie gut ist es daher, inmitten all dieser Veränderungen eine Quelle der Ruhe in jemandem zu haben, der immer vollkommen stabil ist. Christus ist der Fels, der, unberührt von jedem Wind der Lehre, vollkommen standhaft bleibt. Wenn dein Herz an Christus nicht mehr seine Genüge hat, wirst du dein Herz für „mancherlei und fremde Lehren“ öffnen. Du wirst dadurch fortgerissen, und das ist die Folge davon, dass du dich immer weiter von dem Felsen entfernst. Schließlich wirst du jede Verbindung mit Christus verlieren und folglich ohne jeglichen Halt eine Beute von Irrtümern werden. Das Ende wird schrecklich sein. Fremde Lehren sind Lehren, die dem Neuen, das Christus gebracht hat, fremd sind. Sie sind in einer großen Mannigfaltigkeit vorhanden. Es sind Irrtümer oder Überlieferungen, die für das Fleisch anziehend sind (Mk 7,3-8), wodurch der Mensch zu Ehren kommen kann. In solchen Lehren ist Christus zwar gut, aber nicht ausreichend. Christus allein ist etwas zu begrenzt, zu beengt. Das Leben ist doch reichhaltiger mit so vielen interessanten Dingen.

Wenn diese Argumentation dich in den Griff bekommt, lässt du dich von der Festigkeit fortreißen, die du in Christus hast. Du öffnest dich für neue Formen von Glaubenserfahrungen, wo es hauptsächlich oder nur um Empfindungen geht. Was du jedoch brauchst, ist, dass dein Herz durch Gnade befestigt wird. Wenn dir das tief bewusst ist, gibt das eine große Befreiung von jeder eigenen Anstrengung. Wenn du meinst, dass es um das Erleben an sich geht, den „Kick“, wird dein Herz dadurch nicht gestärkt werden. Du suchst dann die Befriedigung deiner religiösen Gefühle. Es ist auch nicht leicht, allein von der Gnade abhängig zu sein.

Gnade bedeutet, dass du nichts von dir erwartest, sondern dass du alles von Gott erwartest. Ist dir das etwas zu dürftig, zu bequem oder zu nichtssagend, dann suchst du dein Heil in „Speisen“. „Speisen“ stehen für das, was zunichte wird (1Kor 6,13), was nur einen zeitlichen und keinen bleibenden Wert hat. Hier geht es um das „wandeln in Speisen“, und das ist folglich ein Hinweis auf den jüdischen, tastbaren, irdischen Gottesdienst. Dieser Gottesdienst hatte keinerlei Nutzen gebracht. Das wurde in dem Brief offenbar. Er hatte den Menschen nicht zu Gott gebracht, sondern die Entfremdung zu Ihm nur umso stärker deutlich gemacht.

Heb 13,10. Wenn ich Heb 13,10 richtig verstehe, kann man ihn so lesen: Wir, die Christen, haben einen Platz des Gottesdienstes, wo wir Gott nahen dürfen, um mit Ihm Gemeinschaft zu haben, während die, die meinen, Gott noch auf jüdische Weise dienen zu müssen, dort ganz außerhalb stehen. Hier geht es um das „Essen vom Altar“. „Essen“ ist ein Symbol für Gemeinschaft. Der „Altar“ ist ein Bild von Christus. Solche, die am alttestamentlichen Gottesdienst festhalten, haben kein Teil an Christus und auch kein Recht, von dem Altar zu essen.

Heb 13,11. In Heb 13,11 wird der Grund dafür angegeben. Der Schreiber erwähnt ein Ritual, das diese Hebräer sehr gut kannten. Als sie noch Juden waren, waren sie vollständig an diesem Ritual beteiligt. Es vollzog sich jedes Jahr am großen Versöhnungstag vor ihren Augen (3Mo 16,27). Nun hatte der Schreiber sie durch diesen Brief jedoch schon so umfassend über das Opfer Christi belehrt, dass sie wohl verstanden, dass er auch jetzt über Christus sprach.

Was am großen Versöhnungstag mit dem Blut und dem Leib der Opfertiere geschah, zeigt, was mit Christus geschah. Zuerst wurde das Blut zur Tilgung der Sünden in das Heiligtum gebracht. Christus ist selbst mit seinem Blut in das Heiligtum eingegangen (Heb 9,12). Als Folge davon ist der Zugang zum Heiligtum auch für die Hebräer und die Christen und dich nun geöffnet, und nun dürfen sie und du dort eintreten (Heb 10,19). Aber es geschah auch etwas mit den Leibern der Opfertiere. Sie wurden außerhalb des Lagers verbrannt.

Heb 13,12. Die Erklärung dazu gibt der Schreiber in diesem Vers. Das Verbrennen der Leiber der Tiere außerhalb des Lagers deutet darauf hin, was mit dem Herrn Jesus außerhalb des Tores geschah, das heißt außerhalb des Tores von Jerusalem.

Es mag wohl ein Schock für die Leser gewesen sein, das zu sehen. Sie werden begriffen haben, dass das, was der Schreiber zeigt, Jerusalem zu einer Mörderstadt macht. Noch konnten sie nur schwer von der Stadt loskommen, Jerusalem hatte noch solch einen großen Platz in ihrem Denken. Nun aber verstanden sie, dass diese Stadt ihren König hinausgeworfen und getötet hatte. Das bedeutete, dass diese Stadt für Gott erledigt war und dass das auch für sie so sein musste. Zugleich ist dieser Platz „außerhalb des Tores“ der Platz, wo Christus durch sein „eigenes Blut“ das Volk geheiligt hat. Dieser Platz hat also eine doppelte Bedeutung: Er zeigt, was Menschen (vor allem religiöse Menschen) mit dem Herrn Jesus gemacht haben und dass dort Gottes Ratschluss in Bezug auf sein Volk erfüllt wurde (vgl. Apg 2,23).

Heb 13,13. Und ebenso wie der Weg bis ins Heiligtum für sein Volk geöffnet wurde, weil Jesus sein Blut vergossen hat (Heb 10,19), so hat auch das Blut Jesu, das Er außerhalb des Tores vergossen hat, Folgen für sein Volk. Diese Folgen erkennt man in dem Aufruf: „Lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers.“ Du lässt echte Wertschätzung für das Werk des Herrn Jesus erkennen, wenn du einerseits in das Heiligtum hineingehst, um dort Gott zu nahen, und wenn du andererseits auf der Erde den Platz der Schmach einnimmst. Außerhalb des Lagers (oder außerhalb des Tores) zu gehen, bedeutet, aus einem organisierten religiösen System hinauszugehen. Das Lager war früher der Ort, wo Gott wohnte und wo Er alles durch Gesetze und Vorschriften geregelt hatte. Aber als Christus dorthin kam, wurde Er hinausgeworfen. Wer nun zu Ihm gehören will, kann nicht in einem religiösen System sein, das nach dem alttestamentlichen Modell eingerichtet ist. Sehr stark ist das in der römisch-katholischen Kirche der Fall.

Der Aufruf enthält auch eine Warnung davor, im christlichen Gottesdienst äußerliche Rituale zuzulassen und damit den Anschein zu erwecken, als sei das eine bessere Weise, Gott zu nahen. Es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dem christlichen Gottesdienst und der Weise, wie im Alten Testament Gottesdienst nach seinen Vorschriften ausgeübt wurde. Dieser Unterschied hat seine Ursache darin, dass der Herr Jesus jetzt im Himmel ist und der Heilige Geist auf der Erde in der Gemeinde wohnt. Seitdem der Heilige Geist auf der Erde wohnt, ist der christliche Gottesdienst nicht durch einen irdischen Platz und irdische Mittel charakterisiert, sondern dadurch, dass Gott in Geist und Wahrheit angebetet wird (Joh 4,21-24).

Das äußere Beiwerk, das auch im Protestantismus noch übriggeblieben ist, hat kein Existenzrecht. Doch tatsächlich dringen immer mehr Elemente aus dem jüdischen Gottesdienst in den christlichen Gottesdienst ein. Deshalb muss der Aufruf, hinauszugehen, „außerhalb des Lagers“, auch wieder lauter ertönen. Die Schmach des Christus zu tragen, ist mit dem Weggehen aus der Christenheit verbunden, die nach dem alttestamentlichen Modell organisiert ist. Für die große Christenheit zählst du nicht, wenn du nicht mitmachst. Aber gibt es einen besseren Platz auf der Erde als bei dem Herrn Jesus, auch wenn es ein Platz der Schmach ist? Asaf drückt das so aus: „Wen habe ich im Himmel? Und neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde“ (Ps 73,25). Wenn du im Himmel bei dem Herrn Jesus sein willst, kann es nicht anders sein, als dass du auch auf der Erde bei Ihm sein willst.

Lies noch einmal Hebräer 13,7–13.

Frage oder Aufgabe: Bist du zu Ihm hinausgegangen, außerhalb des Lagers?

Letzte Ermahnungen, Segenswünsche und Grüße

Heb 13,14. Der Schreiber untermauert den Aufruf, zu den Herrn Jesus hinauszugehen, durch einen Hinweis auf das Ziel der Pilgerreise. Die Hebräer brauchten es nicht als Verlust anzusehen, wenn sie dem irdischen Jerusalem und dem ganzen Gottesdienst, der dort ausgeübt wurde, den Rücken zukehrten. Wegen der Verwerfung des Herrn Jesus hatte er gänzlich ausgedient. Jedes Verlangen danach war fehl am Platz. Jerusalem war keine bleibende Stadt. Die Stadt würde bald dem Erdboden gleichgemacht werden (Lk 21,20). Den Tempel würde dasselbe Los treffen (Mt 24,1; 2). Sie sollten nicht zurückblicken, sondern nach vorn schauen (Heb 11,15; 16). Sie waren auf der Suche nach der zukünftigen Stadt. Dorthin sollte ihr ungeteiltes Verlangen sich richten, auch wenn die Stadt noch so weit entfernt schien und der Weg dorthin noch so schwierig würde. Wenn sie sich durch die Dinge, die sie hinter sich gelassen hatten, ablenken ließen, würden sie den Weg verlieren.

Heb 13,15. Nachdem der Schreiber ihr Auge wieder auf das rechte Ziel gerichtet hat, gibt er ihnen einen wunderschönen Ansporn. Dachten sie, dass ihre ungläubigen Volksgenossen besser dran waren mit einem Opferdienst, wo buchstäblich Tiere geopfert wurden? Dann musste dieser Gedanke korrigiert werden. Denn es war ein großes Vorrecht, nicht nur ab und zu bei besonderen Gelegenheiten Gott Opfer darzubringen, sondern das immer tun zu können. Und es ging schon gar nicht um greifbare Opfer, sondern sie durften Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen. Das geht viel tiefer, das kommt aus dem Herzen und geht zum Herzen Gottes.

Der Grund liegt in Christus und in seinem Werk. Durch Ihn kannst auch du Gott loben und preisen. Das geschieht nicht mit Aufwand, sondern indem du aussprichst, was du in dem Herrn Jesus gefunden hast. Gott sieht es gerne, dass du kommst und Ihm etwas über seinen Sohn erzählst. Er findet es schön, wenn du seinen Namen vor den Menschen der Welt bekennst. Aber es ist eine besondere Freude für sein Herz, wenn du einen beständigen Lobpreis auf den Lippen hast, der für Ihn bestimmt ist.

Heb 13,16. Gott findet es auch schön, wenn du an andere denkst. Er möchte, dass du außer geistlichen Opfern auch materielle Opfer bringst. Die geistlichen Opfer kannst du Ihm bringen, die materiellen Opfer anderen. Wohltun bedeutet, dass man jemandem Gutes zukommen lässt, eine gute Tat vollbringt. Dabei geht es nicht nur um das Geben von Gaben, es kann auch eine Geste oder ein Wort sein. Das „Mitteilen“ hat die Bedeutung, dass du das, was du besitzt, mit anderen teilst, die es nötig haben. Es geht also um Wohltun in der allgemeinen Bedeutung und darum, alles miteinander zu teilen. Du siehst das wunderschön bei den ersten Christen (Apg 2,44; Apg 4,34). Ich fürchte, dass diese Gesinnung nur noch selten zu finden ist. Aber Gott hat noch immer Wohlgefallen daran. Irdischer Besitz bekommt so einen reichen Sinn und gibt auf diese Weise eine tiefe Befriedigung. Wenn du zu diesen Opfern bereit bist und sie bringst, wirst du selbst dadurch erfrischt werden (Spr 11,25). Gott ist der gebende Gott. Ist es nicht ein Vorrecht, Ihm darin zu folgen?

Heb 13,17. Im Geben kannst du also Gott folgen. Auf der Erde gibt es Menschen, denen du folgen musst, das heißt, denen du gehorchen musst. Das sind deine Führer. Siehst du, dass das Mehrzahl ist? Es geht also nicht um einen Pastor, einen geschulten Jemand oder um jemanden, der sich selbst zum Führer aufwirft. Es geht um reife, geistliche Gläubige, die Gott belehrt, gebildet und seiner Gemeinde gegeben hat. Ihnen musst du gehorchen, wo sie dir anhand des Wortes Gottes vorstellen, wie Dinge zu geschehen haben. Dann werden sie ihre Arbeit nicht mit Seufzen, sondern mit Freude tun. Du musst ihnen fügsam sein. Das mag nicht mehr in die heutige Zeit passen, aber es ist völlig biblisch und bringt Segen.

In vielen christlichen Familien spiegelt sich der Zeitgeist wider. Kinder gehorchen nicht mehr, und von Fügsamkeit ist keine Rede. Statt zu gehorchen, verhandeln Kinder mit den Eltern. Das bringt dem Kind vielleicht das begehrte Resultat, aber es ist ein enormer Verlust für die Eltern. Auch wird sich in der Zukunft häufig zeigen, dass ein solcher Umgang miteinander einer radikalen Bekehrung des Kindes im Weg steht. Andererseits bedeutet die Aufforderung zum Gehorchen und zur Fügsamkeit nicht Kadavergehorsam. Danke Gott für Brüder, die Führer sind. Das wird es einfacher machen, auf sie zu hören. Wenn du nicht auf sie hörst, bringt dir das keinen Nutzen, sondern wird zum Schaden für dich sein.

Heb 13,18. Bete für die Führer, die du kennst. Sie haben Fürbitte nötig. Wenn Führer darum bitten, für sie zu beten, können sie das nur tun, wenn sie ein gutes Gewissen haben. Wenn sie kein gutes Gewissen haben, stehen sie nicht richtig vor Gott und können sie anderen auch keine Hilfe sein. Dann müssen sie erst die Last von ihren Gewissen wegtun. Was den Schreiber betrifft, so war das nicht angesagt.

Heb 13,19. Er verlangte danach, die Gläubigen, an die er schrieb, zu treffen. Auch kannte er die Kraft der Fürbitte, denn er spornt sie an, umso mehr Fürbitte zu tun, damit er desto schneller wieder bei ihnen wäre.

Heb 13,20. Der Schreiber kommt zum Abschluss. Er lenkt den Blick auf den Gott des Friedens. Wunderschöner, beruhigender Ausdruck: der Gott des Friedens. Er besitzt vollkommenen Frieden und gibt ihn jedem, der Ihm vertraut. Es gibt nichts, was Ihn in Verwirrung bringt. Sein Friede kann dein Friede sein. Er will ihn dir geben (Phil 4,7; Joh 14,27). Durch das Werk des Herrn Jesus kann Er seinen Frieden allen geben, die an seinen Sohn glauben. Dieser Friede ist ewig. Es ist auch der Friede, der im Friedensreich auf der ganzen Erde da sein wird. Nach diesem Friedensreich ist in dem ganzen Brief Ausschau gehalten worden. Hier am Ende des Briefes liest du noch einmal von der Grundlage jenes Reiches: dass Gott den Herrn Jesus aus den Toten wiedergebracht hat. Dadurch konnte ein neuer Bund kommen, der auch ewig ist. Der kann nicht scheitern, weil er auf das Blut Christi gegründet ist, das für ewig seinen Wert behält.

Ist es nicht schön, von dem Herrn Jesus zu lesen, dass Er „der große Hirte der Schafe“ ist? Als „der große Hirte“ ist Er aus den Toten auferstanden, und Er führt seine Herde durch die Welt hin zu dieser anderen Welt, wo Er schon ist. Es ist seine Herde geworden, weil Er für sie „der gute Hirte“ ist, der sein Leben für sie gelassen hat (Joh 10,11). Und wenn Er kommt, um das Friedensreich aufzurichten, wird Er das tun als der „Erzhirte“ (1Pet 5,4). Beachte, dass der Schreiber vom Herrn Jesus als von „unserem Herrn Jesus“ spricht. Darin spürst du seine Zuneigung zu Ihm, eine Zuneigung, die er durch das Wörtchen „unser“ auch bei den Lesern voraussetzt.

Heb 13,21. Der Wunsch des Schreibers ist, dass der Gott des Friedens die Gläubigen in jedem guten Werk vollendet, damit sie Gottes Willen tun. Mit weniger ist er nicht zufrieden, weil Gott nicht weniger zusteht. Du bist auf der Erde, um Gutes zu tun und es so zu tun, dass nichts daran fehlt. Das wird der Fall sein, wenn du fleißig bist, Gottes Willen zu erfüllen. Es ist Gottes Wille, dass du auf der Erde zu seiner Ehre bist. Er will dich bei sich in der Herrlichkeit haben. Auf dem Weg dorthin möchte Er, dass du als Glied seiner Herde bei der Herde und bei dem Hirten bleibst. Im Licht des Briefes hat sein Wille damit zu tun, dass du verwirklichst, was du geworden bist, nämlich ein Sohn und ein Priester. Er will, dass du dich als Sohn verhältst und dass du Ihn als Priester ehrst.

Ich kann mir denken, dass du dich fragst, wie du das tun sollst. Gelingt das denn? Dieses Gefühl habe ich auch. Gott kennt diese Frage. Er hat auch eine Antwort darauf. Die Antwort besteht in der Zusage seiner Hilfe. Er bewirkt in uns, was vor Ihm wohlgefällig ist (vgl. Phil 2,12; 13)! Du brauchst dich Ihm also nur zu öffnen und dein Herz mit seinem Wort zu füllen. Dann wird es voll von Christus und bewirkt in deinem Leben, was Gott wohlgefällig ist. Wenn alles, was dich selbst betrifft, in den Hintergrund getreten ist und Gott und Christus groß vor dir stehen, kannst du nicht anders als jubeln: „Ihm sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

Heb 13,22. Im Licht dieses Ausrufs ist die Bemerkung des Schreibers zu sehen, dass er „mit kurzen Worten“ geschrieben hat. Obwohl der Brief doch ziemlich lang ist, hat er darin Themen behandelt, die unerschöpflich sind. Er hat alle seine Themen nur anreißen können (vgl. Heb 11,32). Nur das Notwendigste ist an die Reihe gekommen, das, was für die Hebräer und auch für uns nötig war. Wir dürfen immer mehr darin entdecken.

Alles, was er geschrieben hat, hat er in Form einer Ermahnung geschrieben. Er ermahnt oder ermuntert sie, das zu ertragen. Eine Ermahnung zu ertragen, ist sehr wichtig, wenn du geistlich wachsen willst. Es bedeutet nicht, dass du die Ermahnung freundlich anhörst und dann nichts damit machst, sondern dass du die Ermahnung zu Herzen nimmst.

Heb 13,23. Der Schreiber hat noch Neues über Timotheus mitzuteilen. Er wusste, dass sie Interesse an ihm hatten und dass sie sich freuen würden, wenn er zusammen mit ihm käme. Es ist schön, deine Geschwister über andere Gläubige zu informieren, weil du weißt, dass sie daran Interesse haben.

Heb 13,24. Die Verbundenheit des Schreibers mit der Gemeinschaft, an die er schreibt, kommt auch in den Grüßen zum Ausdruck, die er ausrichtet. Er bittet seine Leser, ihre Führer und alle Heiligen zu grüßen. Die Verbundenheit der Gläubigen kennt keine Landesgrenzen, sondern ist international. Aus Italien grüßen die Gläubigen über den Schreiber ihre Mitgläubigen in Israel. Die Verbindung ist da durch den Herrn Jesus, durch Ihn sind alle Gläubigen eine Einheit, eine Familie.

Heb 13,25. Der Schreiber verabschiedet sich mit dem Wunsch, dass die Gnade mit ihnen allen sein möge, denn nur durch die Gnade ist es möglich, den Weg des Glaubens bis zu Ende zu gehen.

Lies noch einmal Hebräer 13,14–25.

Frage oder Aufgabe: Was ist der Wille Gottes für dein Leben? Wie kannst du diesen Willen kennenlernen?

© 2023 Autor G. de Koning

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