Isaiah 4 Kingcomments Bibelstudien Bitte der Töchter ZionsDieser Vers gehört zum vorherigen Kapitel und setzt die Beschreibung der Folgen des göttlichen Gerichts über die stolzen, gottlosen Töchter Zions fort. Der Ausdruck „an jenem Tag“ (vgl. Jes 4,2) bezieht sich auf „die letzten Tage“ (Jes 2,2), also auf die Endzeit, obwohl es eine Vorerfüllung bei der Zerstörung Jerusalems gegeben hat. Es scheint, dass die Töchter Zions durch die Zerstörung der Stadt zu Witwen geworden sind (vgl. Jes 3,25). Es wird ein solcher Männermangel herrschen – das Verhältnis in der Bevölkerung zwischen Männern und Frauen wird eins zu sieben (= viele) sein –, dass sich die Frauen einen Mann suchen werden, was ein unnatürlicher Weg ist, denn normalerweise sucht sich der Mann eine Frau. Diejenigen, die in besseren Zeiten gedacht haben, dass mehrere Männer sie umschmeicheln wollen, werden nun mit mehreren anderen Frauen auf einmal um die Gunst des ersten Mannes konkurrieren, den sie treffen. Es geht ihnen aber überhaupt nicht darum, einen Mann zu haben, der sich um sie kümmern würde. Das haben sie nicht nötig, weil sie selbst für sich sorgen werden. Sie entbinden den Mann freiwillig von der Verpflichtung, die er laut Gesetz hat, für seine Frau zu sorgen (2Mo 21,10). Alles, was sie verlangen, ist, seinen Namen tragen zu dürfen, was der Fall wäre, wenn er sie heiratet. Durch die Heirat nimmt die Frau den Namen ihres Mannes an – auch das ist in unserer Zeit nicht mehr selbstverständlich. Sie will nur, dass er sie heiratet, um die Schmach loszuwerden, allein und unverheiratet zu sein (Jes 54,4). Diese Frauen werden von reinem Egoismus getrieben. Christus und ZionVor dem dunklen Hintergrund des Bildes vom Unglück Zions durch das Gericht wird hier ab Jes 4,2 eine schöne Szene der Wiederherstellung gezeigt. Nach der ersten Anklage bezüglich seines Volkes, die in Jesaja 1 grob umrissen wird, hat der HERR bereits eine Verheißung der Wiederherstellung gegeben (Jes 2,1-4). Diese Wiederherstellung fällt ungefähr in die gleiche Zeit wie hier. Nur in Jesaja 2 wird die Herrlichkeit Zions aus der Sicht der Nationen beschrieben, während es hier um die Herrlichkeit Zions aus der Sicht des HERRN geht. Jesaja macht hier wieder den großen Sprung von der Gegenwart damals hin zu der herrlichen Zeit in der Zukunft unter der Herrschaft des Herrn Jesus, denn Er ist der HERR. Wie so oft bezieht sich der Ausdruck „an jenem Tag“ (Jes 4,2) auf diese Zeit. Dieser Ausdruck findet sich auch in Jes 4,1 und beschreibt dort die schrecklichen Folgen des Gerichts. Dass sowohl Jes 4,1 als auch Jes 4,2 damit beginnen, unterstreicht den Kontrast. In manche Übersetzungen steht statt „der Spross des HERRN“ fälschlicherweise „was der HERR zum Sprossen bringt“. Es geht nicht um ein Werk des HERRN, dass Er etwas zum Sprossen bringt, sondern um eine Person, „den Spross“, und das ist der Messias. Das Wort, von dem das Wort „Spross“ abgeleitet ist, enthält den Gedanken von der Kraft des Lebens (Jes 11,1). Der Ausdruck „Spross“ wird bereits vom Targum [Aramäische Übersetzungen von hebräischen Teile der Bibel] als Hinweis auf den Messias, also den Herrn Jesus, gesehen. Sowohl das hebräische Wort für „Spross“, tsemach, als auch das griechische Wort dafür, anatole, bedeuten „(Sonnen-)Aufgang“. „Aufgang“ ist auch ein Name für den Herrn Jesus. So nennt Ihn Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer (Lk 1,78). Normalerweise kommt der „Aufgang“ (Sonne) oder der „Spross“ (Pflanze) von unten nach oben, während der Herr Jesus der „Aufgang aus [der] Höhe“ ist. Er kommt von oben nach unten. Den Namen „Spross“ für den Herrn Jesus lesen wir in verschiedenen Zusammensetzungen und er zeigt uns jedes Mal eine andere Herrlichkeit von Ihm, die wir mit den Evangelien verbinden können. Er wird genannt: Der Herr Jesus wird „zur Zierde und zur Herrlichkeit“ sein oder, wie man auch übersetzen kann, Er wird „zur Herrlichkeit und zum Schmuck“ sein. Diese Worte erinnern uns an die Beschreibung der priesterlichen Kleider (2Mo 28,2; 40). Er ist eine Zierde für den Überrest. Er ist ein Schmuck von ganz anderer Art als der Schmuck, mit dem sich die hochmütigen Frauen Zions schmücken (Jes 3,16-23). Auch „die Frucht der Erde“ oder „die Frucht des Landes“ (das ist Israel) ist ein Ausdruck, den wir auf den Messias anwenden können. Sie zeigt Ihn als den makellosen Menschen, der inmitten all des Todes und der Zerstörung, die durch das Geschlecht des ersten Adam verursacht wurden, sprosst. Er ist der „Wurzelspross aus dürrem Erdreich“ (Jes 53,2). Hier sehen wir Gottes Weisheit als Antwort auf das Problem der Sünde seines Volkes. Zum ersten Mal in diesem Buch sehen wir eine Person, die für den Überrest des Volkes handeln wird. Wir werden dieser Person noch öfter begegnen. Er verbindet sich in Pracht mit „den Entronnenen Israels“, also mit dem treuen Überrest oder dem dritten Teil des Volkes, der nach den Gerichten übrig bleibt (Sach 13,8). Für sie wird Er zu jener Zeit „zum Stolz und zum Schmuck [wörtlich: Herrlichkeit]“ sein. Er wird sie von ihren Feinden erlösen und ihr Haupt sein. Seine Herrlichkeit wird über ihnen leuchten. Die Tatsache, dass sie „entronnen“ sind, zeigt, wie heftig und verheerend die große Drangsal sein wird, von der an anderer Stelle die Rede ist. Durch seine Verbindung mit ihnen wird dieser Überrest „heilig heißen“ (Jes 4,3) und in der Lage sein, den Platz Israels einzunehmen. Das geht über das Heiligsein hinaus, denn es impliziert nicht nur einen abgesonderten Platz, sondern auch eine besondere Beziehung. Es ist vergleichbar mit einem Mädchen, das in der hebräischen Sprache „heilig“ genannt wird, weil sie mit ihrem Verlobten verbunden ist. Dass es sich um einen Überrest handelt, kommt in den Worten „übrig geblieben“ und „übrig gelassen“ treffend zum Ausdruck. Sie sind in den Gerichten nicht untergegangen und dürfen in das Friedensreich eingehen (vgl. Mt 24,40; 41). Durch die Heiligkeit, die den Überrest kennzeichnen wird, entspricht Israel seiner ursprünglichen Berufung (2Mo 19,6a). Es ist ein auserwählter Überrest, der aus allen besteht, die im Buch des Ratschlusses Gottes im Zusammenhang mit Jerusalem aufgeschrieben sind (vgl. Lk 10,20; Phil 4,3; Heb 12,23; Off 17,8). Dieses wichtige Thema wird in Jesaja 40–66 detailliert ausgearbeitet. Dort wird der Platz Israels als versagender Knecht des HERRN – Israel, das taub und blind ist (Jes 42,19) – durch den vollkommenen Knecht des HERRN, den Herrn Jesus, eingenommen. Er macht sich dann eins mit dem gläubigen Überrest Israels, durch den das dann wiederhergestellte Israel wieder als Knecht des HERRN gesehen werden wird. Es ist auch unsere Berufung, für Gott völlig abgesondert zu sein. Weil Er heilig ist, müssen wir es auch sein: „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1Pet 1,16). Deshalb werden wir ermahnt, uns selbst zu „reinigen von jeder Befleckung [des] Fleisches und [des] Geistes“ (2Kor 7,1). Zion gereinigt und geschütztDie Heiligkeit in Jes 4,3 ist das Ergebnis dessen, was der Herr (Adonai) in Jes 4,4 tun wird. Das Volk, das sich zuerst weigerte, auf das Gebot der Reinigung zu hören (Jes 1,16), wird wieder „Töchter Zions“ genannt (vgl. Jes 3,16), denn am kommenden Tag wird der Herr es selbst reinigen. Diese Reinigung ist notwendig, weil sie durch die Sünde schmutzig geworden sind. Er wird das Volk durch das Gericht, mit der Feuertaufe durch den Geist reinigen (Mt 3,11b). Der Geist ist nicht nur der Geist der Gnade, sondern auch der Geist des Gerichts und des Vertilgens (Jes 4,4). Deshalb wird auch jener Tag kommen – „brennend wie ein Ofen“ (Mal 3,19), dessen Hitze um ein Vielfaches größer ist als die des gewöhnlichen Feuers –, um alle Gottlosigkeit in Brand zu setzen und sie wegzufegen. Der „Unflat“ weist auf ihre innere Verderbtheit hin, die durch ihre Partykleidung getarnt wird (Jes 3,16-24). „Die Blutschulden“ beziehen sich auf die Gewalt gegen die Armen und Elenden des Volkes Gottes (Jes 3,13-15). Prophetisch sehen wir hier einen Hinweis auf die beiden großen Sünden des Volkes Israel: Götzendienst einerseits und die Verwerfung (Blutschuld!) Christi andererseits. Dies wird in Jesaja 40–66 näher ausgeführt. Erst nach der Reinigung davon kann der HERR sein Wohlgefallen an diesem Überrest kundtun. Er zeigt sein Wohlgefallen an ihnen, indem Er „eine Wolke und einen Rauch“, eine Art Baldachin über ihnen schafft, d. h. eine Bedeckung, wie sie über einen Bräutigam oder einen Thron gelegt wird, um dessen Pracht zu vergrößern (Jes 4,5). Das Wort „schaffen“ deutet darauf hin, dass es sich um eine Pracht handelt, die der HERR für diesen Anlass neu geschaffen hat. Es ist ein wunderschönes Bild, um die Beziehung zwischen dem HERRN und Israel zu beschreiben. Tag und Nacht wird dieser schöne Baldachin das ganze Gebiet bedecken. Die Wolke und der Rauch sind ähnlich wie die Wolkensäule und die Feuersäule, die Israel während der Wüstenwanderung begleiteten, als der HERR auch als Bedeckung bei ihnen war (2Mo 13,21; 2Mo 14,19; 20; 4Mo 9,15). Er war auch bei ihnen – nur während der Wüstenwanderung – als eine Säule, die sie führte. Auf Zion hat das Volk sozusagen das endgültige Ziel erreicht, aber diese göttlichen Schutzsymbole bleiben präsent. Zur Zeit des ersten Tempels war das Allerheiligste immer mit der Wolke der Herrlichkeit Gottes, dem Zeichen seiner Gegenwart, erfüllt – erst bei der Einweihung des Tempels füllte die Wolke das ganze Gebäude. Hier ist die Wolke über ganz Zion präsent – „über der ganzen Herrlichkeit“ –, sodass der ganze Berg Zion als Allerheiligstes bezeichnet werden kann, der Ort, an dem Gott selbst gegenwärtig ist. Das Wort „schaffen“ wird auch in der Schöpfungsgeschichte in 1. Mose 1 verwendet. Jesaja benutzt dieses Wort auch mehrmals im zweiten Teil seines Buches (Jes 41,20; Jes 45,8; Jes 48,7; Jes 65,17; 18). Damit deutet er an, dass der Schöpfer seine letzten Absichten auf eine neue, ungeahnte Weise verwirklicht. Unaufhörlich wird der HERR seine Freude an Zion und dem, was direkt mit ihr verbunden ist, finden. Ebenso freut Er sich, wenn sich sein Volk dort versammelt, um ein Fest zu seiner Ehre zu feiern. Da die Natur im Friedensreich sowohl Hitze als auch Regen geben kann, hat Er für Zion auch für diese Umstände einen Schutz geschaffen (Jes 4,6). Mit Jesaja 4 endet der Teil des Buches, der mit einer düsteren Schilderung des sündigen und verdorbenen Zustandes des Volkes beginnt, der zum Gericht durch den HERRN führt. Dann wird der Blick auf die Herrlichkeit des HERRN gerichtet, in dem alle Hoffnung zu finden ist. Damit ist dieser Teil abgeschlossen. Wir werden eine ähnliche Entwicklung in den weiteren Kapiteln noch öfter sehen. © 2023 Autor G. de Koning Kein Teil der Publikationen darf – außer zum persönlichen Gebrauch – reproduziert und / oder veröffentlicht werden durch Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder irgendwelche andere Weise ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Daniel-Verlages, Retzow, Deutschland, oder des Autors. |