Jonah 1 Kingcomments Bibelstudien EinleitungJona ist der fünfte in der Reihe der zwölf kleinen Propheten. In den vier Kapiteln seines Buches lernen wir einen Propheten kennen, der sich selbst mehr Bedeutung beimisst als Gott. Aber mehr als den Propheten, lernen wir den Gott dieses Propheten kennen. Als Jona ungehorsam ist, schiebt Gott ihn nicht beiseite. Jona bekommt eine zweite Chance von Gott. Jona tut, was Gott von ihm verlangt hat, wenn auch noch nicht mit seinem ganzen Herzen. Sein Egoismus setzt sich fort. Gott drängt Jona noch nicht zur Seite, sondern lehrt ihn neue Lektionen. Wir dürfen zuhören, nicht als Zuschauer, sondern als Beteiligte, denn Jona ist in uns allen. Die Botschaft, die das Buch des Propheten Jona für uns enthält, ist nicht so sehr der Inhalt seiner Predigt an Ninive, sondern vielmehr die Geduld Gottes mit unserer Unwilligkeit zu gehorchen, zu tun, was Er uns sagt. In diesem Bibelbuch teilt Gott uns seine Überlegungen mit, damit wir bereit sind, Zeugen seines Namens zu sein. Wer war Jona? Von den „kleinen Propheten“ ist Jona zweifellos der Bekannteste. Zusätzlich zu dem, was wir in diesem Buch über ihn erfahren, lesen wir das Folgende in 2. Könige: „Er [König Jerobeam] stellte die Grenze Israels wieder her, vom Eingang Hamats bis an das Meer der Ebene, nach dem Wort des HERRN, des Gottes Israels, das Er geredet hatte durch seinen Knecht Jona, den Sohn Amittais, den Propheten, der von Gat-Hepher war” (2Kön 14,25). Daraus lässt sich schließen, dass er kurz vor oder während der Herrschaft Jerobeams II. (793-753 v. Chr.) als Prophet in Israel wirkte. Weiter lesen wir hier über ihn, dass er ein „Diener” des HERRN und „Prophet” ist. Der Herr Jesus spricht auch von ihm als „dem Propheten Jona” (Mt 12,39). Höchstwahrscheinlich ist Jona der Autor des gleichnamigen Buches. Nur er konnte genau erzählen, was auf dem Schiff passiert (Jona 1), von seinem Aufenthalt im Fisch (Jona 2), von seiner Unzufriedenheit und seinen Äußerungen darüber gegen Gott (Jona 4). Sein Name bedeutet „Taube”. Er muss mit einer Botschaft, die zum Frieden führt von der die Taube ein Symbol ist , in eine Stadt gehen, über die Gottes Gericht kommen muss. Aber Jona handelt nicht nach seinem Namen. Er sucht nicht den Frieden der Stadt. Wir werden später sehen, warum er das nicht tut. Der Name seines Vaters, Amittai, bedeutet „zuverlässig” oder „die Wahrheit des HERRN”. Auch diesem Namen wird Jona nicht gerecht. Er ist kein zuverlässiger Diener des HERRN. Er flieht vor seiner Mission. Aber niemand kann vor Gott entkommen. Gott zwingt ihn, Ninive „die Wahrheit des HERRN” zu verkünden. Er kommt aus Gat-Hepher in Sebulon (Jos 19,13), nördlich von Nazareth in Galiläa. Die Bemerkung der Feinde des Herrn Jesus, dass aus Galiläa kein Prophet aufsteht (Joh 7,52), ist daher eindeutig ein Irrtum. Das Buch Jona, Ziel der Bibelkritik Die große Bedeutung, die die Juden dem Buch Jona beimessen, zeigt sich darin, dass sie dieses Buch während des großen Versöhnungstages lesen. Bibelkritiker waren schon immer sehr interessiert an diesem Buch. Dieses Interesse kommt in den vielen Angriffen zum Ausdruck, die auf das Buch gemacht wurden. So wurde behauptet, dass Jona nie gelebt habe. Andere haben gesagt, dass Jonas Geschichte das Produkt eines fantasievollen Geistes sei oder auf einer Legende basiere. Jemand hat gesagt, es brauche weniger Glauben, um diese einfache Geschichte zu akzeptieren, als die zahlreichen törichten Annahmen, die getroffen wurden, um ihr ihren übernatürlichen Charakter zu nehmen. Jeder Angriff auf das Buch ist in der Tat ein Angriff auf den Herrn Jesus, der die Geschichtlichkeit dieses Buches vollständig bestätigt, indem Er sich darauf bezieht. Er tut dies zweimal (Mt 12,40; 41; Mt 16,4). So verweist Er auf viele weitere Ereignisse im Alten Testament, wie z. B. die Erschaffung von Himmel und Erde in sechs Tagen, die Institution der Ehe, die Flut, die Zerstörung von Sodom und Gomorra, die von den Menschen in Frage gestellt werden. Für den Glauben reichen beide Hinweise des Herrn Jesus aus, um das Buch Jona als Teil der inspirierten Schriften zu betrachten. Jeder, der die Bezugnahme des Herrn Jesus auf Jona verwirft, und damit die Autorität seiner göttlichen Aussage über Jona in Frage stellt, leugnet auf eine brutale Weise seine Gottheit. Solche bibelkritischen Überlegungen sind keinesfalls harmlos und deshalb sollte ein Gläubiger sie unbedingt kompromisslos zurückweisen. Es ist die List des Teufels von Anfang: „Hat Gott wirklich gesagt?“ (1Mo 3,1). Jona – Jakobus Die Tatsache, dass das Buch Jona einen Platz im Alten Testament hat, ist genauso bemerkenswert wie der Brief von Jakobus im Neuen Testament. 1. Das Alte Testament ist besonders der Geschichte der gnädigen Absichten Gottes mit Israel gewidmet. Doch im Buch Jona finden wir eine Geschichte von Gottes barmherzigem Umgang mit Heiden. 2. Das Neue Testament entfaltet Gottes Ratschläge für die Gemeinde. Doch wir finden im Brief des Jakobus einen Brief, der sich an die zwölf Stämme in der Zerstreuung richtet, also an das ganze Volk Israel. Durch das Buch Jona erfahren wir, dass Er in der Zeit, in der Israel im Mittelpunkt des Handelns Gottes steht, auch ein Herz voller Mitgefühl für die Nationen außerhalb des auserwählten Volkes hat. Das Buch bezeugt, dass Gott auch der Gott der Nationen und nicht nur der Juden ist (Röm 3,29). Es ist das große Missionsbuch des Alten Testaments. Jona ist, soweit wir wissen, der einzige Prophet, der zu den Heiden gesandt wurde, mit einer Botschaft speziell für die Heiden. Aus dem Brief des Jakobus lernen wir, dass obwohl Gott jetzt ein völlig neues, himmlisches Volk besitzt, die Gemeinde, bestehend aus den Gläubigen Israels und der Nationen, Er sein altes irdisches Volk Israel nicht vergisst. Die Lektion von Jona Dieses Buch enthüllt die Überlegungen des Herzens eines Menschen, der gläubig und zugleich ein Diener Gottes ist. Der Grund, warum Jona nicht nach Ninive gehen will, ist nicht, weil er Angst vor der Stadt hat, sondern weil er Gott zu kennen glaubt. In diesem Buch wird in beeindruckender Weise das Herz Gottes offenbart. Doch Jona lebt nicht im Einklang mit Gottes Gedanken, denn er teilt Gottes Güte und Barmherzigkeit nicht. Der Gedanke an seine eigene Bedeutung überschattet alles. Weil er dieses Herz Gottes in Wahrheit nicht kennt, kennt er Gott auch nicht wirklich. Das Buch gibt uns viel Einblick in den Charakter und das Leben des viel diskutierten und oft verachteten Propheten. Unter der Führung des Heiligen Geistes schreibt er über sich selbst auf eine Weise, wie es der Mensch auf natürliche Weise nicht täte. Ohne jede Entschuldigung veröffentlicht Jona seine falsche Gesinnung und sein falsches Verhalten. Hätte wohl jemand einen so ehrlichen Bericht veröffentlicht wie Jona? Jeder in seinem Bericht steht besser da als er selbst. Jona ist auch nicht einfach nur irgendjemand. Der HERR hat ihm sein Zeugnis anvertraut. Und gerade in dieser Person mit einer so hohen Berufung kommt eine sehr niedere Eigenschaft der menschlichen Natur zum Ausdruck. Diese niedere Eigenschaft ist die, dass er durch die wichtige Botschaft, die er bringen muss, selbst wichtig sein will. Er will die ihm übertragene Aufgabe nur dann erfüllen, wenn er selbst an Bedeutung gewinnt. Als Ergebnis dieser Eitelkeit und dieses Stolzes kann er es nicht ertragen, dass Gott anderen Menschen Gnade erweist. Jünger des Herrn Menschen mit einer Einstellung wie Jona können es nicht haben, dass Gott seine Gedanken oder sein Wesen durch andere Menschen offenbart. Sie selbst müssen Mittelpunkt sein, sie selbst müssen die Ehre haben. Alle ihre Gedanken über Gott sind auf ihre persönliche Sichtweise beschränkt. Diese Sichtweise ist, dass die Botschaft ihnen und niemand anderem anvertraut wird. Die gleiche Haltung finden wir bei einigen Jüngern des Herrn Jesus (Lk 9,54). Als sie mit dem Herrn in ein samaritanisches Dorf kamen, wurden sie abgelehnt! Das kann es nicht geben, Feuer muss vom Himmel kommen! Das wäre ihrer Meinung nach die einzig richtige Antwort auf diese grobe Beleidigung. Nun, sie bitten des Anstands wegen noch eben den Herrn um Genehmigung. Doch inzwischen haben sie den natürlichen Gefühlen ihrer Herzen Raum gegeben. Es scheint, als ob sie sich für den Herrn einsetzen, aber in Wirklichkeit wollen sie Rache für diese Reaktion, weil sie sich selbst abgelehnt fühlen. Die Ausübung von Rache geschieht durch die Offenbarung von Macht. Auf diese Weise wollen sie zeigen, dass sie wichtig sind, dass die Macht bei ihnen liegt und nicht bei denen, die sich weigern den Herrn zu empfangen. Jona: Das bin ich. Wenn wir in Jona und in den Jüngern nicht etwas von uns selbst erkennen, brauchen wir nicht weiterlesen. Dann enthält dieses Buch des Propheten keine Botschaft für uns. Dieses Buch macht deutlich, dass diejenigen, die mit Gott selbst verbunden sind, sich seiner Macht unterwerfen und sich seiner Gnade beugen müssen. Wenn diese Unterwerfung nicht vorhanden ist, führt das Bewusstsein der Gunst Gottes zu Untreue und Selbstverherrlichung. Genau wie Jona sind wir in der Lage, die Privilegien, die Gott uns gibt, zu unserer eigenen Ehre zu nutzen. Wenn das passiert, sind wir selbst oft blind dafür. In solchen Fällen verdeckt unser Verhalten das Wissen darüber, wer Gott in sich selbst ist. Eine zusätzliche Auswirkung eines solchen Umgangs mit dem Besitz geistlicher Privilegien ist die Entstehung eines harten Parteigeistes. Schauen wir uns die Pharisäer an, wie wir sie in der Schrift sehen und danach schauen wir selbst in einen Spiegel. Was sehen wir da? Jeder, der sich ein wenig kennt und ehrlich ist, wird zugeben, dass in ihm etwas von einem Pharisäer zu finden ist. Wenn wir weiterlesen, weil wir von Jona, den Jüngern und den Pharisäern noch etwas in uns selbst entdecken wollen, werden wir eine weitere große Entdeckung machen. Vor allem werden wir sehen, wie sich Gott in seiner Gnade zeigt, sowohl für Ninive, einschließlich Kinder und Vieh, als auch für seinen verirrten Diener Jona. Das können wir dann auch auf uns selbst anwenden. Das Ergebnis wird sein, dass wir Gott für seine große Gnade preisen, in der er sich um uns gekümmert hat. Ein prophetisches Buch? Es kann überraschend sein, dass es keine Prophezeiung in dem Buch gibt. Es enthält buchstäblich nur eine Prophezeiung, in Jona 3 (Jona 3,4). Und es ist offensichtlich, dass sie nicht erfüllt wird. Der Rest des Buches beschreibt die Einstellung des Propheten zu Gott und die Art und Weise, wie Gott mit ihm umgeht. Aber das Besondere an diesem Buch ist, dass die Geschichte selbst Prophezeiung ist. Die Geschichte gibt prophetische Wahrheiten in Form von Ereignissen wieder. Die Prophezeiung wird darin abgebildet. So ist Jona ein Bild von Israel. Ein alter orthodoxer Jude beantwortete die Frage, warum Jona jeden großen Versöhnungstag in der Synagoge gelesen wird: „Wir sind Jona.” In der Person Jona wird die ganze Geschichte Israels erzählt. Der Herr Jesus bezieht das, was mit Jona geschieht, auf seinen Tod und seine Auferstehung (Mt 12,39-41). Als Er das Zeichen Jona erklärt, weist er zuerst auf seinen Tod hin (Mt 12,40), den Er mit Jonas Aufenthalt im Fisch verbindet. Dann verweist er auf seine Predigt und ihre Folgen in Ninive (Mt 12,41). Das Zeichen Jonas, von dem der Herr gesprochen hat, bedeutet, dass nach seinem Tod und seiner Auferstehung die Predigt zu den Heiden gehen wird. Dies ist ein schwerer Vorwurf an diejenigen, zu denen der Herr spricht, die aber nicht auf Ihn hören. Der Herr benutzt die Geschichte Jonas im Fisch und seine anschließende Predigt als Zeichen dessen, was das Volk Israel erwartet. Sie wollen nicht auf den hören, der mehr ist als Jona. Die Männer von Ninive hören auf Jona. Im Gericht werden sich die Männer von Ninive erheben, um das rebellische Volk zu verurteilen, zu der der Herr Jesus kam. So gibt der Herr eine prophetische Botschaft als Antwort auf das, was mit Jona geschieht. Das zweite Mal, als der Herr Jesus auf Jona verweist (Mt 16,4), tut er dies mit der Absicht, seinen Gegnern zu zeigen, dass das Gericht unmittelbar bevorsteht. Das Zeichen Jonas bedeutet hier, dass Israel im Begriff war, in das Meer der Nationen geworfen zu werden. Matthäus fügt vielsagend hinzu: „Und er verließ sie und ging weg.” Jona als Bild für Israel Israel wurde, genau wie Jona, von Gott erwählt, um sein Zeuge für die Völker um sie herum zu sein (Jes 43,10-12; Jes 44,8). Aber Israel hat die Wahrheit Gottes, die sie hätten verkündigen müssen, nur für sich selbst verwendet. Die Wahrheit Gottes gefällt uns, wenn wir uns damit bekleiden können, um unsere eigene Bedeutung zu erhöhen. So war es auch mit Israel. Das Volk Israel war das Gefäß des Zeugnisses Gottes in der Welt und rühmte sich damit, weil es selbst mit Ehre bekleidet war. Deshalb war es für die Juden unerträglich, dass den Heiden Gnade geschenkt wurde. Wie Jona war Israel nicht bereit, seine Aufgabe als Zeuge zu erfüllen, sondern war stattdessen stets ungehorsam (Ri 2,11-19). Durch die Flucht will sich Jona dem Auftrag zur Verkündung entziehen. Er missgönnt der großen heidnischen Welt die göttliche Barmherzigkeit, weil er befürchtet, dass seine Verkündigung der Buße Ninive sie vor der drohenden Zerstörung bewahren wird (Jona 4,2). Das ist genau das, was er nicht will. Er will, dass diese Heiden untergehen. Darin spiegelt Jona die Haltung Israels gegenüber den Nationen wider (1Thes 2,14-16). Aber Jona kann nicht mit einem falschen Propheten gleichgesetzt werden, der aus seinem eigenen Herzen weissagt. So wie Jona im Meer verschwand, so ist auch Israel unter den Nationen verstreut. Dadurch haben die Nationen Gott kennengelernt (Röm 11,11). Jona wird auf wundersame Weise in dem Fisch bewahrt. So hat Gott Israel durch alle Zeitalter hindurch erhalten und so werden sie in ihr Land zurückkehren (Hos 3,3; Jer 30,11; Jer 31,35-37). Jona musste lernen, dass er genauso sehr von der Gnade Gottes abhängig ist wie Ninive. Auch Israel muss das noch lernen (Röm 11,32). Einteilung des Buches I Der ungehorsame Prophet (Jona 1,1-16; Jona 2,1-11) Einleitung Jona will dem Auftrag des HERRN, gegen Ninive zu predigen, entkommen. Deshalb will er nach Tarsis fliehen. Dafür findet er in Japho ein Schiff (Jona 1,1-3). Aber der HERR schickt einen schweren Sturm. Das Schiff steht in Gefahr zu zerbrechen. Jona muss zugeben, dass der Sturm seinetwillen aufgekommen ist (Jona 1,4-10). Auf Wunsch der Besatzung gibt er an, was zu tun ist, um den Sturm zu stoppen: Würde er ins Meer geworfen, würde das Meer ruhig (Jona 1,11-16). Der HERR kümmert sich weiter um ihn, indem er einen großen Fisch schickt, der ihn verschlingt. Der HERR sprichtEs ist nicht das erste Mal, dass das Wort des HERRN zu Jona kommt. Er ist sozusagen kein Neuling; er kennt die Stimme des HERRN. Wie bereits gesagt wurde, ist er ein Prophet in der Zeit, in der Jerobeam II. König ist oder bald König werden wird. Er durfte prophezeien, dass das verlorene Gebiet Israels zurückerobert wird (2Kön 14,25). Er wird keine Mühe gehabt haben, diese gute Nachricht zu übermitteln. Im Gegenteil, dass wird er als sehr angenehm empfunden haben. Es war natürlich für einen echten Israeliten eine enorm schöne Prophezeiung, die er aussprechen durfte. Mit einer solchen Botschaft gehst du gerne zu deinen Volksgenossen. Er wird nicht den Namen eines „Unheilpropheten” gehabt haben, so wie einige seiner Mitpropheten genannt wurden. Auf welche Weise das Wort des HERRN zu ihm kommt, wird nicht berichtet. Das ist übrigens nicht so selten. Es gibt viele Propheten, die nichts darüber sagen. Irgendwie ist Jona klar geworden, dass der HERR will, dass er nach Ninive geht, um zu predigen. Auch heute will der Herr jedem von uns klar machen, was er zu tun hat, wohin er gehen muss, was er zu sagen hat. Er spricht durch das Wort, das wir in unseren Händen halten. Wenn wir dieses Buch im Gebet lesen, werden wir hören, was Er zu uns sagt. Nicht nur, dass wir dann allgemein verstehen, wie Er will, dass wir leben. Wir werden auch seinen spezifischen Auftrag hören, den Er für jeden von uns persönlich hat. Dies geschieht nicht durch das Hören übernatürlicher Stimmen, es ist keine schwebende und emotionale Sache. Wer beim Lesen seines Wortes dem Herrn gegenüber wahrhaftig und unterwürfig ist, wird durch sein Wort verständlich und deutlich von Ihm hören, was Er will. Der AuftragDer Auftrag, den er jetzt erhält, unterscheidet sich von dem, von welchem wir in 2. Könige 14 (2Kön 14,25) lesen. Diesmal ist es weder eine Botschaft, die ein Mann gerne auf die Straße bringt, noch eine Botschaft, auf die die Menschen warten und die den Prediger zu einem angesehenen Mann macht. Er muss jetzt wohl Unheil predigen. Das wäre nicht angenehm, wenn es um sein eigenes Volk ginge. Aber er wird nicht zu seinem eigenen Volk geschickt. Er muss nach Ninive gehen, der Hauptstadt des assyrischen Reiches. Das ist eine Stadt mit langer Tradition. Sie wird erstmals in 1. Mose 10 (1Mo 10,11) erwähnt. Sanherib machte die Stadt zur Hauptstadt. Die Meder und Perser zerstörten sie 612 v. Chr. Dass Jona dorthin gehen muss, ist sicherlich einzigartig. Es ist noch nie zuvor geschehen, zumindest nicht nach dem, was wir in der Schrift finden, dass ein Prophet mit einer Botschaft von Gott zu den Heiden gesandt wurde. Aber es ist nicht Aufgabe eines Dieners Gottes, den Ort seines Dienstes zu bestimmen, noch das, was er predigen soll. Der HERR macht ihn, indem Er ihn dorthin schickt, zu einem Teilhaber seiner Motive. Er erzählt Jona, dass die Bosheit der Stadt vor Gott bis in den Himmel heraufgestiegen ist (vgl. 1Mo 18,21; 1Mo 5,12). Etwas Gutes ist nicht vorhanden. Die Stadt ist durch und durch korrupt. Für Ninive bleibt nichts anderes übrig als das Gericht. Es ist einwohnermäßig eine große Stadt. Es ist zudem eine Stadt mit einem enormen Reichtum (Nah 2,9). Die große Einwohnerzahl und der Reichtum sorgen dafür, dass ihre Macht und ihr Einfluss auf das Weltreich, dessen Hauptstadt sie ist, sehr groß ist. Groß ist aber auch die Bosheit ihrer Bewohner, die in Auflehnung gegenüber Gott leben. Gott kann es nicht mehr ertragen. Das Gericht muss angekündigt werden. Jona fliehtJona hat keine Lust auf diesem Auftrag. Das an sich ist kein schockierendes oder neues Phänomen. Mose hatte auch seine Einwände, als Gott ihn berief (2Mo 3,10-14; 2Mo 4,1-17), und auch Gideon freute sich nicht, als Gott ihn berief (Ri 6,11-24). Aber bei ihnen gab es andere Motive als bei Jona. Diener des HERRN, Propheten, sind keine Maschinen. Sie können dem Willen Gottes widerstehen. Bei Mose und Gideon war es ein Gefühl der Unfähigkeit. Sie fühlten sich nicht in der Lage, die große Aufgabe, die ihnen übertragen wurde, zu erfüllen. In Jonas Fall aber ist es ein offener Unwille, der auf Stolz basiert. Dies gibt Jona die zweifelhafte Ehre, der einzige Prophet zu sein, der Gott gegenüber offen ungehorsam ist, ein Prophet, der sich schlicht weigert, dem Befehl nachzukommen. Der HERR hätte Jona aufhalten können. Doch Er lässt ihn gehen, aber ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Er lässt ihn so weit gehen, wie Er es für notwendig hält. Wer den Weg des Gehorsams verlässt, verlässt zwangsläufig die Gegenwart des HERRN. Nicht, dass der Herr für einen solchen Menschen nicht mehr existiert, sondern das Herz verliert das Bewusstsein seiner Gegenwart und das kann auch nicht anders sein. Der Herr geht nie mit auf einen Weg der Untreue. Jonas Ziel steht fest. Er will nicht nach Ninive, sondern in die entgegengesetzte Richtung, nach Tarsis. Wo genau Tarsis gewesen ist, lässt sich nicht mehr feststellen. Es soll in Spanien gewesen sein, also im Westen, während Ninive im Osten war. Warum er gerade nach Tarsis gehen will, wird nicht erwähnt. Er „fand ein Schiff”, lesen wir. Dies deutet darauf hin, dass er bewusst auf die Suche nach einem Schiff gegangen ist, das ihn zu seinem selbstgewählten Ziel führen könnte. Er muss es als Bestätigung gesehen haben, dass er in Japho – also im heutigen Jaffa, das im Neuen Testament Joppe genannt wird (Apg 9,36; 43) – ein Schiff findet, das nach Tarsis auslaufen wird. Er hat also „Glück gehabt“, die Umstände könnten nicht besser sein. Solche „Glücksfälle” geben einem Menschen, der hartnäckig beabsichtigt, seinen eigenen Weg zu gehen und dabei gegen den Willen des Herrn handelt, ein wunderbares Gefühl. Wir alle sind Meister darin, eine eigenwillige Art und Weise zu rechtfertigen, Dinge zu tun, von denen wir wissen, dass sie gegen das Wort Gottes sind, diese anhand von glücklichen Umständen schön zu reden. Dies tarnt unseren Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes. Die Tatsache, dass man auf einem Weg des Ungehorsams Gelingen hat, ist nie ein Beweis für den Segen des Herrn. Jonas Weg ist ein Weg, der nach unten führt. Er ging zuerst nach Japho hinab und dann steigt er hinab in den unteren Schiffsraum (Jona 1,5) sowie später dann tief ins Meer (Jona 2,6). Japho bedeutet „Schönheit” oder „Unterwerfung”. „Schönheit“ scheint ein geeigneter Abfahrtsort zu sein, aber er führt zur Gebundenheit. Jona geht davon aus, dass das Schiff ihn im Schlaf zu seinem Ziel bringt, wenn Gott nicht eingreift. Doch so leicht kommen wir aus der Gegenwart des Herrn nicht heraus. Das Angesicht des HERRN zu verlassen, ist ein bewusster Akt und daher Sünde. Es bringt Jona in die dunkle Gesellschaft von Kain, der auch vom Angesicht des HERRN wegging (1Mo 4,16). Vielleicht sollten wir nicht denken, dass Jona sich vor Gott verstecken wollte. Vermutlich kannte er Psalm 139 gut, wodurch er wusste, dass dies unmöglich war (Ps 139,1-4). Aber für jemanden, der bewusst nicht gehorcht, verliert das Wort Gottes seine reinigende und heilende Wirkung. Jona wollte nicht tun, was Gott ihm befohlen hatte. Deshalb verließ er das Land, in dem Gott wohnte. „Weg vom Angesicht des HERRN” bedeutet auch „weg vom Land des HERRN”. Jona flieht nicht aus Angst vor Schwierigkeiten, auf die er während seines Dienstes stoßen könnte, sondern aus Angst, dass der HERR der Stadt Ninive Gnade erweist. Als Jude missgönnt er diese Gnade den Heiden. Diese Missgunst der Gnade gegenüber Heiden findet sich mehrmals in den Evangelien und in der Apostelgeschichte. Die Pharisäer sind wütend, als der Herr Jesus in seinen Gleichnissen von der Gnade für die Heiden spricht (Mt 21,33-46). Die Juden werden wild, als Paulus darüber spricht (Apg 22,17-22). Aber es sind nicht nur die ungläubigen Pharisäer und Juden, die ihren Unmut zeigen, wenn es um die Gnade für die Heiden geht. Es bedurfte einiger Bemühungen des Herrn Jesus, um einen Petrus davon zu überzeugen, auch zu einem Heiden zu gehen (Apg 10,1-16). Glücklicherweise ließ sich Petrus überreden und erfüllte den Auftrag (Apg 10,17-23). Doch der Hintergrund ist immer derselbe: Wenn die Heiden das Heil annehmen würden, wäre die privilegierte Stellung Israels vorbei, denn das Heil hat der HERR ihrer Überzeugung nach ausschließlich ihnen offenbart und das betrachten sie als exklusives Vorrecht. Als Jude kann Jona es nicht mitansehen, dass eine heidnische Stadt so bevorzugt wird, dass sie an der Barmherzigkeit und Erlösung Gottes teilhat. Als Prophet kann er nicht danebenstehen und zusehen, wie sein Wort nicht wahr wird, und das sogar vor den Augen dieser unbeschnittenen Menschen. Er muss predigen, dass Gott nach vierzig Tagen die Stadt umkehren wird. Dies wird jedoch nicht geschehen, wenn sie ihre Schuld bereuen. Jona weiß das. Aber er will nicht mit einem falschen Propheten verwechselt werden. Das wird der Fall sein, wenn sich die Stadt bekehrt. Seine Worte werden sich nicht erfüllen. Die Stadt wird nicht auf den Kopf gestellt werden, obwohl er gerade das gepredigt hat. In 2. Könige 14 wurde Jona als Bote auserwählt, um die Barmherzigkeit Gottes in den Tagen zu verkünden, als Israel unter dem schrecklichen Joch des Feindes stöhnte (2Kön 14,25). Jona war zu diesem Zeitpunkt der Überbringer guter Nachricht für sein Volk. Das hat er sicher gerne getan. Aber in seinem Stolz kann er keine Aufgabe annehmen, die nur für die Völker bestimmt ist und durch die auch ihnen die Barmherzigkeit Gottes gegeben wird. Er weiß, dass Gott barmherzig ist (Jona 4,2). Jona bezahlt den Preis für die Überfahrt. Es gibt immer ein Preisschild an dem Weg, der von Gott wegführt. Der Preis ist der Verlust des Selbstwertgefühls, die Entbehrung der Gegenwart Gottes und die Verletzung des eigenen Gewissens. Doch dieser Preis wird am Ende bezahlt, wenn man dem Hochmut und den Begierden nicht widerstehen will. Wenn wir das alles in Kauf nehmen und den Herrn bewusst verleugnen, gelingt es uns trotzdem nicht, unsere egoistischen Ziele zu erreichen. Wir werden früher oder später vom Schiff unserer Wahl ins Meer geworfen werden. Dann bringt uns Gott zurück an Land auf seine Kosten und in einem Schiff seines Fabrikats. Der Morgen der Abreise kann sonnig und schön aussehen, alles scheint in Ordnung zu sein, aber Gott kann einen Sturm für den Ausreißer schicken, um ihn zu sich selbst zurückzubringen. Diese Gnade und Güte Gottes ist wunderbar! Der HERR greift einDer HERR hätte Jona natürlich schon früher entgegengehen können. Aber Er ließ Jona so weit gehen, wie Er es für richtig hielt. Es läuft Ihm nichts aus der Hand. Er verliert nie die Kontrolle über eine Angelegenheit, die Er begonnen hat. Er hat Jona einen Befehl gegeben und Er möchte, dass Jona diesen auch ausführt, zum Wohl Ninives. Der Beginn der Reise muss sehr ruhig gewesen sein. So sanft, dass das sanfte Schaukeln des Schiffes Jona in den Schlaf gewogen hat. Dann ist es an der Zeit, dass Gott eingreift. Er weiß genau, wann Er eingreifen muss. Er verfügt auch über die entsprechenden Mittel, um dies zu tun. Gott lenkt seinen ungehorsamen Diener durch einen gehorsamen Diener. Dieser gehorsame Diener ist der Wind. Aus seinen Schatzkammern schickt Gott diesen Diener zu Gunsten seines entlaufenen Dieners (Ps 135,7c; Spr 30,4). Auf den ersten Blick scheint ein Sturm keine Hilfe zu sein. Das Schiff droht zerschlagen zu werden. Jona und die anderen Leute an Bord stehen vor dem Untergang. Aber wenn Gott einen Sturm im Leben der Seinen nutzt, können wir sicher sein, dass der Sturm Ihm nicht aus der Hand läuft und dass er zum Segen ist. Es ist die unergründliche Gnade Gottes, die seinen Diener sucht und ihn nicht weiter in seine Sünde hineinlaufen lässt. Die Sünde bringt immer Stürme ins Leben oder in die Familie oder in die Gemeinde, sie bringt niemals Ruhe. Es ist heilsam, in diesen Stürmen die Stimme Gottes zu erkennen, durch die Er uns aufrütteln will, damit wir seinen Willen wieder erkennen und tun können. Beten, handelnEs muss eine bunte Gesellschaft an Bord des Schiffes gewesen sein. Das gemeinsame Ziel ist es, sicherzustellen, dass das Schiff seinen Bestimmungsort erreicht. Durch die Not kommt zum Vorschein, was in jedem Menschen vorhanden ist. Jeder bekennt seinen Glauben. Aber es ist keine Einheit des Glaubens, denn jeder ruft zu seinem eigenen Gott. Ebenso ist selbstverständlich, dass bei einer gemeinsamen Schifffahrt jeder seinen Teil zur Erreichung des Zieles beiträgt. Aber wenn Stürme oder Rückschläge auftreten, wird offenbar, was jemand glaubt. Dann wird die persönliche Glaubensüberzeugung sichtbar. Wir sehen das in der Politik aber auch in der Kirche. Das Wort Gottes wird nicht zu Rate gezogen. Jeder handelt nach seiner eigenen Einsicht. Die Welt ist in Not. Wer ein Auge dafür hat, versucht nach eigener Überzeugung, etwas dagegen zu unternehmen. Bei allerlei Arten von Konferenzen, die Lösungen aufzeigen sollen, kommt man zu keinem Ergebnis. Vielmehr kämpft jeder weiter für seine eigenen Interessen. Diese Interessen erwachsen aus Ideologien, philosophischen Einsichten oder aus religiösen Überzeugungen ohne Glauben an Jesus Christus als Mittler zwischen Gott und Menschen. Das Schreien der Seeleute ist Ausdruck von Ohnmacht, man appelliert an eine höhere Macht. Neben ihren individuellen Bedürfnissen, die sie dazu bringen, einzeln zu beten, gibt es auch gemeinsame Aktionen. Gemeinsam werfen sie die Ladung über Bord. Sie wollen das Schiff leichter machen, damit es im Sturm leichter zu steuern ist. Aber das Erleichtern des Schiffes ändert nichts an der Intensität des Sturms. Dieser wütet unvermindert weiter. Nur wenn die Ursache des Sturms bekannt ist, kann er beruhigt werden. So ist der Mensch fortwährend damit beschäftigt, Probleme erträglich und beherrschbar zu machen, ohne sich der Ursache stellen zu wollen. Das Problem des Schiffes liegt im Laderaum des Schiffes und schläft. Jona ist in der sorglosen Meinung fest eingeschlafen, dass sein Vorhaben gelungen ist. Wie konnte er damit rechnen, dass Gott ihm ein „Halt“ zurufen und von seinem ungehorsamen Weg zurückbringen würde? Sein Schlaf ist nicht der Schlaf des Vertrauens, wie beim Herrn Jesus (Mt 8,24) oder Petrus (Apg 12,6). Sein Schlaf ist der Schlaf eines unempfindsamen Gewissens (1Thes 5,6). Er denkt in Sicherheit zu sein, denn schließlich ist sein Plan aufgegangen. Sein Schlaf macht ihn unempfindlich gegen die Katastrophe, die er seinen Mitgeschöpfen zufügt. Die Selbstsucht ist die Ursache dafür, dass andere in Not geraten. Wir können dies auf die Familie oder auch auf die Ortsgemeinde anwenden. Wenn jemand nicht will, dass sein Ansehen Einbußen erleidet und sein vermeintliches Recht dort einfordert, wo er nachsichtig sein sollte, dann ist das zum Unheil der ganzen Familie oder der Gemeinde. Steh auf und bete!Was für eine Schande, wenn ein Heide einen Gläubigen ermahnen und zum Beten auffordern muss. Viele Christen sind offenbar völlig gleichgültig gegenüber der Tatsache, dass die Welt im übertragenen Sinne in Flammen steht. Das Schicksal, dass Millionen von Menschen erwartet, nämlich für immer in der Hölle zu leiden, lässt sie kalt. Wie vielen Christen macht es Not, dass selbst ein Familienmitglied, ein Nachbar, ein Arbeitskollege oder ein Mitschüler auf dem Weg zur ewigen Verdammnis ist? Berührt es uns noch? „Was ist mit dir, du Schläfer?” Wir nehmen die Ablenkungen, die uns das Internet und das Fernsehen bieten, gerne in Anspruch. Wir durchsuchen das World Wide Web entlang vieler „interessanter” Dinge. Wir beruhigen unser Gewissen damit, dass wir ja nicht die „schlimmen“ Programme oder Seiten ansehen. So vergeht kostbare Zeit, und spirituell dösen wir sanft ein – und manchmal auch buchstäblich. Nach einer Weile stellt sich heraus, dass wir in einen entsetzlich tiefen Schlaf versunken sind. Zwischen einem Tiefschläfer und einem Toten gibt es nicht viel Unterschied. Deshalb muss der Ruf kommen: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten” (Eph 5,14). Es ist an der Zeit, dass ein Obersteuermann kommt und uns aufweckt. Es ist eine Schande, so fest zu schlafen, während die Not immer größer wird. Gibt es nichts, was wir tun können? Haben wir keine Freimütigkeit? Lasst uns doch aufstehen und zu unserem Gott beten. Niemand benötigt eine Gabe, um zu beten. Das kleinste Kind kann das tun. Was wir brauchen, ist Glauben. „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist” (Heb 11,6). Oder ist unser Glaube an den lebendigen Gott beendet? Lebt der Glaube in uns nicht mehr? Von Muslimen wird erwartet, dass sie fünfmal am Tag beten; wie viele Christen tun es kaum einmal am Tag? Lasst uns aufwachen und für unser Leben und das Leben derer beten, die mit uns an Bord unseres Lebensschiffes sind! Das Los fiel auf JonaJona ist erwacht. Ist er dem Ruf des Obersteuermanns gefolgt und hat zu Gott gebetet? Oder hat sein Gewissen angeschlagen bei der Erinnerung des Kapitäns, zu dem HERRN, vor dem er flieht, zu beten? Es wird nicht erwähnt. Auf jeden Fall erzählt er immer noch nicht, was los ist. Jona hält seinen Mund, solange er kann, obwohl er weiß, warum das Schiff in Not ist. Wenn Menschen sich schämen, aber ihr eigener Wille noch aktiv ist, weil er innerlich noch nicht gerichtet wurde, dann ist viel Zucht nötig, um so jemanden wieder zurecht zu bringen. Die Seeleute sehen im Sturm so viel Ungewöhnliches, dass sie ihm die richtige Bedeutung beimessen. Es ist ein Sturm, der auf eine der Personen zurückzuführen ist, die sich auf dem Schiff befinden. Für Jona ist der Sturm ein Unheil, das vom HERRN kommt (Amos 3,6b). Für die heidnischen Seeleute ist es eine Botschaft der göttlichen Gerechtigkeit (vgl. Apg 28,4). Von besonderen Ereignisse geht oft ein Signal in Richtung des Gewissens aus. Gott will, dass alle Arten von nationalen oder persönlichen Katastrophen diese Wirkung haben. Aber niemand auf dem Schiff fragt sich: „Bin ich die Ursache?“ Es muss jemand anderes sein. Um das herauszufinden, werfen sie Lose. Im Alten Testament wurde das Los geworfen (Jos 7,16; Jos 15,1; 1Sam 14,36-42). Es geschieht auch noch einmal im Neuen Testament, bevor der Heilige Geist ausgegossen wird (Apg 1,26). Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes hören wir nicht, dass die Gemeinde davon Gebrauch macht. Das stünde auch im Widerspruch zu der Art und Weise, wie Gott jetzt seinen Willen bekannt macht. Wir haben das vollständige Wort Gottes und seinen Geist, Der in die ganze Wahrheit leitet (Joh 16,13). Als das Los auf Jona gefallen ist, ist es nicht länger möglich, zu schweigen (Spr 16,33). Verantwortung wird gefragtDie Seeleute wollen eine Erklärung von Jona. Sie fragen nach dem Beruf, den er ausübt. Vielleicht tun sie das, weil sie denken, dass etwas Unehrliches darin enthalten sein könnte, was den Zorn der Götter hervorgerufen hat. Diese Frage kann auch an uns gestellt werden, die wir behaupten, Christen zu sein. Womit sind wir beschäftigt? Ist das, was wir tun, zum Segen oder zum Fluch für andere? Das gilt z. B. für die Führung eines Unternehmens. Werden unsere Geschäfte ehrlich abgewickelt, entlohnen wir unsere Mitarbeiter großzügig und beurteilen wir sie wahrheitsgemäß? Dies gilt auch für alle anderen Aktivitäten, einschließlich derjenigen, die wir als Hobby- oder Freizeitaktivitäten betrachten. Was tun wir, warum tun wir es und mit welchen Motiven tun wir etwas? Die Seeleute fragen Jona auch, woher er kommt. Stimmt etwas nicht mit seinem Hintergrund? Wo ist seine Heimat? Wer sind seine Mitbürger? Die Antwort auf diese Fragen kann wichtig sein, um festzustellen, mit welcher Art von Mann sie es zu tun haben. Wir können diese Fragen auch auf uns als bekennende Christen stellen. Leben wir aus der Gemeinschaft mit Gott heraus? Bestimmt diese Gemeinschaft unser Handeln und unseren Weg? Ist unser Vaterland der Himmel? Können wir sagen, dass wir Bürger des Himmels sind, und wer sind unsere Freunde? Sind sie alle Kinder Gottes? Wenn uns diese Fragen gestellt werden, während wir in einer Position wie Jona sind, werden wir uns ziemlich unwohl fühlen. Rechenschaft abgelegtErst nachdem das Los geworfen und Fragen an ihn gestellt werden, kommt Jona mit einer Erklärung aus der Deckung, weil er gezwungen ist, dies zu tun. Seine Erklärung ist deshalb noch keine wirkliche Reue für seinen Ungehorsam. Sein Gewissen ist noch nicht in das Licht Gottes gerückt und darum lässt der Sturm nicht nach. Gott muss seinem Knecht weiteren Unterricht geben. Jona erkennt an, dass er schuld ist. Er nennt sich selbst einen Hebräer, einen Namen, den der Israelit unter den Heiden hat (1Mo 39,14; 17; 1Mo 40,15; 1Sam 4,6; 9; 1Sam 14,11). In seinem Bekenntnis über Gott bekennt er sich zum HERRN als den „Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat”. Das bedeutet, dass Jona Gott nicht als den Gott Israels bekennt, den Gott eines auserwählten Volkes. Er macht die Seeleute als Heiden auf Ihn aufmerksam, so wie er es in Ninive hätte tun sollen. Mit diesem Geständnis verurteilt er indirekt seine eigene Flucht. Damit sagt er aber auch, dass man vor diesem Gott nicht fliehen kann. Furcht vor GottJona informierte sie nicht über seine Flucht, als er an Bord kam, sondern tut dies nun bei der Beantwortung ihrer Fragen. Dass seine Aussage über den HERRN keine Erfindung ist, wird durch die Umstände unterstrichen. Es erfüllt die Seeleute mit Angst. Es scheint, dass diese Heiden wegen Jonas schändlichen Ungehorsams mehr von Gott beeindruckt sind als der Prophet selbst. Ein Gläubiger kann mit einer gewissen Gleichgültigkeit über Gottes Handlungen mit ihm berichten, während dies einen großen Eindruck auf Menschen macht, die Gott in ihrem Leben nicht berücksichtigen. Wenn jemand sagt, dass er von Gott für Ungehorsam bestraft wird, macht das manchmal einen Eindruck auf Menschen, die nicht wissen, wer Gott ist. Das liegt daran, dass diese Menschen von sich selbst wissen, wie viele Dinge sie in Ungehorsam getan haben. So kann Gott sogar Ungehorsam bei denen, die sich zu seinem Namen bekennen, nutzen, um andere mit seiner Kraft zu beeindrucken. Natürlich rechtfertigt dies in keiner Weise den Ungehorsam von jemandem. Es ist zudem fraglich, ob jemand, der von der Allmacht Gottes beeindruckt ist, sich durch Umkehr und Buße zu Gott bekehren wird. Was sollen wir tun?Trotz der Tatsache, dass sie jetzt die Ursache des Sturms kennen, wird das Meer immer stürmischer. Der Wind hört nicht auf, sondern zieht noch mehr an. Es muss noch etwas getan werden. Es ist möglich, dass die Sünde, die die Ursache unserer Probleme ist, entdeckt wird. Aber es muss auch damit auf die richtige Art und Weise gehandelt werden, sonst wird es immer schlimmer. Das ist auch hier der Fall. Deshalb setzen die Seeleute die Untersuchung fort. Sie wollen keine Maßnahme selbst wählen, weil sie Angst vor dem Gott haben, vor dem Jona flieht. Sie sehen in ihm einen Schuldigen, aber auch einen Bußfertigen. Er muss nun angeben, was zu tun ist. Nehmt mich und werft mich ins MeerEs ist mutig von Jona, diesen Vorschlag zu machen. Es ist die Sprache eines reuigen und bußfertigen Sünders. Ein solcher Mensch möchte die Strafe selbst tragen, was immer sie ihn kosten mag, und nicht andere damit belasten, die unschuldig daran sind. Er sucht nicht nach einer Entschuldigung oder Verringerung. Ohne Vorbehalt übernimmt er die Schuld und rechtfertigt Gott in seinem Handeln. Er erkennt die Hand Gottes in dem, was geschieht und erkennt sie auch an. Jona spricht hier als gläubiger Israelit, der den Ernst der Gerechtigkeit des heiligen Gottes aus dem Gesetz und aus der Geschichte seines Volkes kennt. Er beugt sich unter dem Gericht Gottes. Gleichzeitig drückt er mit seinem Vorschlag sein Vertrauen in Gott aus. Mit seinem Vorschlag sagt er so viel wie: „Liefert mich an Gott aus.” Er vertraut sich Gott an, wenn er nicht mehr im Schiff ist, weil er dort nicht hingehört. Jona ist ein schwaches, wenn auch ein sehr schwaches, Bild auf den Herrn Jesus. Jonas Erniedrigung ist das Ergebnis seines Ungehorsams. Die Erniedrigung des Herrn ist das Ergebnis seines untadeligen Gehorsams. Christus bot sich in vollkommenem Gehorsam an, für andere zu sterben, damit sie leben konnten. Ähnliches wie bei Jona zeigt sich in Davids Haltung nach seiner Sünde in der Volkszählung (1Chr 21,17). Die Aussagen von Jona und David, in denen sie sich zur Bezahlung anbieten, sind schön, aber das Ergebnis ihrer eigenen Schuld. Wenn der Herr Jesus sagt: „Siehe, ich komme …, um deinen Willen, o Gott, zu tun” (Heb 10,7), dann ist es, um in vollkommener Freiwilligkeit den Willen Gottes zugunsten sündiger Menschen zu erfüllen. WiderstandJonas Angebot, ihn ins Meer zu werfen, geht für die Seeleute zu weit. Sie tun alles, was sie können, um diese Maßnahme nicht ergreifen zu müssen. Obwohl die Seeleute sehen, dass der Zorn Gottes auf Jona ruht, scheuen sie sich davor, die Vollstrecker des göttlichen Gerichts zu sein. Sie waren vielleicht beeindruckt von dem, was Jona ihnen gesagt hatte, aber noch ist ihr Blick auf den Mann gerichtet, der vor ihnen steht. Er ist für sie der Vertreter des Gottes, über den er gesprochen hat. Müssen sie ihn jetzt ins Meer werfen? Sie tun alles, was sie können, um dies zu verhindern. Die Anerkennung des Gerichts Gottes und das entsprechende Handeln sind zwei Dinge. Nur wenn ein Mensch ganz am Ende seiner Möglichkeiten steht, wird er sich auch dem Gericht Gottes beugen. Das ist es, was auch die Seeleute erleben müssen. Als sie sehen, dass sie es nicht mit Jona, sondern mit dem Gott Jonas zu tun haben, wenden sie sich an Ihn. AnerkennungIn dem Handeln der Seeleute kommt ein schöner Charakterzug zum Vorschein, der für Jona zur Beschämung ist. Die rohen Seeleute zeigen mehr Sorge um das Leben von Jona, als Jona um das Leben Hunderttausender in einer ganzen Stadt (Jona 4,11). In ihrem Rufen zu Gott sagen sie, dass sie das Recht Gottes auf Leben anerkennen. Obwohl sie nicht mit Gott in Verbindung stehen, nehmen sie sich nicht das Recht, Jona das Leben zu nehmen. Sie beten um Vergebung für das, was sie tun werden. Sie rufen den HERRN an, weil sie von Jona gehört haben, dass dies der Name des Gottes von Jona ist. Auf diese Weise erkennen sie die Überlegenheit dieses Gottes an. Sie bekennen, dass der HERR so handelt, wie es Ihm gefällt: Er hat den Sturm geschickt und durch das Los den Schuldigen offenbar gemacht. Darin liegt auch die Einwilligung. Gott handelt nie willkürlich. Er handelt immer nach seinem Wohlgefallen, nach seinem Willen. Darin kommt seine Souveränität zum Ausdruck. Wer Ihm vertraut, wird in Ihm die Kraft finden, nach seinem Willen zu handeln und sein Handeln anzunehmen. Gehorsam und das ErgebnisDie Seeleute werfen Jona aus dem Schiff, aus ihrer Gesellschaft, in das tobende Meer, das – bildlich gesprochen – zur Auslieferung des Übertreters aufruft, damit Frieden und Ruhe kommen können. Wir lesen nicht, wie sich Jona in diesem Moment fühlte. Aber wir können davon ausgehen, dass er, indem er vor seinem Meister flieht, jetzt diesem Meister als Richter begegnen wird. Gott verschont die Seeleute wegen ihres Gebets und ihres Akts des Gehorsams. Aus prophetischer Sicht, wenn wir das Bild Israels in Jona sehen, sehen wir hier, was in Römer 11 geschrieben steht, dass „ihre [Israels] Verwerfung die Versöhnung der Welt ist” (Röm 11,15a). Nachdem Jona ins Meer geworfen war, beruhigte sich das Meer. Nach der Verwerfung Israels geht die Botschaft der Erlösung zu den Nationen. Furcht und EhrfurchtPlötzlich hört der Sturm auf. Nach allem, was die Seeleute bereits erlebt haben, macht das noch mehr Eindruck auf den Gott Jonas. Es kommt Furcht und Ehrfurcht. Sie wollen dem HERRN etwas darbringen und ihm deshalb ein Opfer bringen. Auf diese Weise bezeugen sie, dass Er ihrer Dankbarkeit und Bewunderung würdig ist. Aber ihre Dankbarkeit ist nicht nur etwas für den Moment. Sie legen auch Gelübde für die Zukunft ab. Sie wollen Ihm noch mehr geben, wenn sie sicher an Land gekommen sind. Auf diese Weise erheben sie sich über das, was Jakob gelobte. Jakob stellte Bedingungen an Gott. Wenn Gott sich als der Gott erweisen würde, der ihn in Sicherheit bringen würde, würde Jakob Gott als seinen Gott annehmen (1Mo 28,20; 21). Diese Seeleute legen Gelübde ab für das, was Gott für sie war, und nicht als eine Forderung an Gott, sich selbst zu beweisen, indem Er sie errettete. © 2023 Autor G. de Koning Kein Teil der Publikationen darf – außer zum persönlichen Gebrauch – reproduziert und / oder veröffentlicht werden durch Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder irgendwelche andere Weise ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Daniel-Verlages, Retzow, Deutschland, oder des Autors. |