Richter 4
Judges 4 Kingcomments Bibelstudien

Einleitung

In diesem Kapitel gebraucht Gott zwei Frauen zur Erlösung seines Volkes. Es sind Debora und Jael. Er lässt dadurch erkennen, dass seine Kraft in Schwachheit vollbracht wird (2Kor 12,9). Frauen sind in der Bibel ein Bild von Schwachheit (1Pet 3,7). Diese Tatsache deutet auch darauf hin, dass es zu jener Zeit keinen geeigneten Mann in Israel gab, den Gott gebrauchen konnte. Wenn Gott Frauen für solche Dienste gebrauchen muss, ist das zur Beschämung des Mannes.

Gleichzeitig stellen diese Geschichten eine große Ermutigung für alle Frauen dar, die Gott fürchten und von Ihm gebraucht werden wollen. Sie werden hier über die Weise belehrt, wie Gott sie zum Segen für sein Volk gebrauchen will.

Nach dem Tod Ehuds

Wiederum bewahrheitet sich, was in Richter 2 bereits gesagt worden ist (Ri 2,19). Der Mann, der das Volk bei seiner Befreiung angeführt hat, ist gestorben. Damit ist der gute Einfluss, den er auf das Volk gehabt hat, verschwunden. Wenn gute Führer fehlen, wird das Volk steuerlos und gibt sich allerlei Formen des Bösen hin. Die 80 Jahre Ruhe (Ri 3,30) haben die Lage nicht besser, sondern schlechter gemacht. Und zum vierten Mal lesen wir den Ausdruck, dass die Israeliten tun, „was böse war in den Augen des HERRN“.

Jabin und Sisera

Dieser Feind befindet sich im Norden Israels. Zwanzig Jahre lang, 1257–1237 v. Chr., wird das Volk von diesem Feind unterdrückt. Ungefähr 130 Jahre zuvor hat Josua mit dem gleichen Feind zu tun gehabt (Jos 11,10; 11). Augenscheinlich war er vollständig vernichtet. Hier erweist er sich wieder als quicklebendig. Ein alter Feind lebt also wieder auf.

Darin sehen wir eine wichtige Lektion. Satan weiß genau, wie er alte Irrtümer und Bosheiten wiederbeleben lassen muss, und er weiß sie auch dazu zu gebrauchen, das Volk Gottes wieder in Sklaverei zu führen. Das ist auch in unserem Leben so. Wir haben es mit einem besiegten Feind zu tun, der aber noch am Leben ist und das Volk Gottes zu unterwerfen trachtet. Er wird erst in der Zukunft endgültig ausgeschaltet werden. So wird es dem Teufel ergehen.

In den Namen, die uns in diesem Vers gegeben werden, können wir das Nötige über diesen Feind erfahren. Es geht bei der Bedeutung der Namen immer um seinen Charakter, seine Wirkungsweise. Der Feind kann viele Gestalten annehmen. Jedes Mal passt er sich der Situation an. Glücklicherweise hat Gott immer eine wirksame Antwort auf all diese Methoden. Jabin bedeutet „Einsicht“, „Verstand“, „Weisheit“. Es geht um eine Weisheit, die der Weisheit Gottes entgegengesetzt ist, eine Weisheit, die nicht von oben ist, sondern „eine irdische, sinnliche, teuflische“ Weisheit (Jak 3,15). Es ist die Weisheit der Welt (1Kor 1,20).

Nebenbei bemerkt, es scheint, als ob der Name Jabin eine Art Titel ist, der eine Position angibt, ähnlich wie „Pharao“ in Ägypten und „Herodes“ in Israel und „Abimelech“ bei den Philistern. Es geht also nicht um denselben Mann wie in Josua 11, sondern um eine andere Person mit demselben Namen. Hazor bedeutet „eingeschlossen“, „umschlossenes Gebiet“. Sisera bedeutet „Schlachtordnung“.

Im Zusammenhang mit diesen Namen können wir diesen Feind als die Weisheit der Welt ansehen, den menschlichen Verstand, der auf seinem eigenen, abgeschlossenen Gebiet regiert und verwirft und ausschließt, was von Gott ist. Sobald die Vernunft des menschlichen Verstandes auf die Dinge Gottes losgelassen wird, wird Gott vor die Tür gesetzt. Nützlichkeitserwägungen verschaffen sich Geltung, beispielsweise bezüglich des Zusammenkommens der Gläubigen, während nicht mehr gefragt wird, was Gott in der Bibel darüber sagt.

Wer doch nach Gottes Normen fragt, sieht sich „Sisera“ gegenübergestellt; es sind Menschen, die sich in „Schlachtordnung“ aufstellen, um die „Quertreiber“ mundtot zu machen. In großen Teilen der Christenheit ist dies eine wiederzuerkennende Situation. Wir können in 2. Korinther 10 lesen, wie Paulus – d. h., der Heilige Geist – mit Feinden wie „Jabin“ und „Sisera“ umging (2Kor 10,5).

Schreien zu dem HERRN

Nach zwanzig Jahren Unterdrückung erkennt das Volk die Not, in der es sich befindet. Der Feind hat mit eiserner Hand (eisernen Wagen) regiert. In Richter 1 haben wir bereits über diese eisernen Streitwagen gesprochen (Ri 1,19). Wir haben gesehen, dass diese Wagen kein Problem dargestellt hätten, wenn Glaube vorhanden gewesen wäre. Nun muss es zwanzig Jahre dauern, bis sie zum HERRN zu schreien anfangen, um von dem Feind, von der „Einschließung“, befreit zu werden. Doch glücklicherweise kommt dieser Moment nun. Gott hält sein Werkzeug schon bereit.

Debora, die Prophetin

Debora ist eine Prophetin. Ihr Name bedeutet „Aktivität“ oder „Biene“. Eine andere Bedeutung geht aus dem Zusammenhang hervor, der zwischen den Namen Debir und Debora besteht. Beide Namen haben die Bedeutung „das Wort“ in sich. Für die Anwendung des Namens Debora mache ich von dieser Bedeutung Gebrauch. Dass sie eine Prophetin war, passt dazu. Ein Prophet oder eine Prophetin ist jemand, der Gottes Gedanken mitteilt, jemand, der „Aussprüche Gottes“ (1Pet 4,11) redet.

Die Bibel kennt eine Anzahl Prophetinnen: Mirjam (2Mo 15,20), Hulda (2Kön 22,14), Anna (Lk 2,36) und die Töchter des Philippus (Apg 21,9). Diese Beispiele stellen im gleichen Maß auch Ansporne für Frauen dar, sich von Gott gebrauchen zu lassen.

Es gibt nur zwei Einschränkungen, die Gott mit dem Dienst von Frauen verbindet:
1. „Eine Frau lerne in [der] Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über [den] Mann zu herrschen, sondern still zu sein“ (1Tim 2,11; 12).
2. „Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt“ (1Kor 14,34).

Im ersten Text steht, dass sie nicht lehren und nicht über den Mann herrschen darf. Sie besitzt nicht die Lehrergabe und darf keine Autorität ausüben. Die andere Textstelle spricht über ihre Haltung in der Gemeinde. Sie muss dort stille sein, was bedeutet, dass sie nicht ihre Stimme erheben soll, um die Gemeinde etwas tun zu lassen oder etwas zu der Gemeinde zu sagen.

Wir werden sehen, dass die Haltung und der Dienst Deboras, wie sie in diesem Kapitel zutage treten, eine glänzende Veranschaulichung der Lehre des Neuen Testaments über den Dienst und die Haltung der Frau sind.

Sie war mit Lappidot verheiratet. Sein Name bedeutet „brennende Fackeln“. Das erinnert unwillkürlich an Apostelgeschichte 2, wo der Heilige Geist ausgegossen wird. Wir lesen dort über „Zungen wie von Feuer“ (Apg 2,3).

So sehen wir in dem Ehepaar Debora und Lappidot eine wunderschöne Kombination: das Wort Gottes, das in der Kraft des Heiligen Geistes angewandt wird.

Debora, die Richterin

Deboras Wohn- und Arbeitsort werden genau beschrieben. Sie wohnt unter einem Palmbaum, der ihren Namen trägt. Dadurch wird sie gleichsam mit diesem Baum identifiziert. Die Palme ist eine im alten Israel sehr verbreitete Baumart, die wegen ihrer Größe, ihres Schattens und ihrer Früchte, der Datteln, geschätzt wurde (vgl. Joel 1,12). Die Palme kann sehr alt werden und bis zum Ende Früchte tragen. Sie hat einen schlanken, geraden Stamm und eine prächtige Krone (vgl. Hld 7,7). Dies symbolisiert Wachstum, Fruchtbarkeit und Sieg (Joh 12,12; 13). Der Gerechte wird mit einer solchen Palme verglichen. Von ihm wird gesagt, dass er in das Haus des HERRN gepflanzt ist und dass er bis ins hohe Alter Früchte tragen wird (Ps 92,13-15).

Der Gedanke an das Haus des HERRN kommt auch in dem Ort zum Ausdruck, in dem Debora wohnt. Sie wohnt zwischen Rama und Bethel. Rama bedeutet „Erhöhung“ oder „Höhe“ und Bethel bedeutet „Haus Gottes“. Aus dem Wohnort Deboras können wir lernen, dass sie eine Gerechte ist, die Frucht trägt und auf der Höhe der Gedanken Gottes lebt. Auch ist sie mit dem Haus Gottes auf der Erde verbunden. Dadurch ist sie in der Lage, in der Situation Recht zu sprechen, in der Israel sich befindet. Diese Bedingungen gelten auch für uns, wenn wir von Gott zum Wohl seines Volkes gebraucht werden möchten.

Debora ist eine Frau des Glaubens, die ihren von Gott gegebenen Platz nicht verlässt. Sie reist nicht durch das Land, sondern die Israeliten kommen zu ihr. Dies lässt erkennen, dass sie ihre Aufgabe und Gabe auf dem Gebiet ausübt, das Gott ihr gegeben hat.

Bei anderen Prophetinnen sehen wir dasselbe. Josia sendet Botschafter zur Prophetin Hulda, um durch sie Gottes Willen zu hören (2Chr 34,21-28). Die Prophetin Anna ist eine Frau, „die nicht vom Tempel wich“ (Lk 2,37). In Apostelgeschichte 21 lesen wir über die vier Töchter des Philippus, die weissagen (Apg 21,8; 9). Dennoch lässt Gott den Propheten Agabus aus Judäa kommen, um Paulus eine Botschaft zu überbringen und gebraucht nicht die Töchter des Philippus, weil diese Botschaft in einer öffentlichen Zusammenkunft mitgeteilt werden muss (Apg 21,11; 12).

Wenn wir an die Gaben und die Aufgabe der Frau denken, ist es heute wichtiger denn je, uns zu fragen, was Gott in seinem Wort darüber sagt. In der heutigen Welt werden Frauen immer mehr angespornt, sich Geltung zu verschaffen und den gleichen Platz wie der Mann zu beanspruchen. Sie ist doch nicht seine geringere Genossin? Sie braucht sich doch nicht unterbuttern zu lassen?

Diese Fragen haben ihren Hintergrund: die verächtliche Behandlung, die der Mann der Frau oft gegeben hat. Doch aller Missbrauch der Frau durch den Mann, der einen solchen Standpunkt zu fördern geholfen hat, nimmt nichts von dem weg, was Gott über die Stellung gesagt hat, in die er sowohl den Mann als auch die Frau gesetzt hat. Dieser Missbrauch wird nicht durch das Emanzipationsstreben der Frau oder den Einsatz allerlei feministischer Bewegungen weggenommen. Dieser Missbrauch verschwindet nur dann, wenn sowohl der Mann als auch die Frau sich an das zu halten beginnen, was die Bibel jedem von ihnen darüber vorhält. Das bewirkt nicht nur gute Verhältnisse, es wird auch zu einer Segensquelle. Debora hält sich daran. Gesegnet ist jede Frau, die das auch tut. Sie bringt dadurch Segen über das ganze Volk Gottes.

Barak wird gerufen

In Übereinstimmung mit dem, was wir gerade gesehen haben, lässt Debora Barak zu sich kommen; sie geht nicht zu ihm. Als sie ein Wort des HERRN, des Gottes Israels, an ihn richten soll, dann tut sie das an dem Ort, wo sie wohnt. Sie lässt sich durch den Geist Gottes leiten und handelt mit seiner Einsicht. Gottes Handeln durch Debora entspricht nicht sein übliches Handeln und ist zur Beschämung des Mannes.

Barak bedeutet „leuchtend“. „Gott ist Licht“ (1Joh 1,5). Wer das Licht Gottes scheinen lässt, wird dem Feind die Niederlage beibringen. Barak musste dazu aufgerufen und angespornt werden. Er hatte offensichtlich die Bedeutung seines Namens vergessen, vielleicht bedingt durch die lange Fremdherrschaft des Feindes.

Der Name seines Vaters Abinoam bedeutet „Vater der Lieblichkeit“. Barak scheint in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der Liebe und Freundlichkeit zu finden sind. So wünscht Gott seine Kinder zu erziehen. In einer solchen Atmosphäre werden Menschen geformt, die Er gebrauchen kann.

Die Gegend, aus der er herkommt, ist Kedes in Naphtali. Kedes bedeutet „Heiligtum“, und Naphtali heißt „Ringer“ oder „Kämpfer“. Das deutet darauf hin, dass Barak das Heiligtum kannte und wusste, worum es zu kämpfen galt. Er ähnelt Epaphras, von dem es heißt, dass er allezeit für die Kolosser in den Gebeten ringt (Kol 4,12). Wenn wir beten, gehen wir ins Heiligtum Gottes. Das Gebet ist kein leichtes Werk, es ist eine sehr anstrengende Tätigkeit. Barak hat in einer solchen Umgebung seine Entwicklung genommen.

Es scheint so, als ob alles vorhanden ist, damit er ein Befreier werden kann, dass es ihm aber an geistlichem Mut mangelt. Wie ist es dann doch schön zu sehen, wie Debora ihn zur Aktivität bringt (das ist eine zuvor erwähnte Bedeutung ihres Namens). Sie lässt ihn an ihrer Überzeugung teilhaben, dass Gott ihm den Feind ausliefern werde. Sie hat diese Botschaft von Ihm empfangen.

Barak muss dafür auf den „Berg Tabor“ ziehen, das „Berg des Vorhabens“ bedeutet. Ist das nicht eine große Ermutigung? Wir müssen auf den Berg gehen, also nach oben, wo wir sehen können, wie Gott denkt und was Er tut, was Er sich vorgenommen hat. Wenn wir weiter auf den Zustand um uns her blicken, bleibt es möglicherweise bei Klagen. Doch wenn wir beginnen, uns mit dem Vorhaben Gottes zu beschäftigen, mit dem, was in seinem Herzen ist, werden wir ermutigt werden. Gottes Pläne und Ratschlüsse können von keinem Feind angetastet werden. Lassen wir uns vor allem damit beschäftigen, dann werden wir sehen, welche Kraft das für den Kampf verleiht.

Auf der Höhe des Vorhabens und der Gedanken Gottes zu stehen, ist die beste Grundlage für den Sieg im Kampf. Wie ist es gut, damit zu ermutigen. Debora tut hier das, was Paulus Archippus ausrichten lässt: „Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst“ (Kol 4,17). Auf diese Weise können Schwestern Brüder ermutigen. Es besteht ein großer Mangel an solchen Schwestern.

Debora muss mitgehen

Trotz der schönen Bedeutung der Namen, die mit Barak in Verbindung stehen, wagt er es nicht allein gegen den Feind. Er will zwar gehen, doch er benötigt jemand, von dem er weiß, dass dieser auf Gott vertraut. Solch eine Person findet er in Debora. Hierin ähnelt er Lot einigermaßen, der ebenfalls auf den Glauben eines anderen, nämlich auf den seines Onkels Abraham, vertraut. Debora stimmt zu, doch sie sagt dazu, dass dann die Ehre für die Unternehmung nicht ihm, sondern einer Frau zufallen wird. Gott belohnt Vertrauen auf Ihn; wenn das fehlt, kann Er seine Belohnung nicht geben.

Dies mag ein Ansporn für uns sein, die Aufgabe, die Er uns zu tun gibt, auszuführen, ohne dabei von der Unterstützung anderer abhängig zu sein. Dies bedeutet nicht, dass wir Unterstützung nicht schätzen sollen, doch sie darf nicht die Bedingung für die Erfüllung unseres Auftrages sein. Dennoch ist Barak ein Mann des Glaubens. Nicht umsonst wird er in Hebräer 11 als ein Glaubensheld erwähnt (Heb 11,32). Er glaubt der Weissagung Deboras, und mit einem kleinen Heer zieht er gegen einen mächtigen Feind in den Kampf.

Die Keniter

Plötzlich wird der Kenit Heber genannt, scheinbar ohne besonderen Anlass. In Richter 1 haben wir schon kurz auf die Keniter geblickt (Ri 1,16). Dort haben wir gesehen, dass sie sich unter dem Volk Gottes befinden, ohne einen Teil desselben zu bilden. In ihrer Haltung stellen sie einen Gegensatz zu Menschen wie Kaleb und Aksa dar. Wir haben es hier mit einem Mann zu tun, der zwar zu den Kenitern gehört, sich jedoch von diesem Volk abgesondert hat. Er ist seinen eigenen Weg gegangen, aber ohne sich mit dem Volk Gottes zu verbinden. Was das betrifft, verleugnet er seine Herkunft nicht.

Dass er hier erwähnt wird, hat vielleicht zum Ziel, den Gegensatz zu Barak deutlich werden zu lassen, der sehr wohl aus Glauben und zugunsten des Volkes Gottes handelt. Heber hält sich abseits, ist sogar ein Freund der Feinde des Volkes (Ri 4,17). Heber wird hier auch erwähnt, weil seine Frau Jael diejenige ist, die Debora in Ri 4,9 meint.

Der Feind wird aktiv

Es ist eine immer wieder auftretende Erscheinung, dass der Feind aktiv wird, sobald das Volk Gottes im Glauben zu handeln beginnt. Der Feind tritt nicht in Aktion, solange das Volk Gottes nicht aktiv wird und auch keine Anstalten macht, etwas an der Situation zu ändern.

Im Leben eines Gläubigen ist das nicht anders. Wenn ein Gläubiger ganz in den Dingen der Welt aufgeht, wird sich der Teufel keine Gedanken um ihn machen. Doch sobald ein Gläubiger zum Bewusstsein gelangt, dass er sich mit verkehrten Dingen beschäftigt und seine Verbindung mit der Welt abbrechen will, wird der Teufel schnellstmöglich aktiv. Er wird alles versuchen, um den Gläubigen unter seiner Macht zu halten.

Der Feind geschlagen

Jetzt, wo der Kampf vor der Tür steht, ist es wieder Debora, die Barak inspiriert. Durch ihren Umgang mit Gott kennt sie seinen Willen. Mit dieser Kenntnis ermutigt sie, treibt sie zum Kampf an und weist sie auf den endgültigen Sieg hin. Wer für Gott kämpft, im Vertrauen auf Ihn, darf mit „Gewinn“ rechnen. Genauso wie in Ri 4,7 richtet sie hier den Glauben Baraks auf den HERRN. Nicht die 10.000 Mann, die Barak folgen, sind die Garantie für den Sieg. Sie weist darauf hin, dass der HERR selbst vorangeht; Barak braucht nur zu folgen.

Wir sehen, wie Debora sich nicht öffentlich in den Kampf einmischt; das steht in völliger Übereinstimmung mit ihrer Stellung als Frau. Doch zugleich sehen wir, wie sie durch ihr festes Vertrauen, ihren Glauben an den HERRN, die Grundlage für den Sieg über den Feind legt. So groß ist der Einfluss einer gottesfürchtigen Frau. Es möge niemand sagen, dass eine Frau mundtot gemacht wird, wenn sie sich an die Grenzen hält, die Gottes Wort ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit setzt.

Dann geht Barak zu tatsächlichem Handeln über. Der HERR lässt erkennen, dass Er sich an der Seite Baraks befindet, und sät unter dem Heerlager Siseras Verwirrung. Das tut Gott allezeit. Wenn wir glauben, dann darf dieser Glaube damit rechnen, dass Gott unsere Sache zu der seinen macht. Wiederum, ebenso wie bei Ehud, ist „die Schärfe des Schwertes“ das Mittel, wodurch der Feind verjagt wird. Gott gibt uns in diesem Kampf keine andere „Waffe“ als sein Wort in die Hand, von dem das Schwert ein Bild ist (Eph 6,17).

Jael

Frauen spielen beim Schlagen dieses Feindes eine Hauptrolle. Der zweiten Frau, die genannt wird, kommt die Ehre zu, den Anführer des feindlichen Heerlagers zu töten. Debora hatte bereits in Ri 4,9 über diese Frau gesprochen, zur Beschämung Baraks, dem es an Glaubensmut fehlte. Nun lesen wir ihren Namen und sind Zeugen ihres Auftretens.

Auch hier ist viel darüber zu lernen, wie Gott Frauen einsetzt. Von diesen Frauen sind leider nur wenige zu finden, genauso wenige Frauen wie echte Glaubensmänner, die sich in voller Hingabe dem Herrn übergeben, um von Ihm gebraucht zu werden.

Die Frau, die in diesem wichtigen Augenblick in den Kampf einbezogen wird, heißt Jael. Sie ist die Ehefrau Hebers, über den wir schon kurz bei Ri 4,11 gesprochen hatten. Es scheint, als ob sie einen völlig anderen Charakter als ihr Mann hat. Er lebt mit dem Feind des Volkes Gottes in Frieden. Jael beteiligt sich nicht daran. Ebenso wie früher Rahab (Jos 2,8-13) macht sie sich mit dem Volk Gottes eins. Genauso wie später Abigail (1Sam 25,3) ist sie mit einem Mann verbunden, der kein Interesse für die Dinge Gottes hat.

In ihrem Herzen ist Glauben. Sie lädt Sisera ein, sich in ihrem Zelt zu verbergen. Sie versorgt ihn so gut, dass er sich behaglich fühlt. Nachdem er ihr aufs Herz gelegt hat, ihn nicht zu verraten, fällt er in einen tiefen Schlaf. Dann sieht Jael ihre Chance. Mit Hammer und Zeltpflock macht sie den Aktivitäten dieses grausamen Unterdrückers von Gottes Volk ein Ende.

Was können wir nun von ihr lernen? Ihr Name bedeutet „Kletterer“. Sie stellt jemanden vor, der „sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes“ (Kol 3,1; 2). Um im Kampf einsetzbar zu sein, müssen wir uns mit Christus im Himmel beschäftigen. Dafür müssen wir uns anstrengen, wir müssen uns darum bemühen. Klettern geht nicht von selbst.

Ihr Leben auf der Erde ist damit in Übereinstimmung. Sie wohnt in einem Zelt. Ein Zelt ist das Symbol der Fremdlingschaft, davon, dass man auf der Reise ist und keine Heimat hier auf der Erde hat. Der Zeltpflock, das Mittel, womit sie den Feind niederschlägt, weist darauf hin, dass es für den Sieg über den Feind erforderlich ist, dass wir uns als echte „Fremdlinge und als solche, die ohne Bürgerrecht sind“ verhalten (1Pet 2,11). Wir werden niemals überwinden, wenn wir uns mit der Welt eins machen und vergessen zu suchen, was droben ist.

Der Zeltpflock wird in Kombination mit dem Hammer gebraucht. Der Hammer wird mit dem Wort Gottes verglichen (Jer 23,29). Die Stelle, wo Sisera getroffen wird, ist die Schläfe, die Seite seines Kopfes. Der Zeltpflock wird so hart eingeschlagen, dass er in der Erde stecken bleibt. Wir könnten sagen, dass die Schläfe der Ort ist, an dem die Gedanken des Menschen gebildet werden.

Am Anfang dieses Kapitels haben wir gesehen, dass dieser Feind von dem Verstand spricht, der Weisheit der Welt, die ihren Einfluss auf das Volk Gottes ausübt. Mit diesem Feind kann allein durch ein konsequentes Leben als Fremdling radikal abgerechnet werden. Das heißt, dass wir uns nicht mit der Politik einlassen sollen, der diese Welt nachstrebt. Es können allerlei „verständigen“ Gründe dafür angeführt werden, das doch zu tun. Darum müssen wir stets das Wort Gottes lesen und studieren, denn dadurch werden wir das zu entdecken beginnen, was droben ist, nämlich Christus. Auch werden wir merken, dass das Wort dann wie ein Hammer all diese „verständigen“ Gründe zunichtemacht.

Wir können noch anmerken, dass Jael keinen öffentlichen Sieg erringt, sondern in ihrem Haus, mit den Mitteln, die sie hatte, triumphierte. Dies gilt für jede gottesfürchtige Frau. Debora und Jael nahmen die Stellung ein, die Gott ihnen gegeben hatte, niedrig, aber mit Entschiedenheit und Treue. Jael wusste durch ihre tägliche Erfahrung, wie sie den Zeltpflock und den Hammer gebrauchen musste. So wird die Weisheit der Weisen zunichtegemacht (1Kor 1,19).

Barak weiß nicht, dass Sisera tot ist und verfolgt ihn noch immer. Dann kommt Jael „hinaus, ihm entgegen“. Genau das Gleiche tat sie, als Sisera zu ihr kam (Ri 4,18). Dann ging es darum, den Feind des Volkes Gottes töten zu können und so bei der Befreiung des Volkes Gottes zu helfen. Jetzt geht es darum, den Tod des Feindes des Volkes Gottes zu verkünden und andere an der Freude über die Befreiung teilhaben zu lassen. Deborah preist Jael in ihrer Lobpreis für die Befreiung für das, was sie getan hat (Ri 5,24-27).

Barak erhält einen weiteren Befehl von einer Frau. Vorhin sagte Debora zu ihm: „Geh hin“ (Ri 4,6) und „Mach dich auf“ (Ri 4,14). Jetzt sagt Jael: „Komm“ (Ri 4,22). Sie lädt Barak ein, hereinzukommen und den Mann anzusehen, den er sucht. Barak sieht Sisera, den besiegten Feind und damit die Erfüllung dessen, was Debora sagte (Ri 4,9). Der Zeltpflock ist noch in der Schläfe, der Beweis dafür, dass er wirklich tot ist und nicht vorgibt, tot zu sein. So dürfen wir die Sünde als einen völlig besiegten Feind betrachten.

Der Feind gebeugt und vernichtet

Letztlich ist es Gott selbst, der den Feind umbringt. Ihm kommt alle Ehre zu. Doch Er will für das Schlagen des Feindes die Seinen einsetzen. Es war für die Israeliten – und das gilt auch für uns – nicht ausreichend zu behaupten, dass Gott alles tun müsse. Das ist zwar so, doch wir müssen uns zur Verfügung stellen. Das Land ist Gottes Land. Er will es durch sein Volk in Besitz nehmen.

Das bringt, neben einer großen Verantwortung, auch einen großen Segen mit sich, denn Gott will sein Volk an dem teilhaben lassen, was sein Herz beschäftigt, wonach sein Herz sich sehnt. Gott will uns auf sein eigenes Niveau hinaufziehen, damit wir sehen, wie Er alles sieht und beurteilt.

Auf diesem Niveau zu leben und sich dafür einzusetzen, bedeutet das größte Glück für unser Herz. Je mehr wir endgültig mit dem Feind abrechnen, desto mehr werden wir in der Lage sein, die Dinge zu genießen, die Gott genießt. In der Geschichte, die wir vor uns haben, hat Israel das getan. Lasst auch uns kurzen Prozess mit dem Feind machen, der uns in diesem Kapitel vorgestellt wird, und gemeinsam mit Gott den Segen seines himmlischen Landes zu genießen beginnen.

© 2023 Autor G. de Koning

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