Micah 2 Kingcomments Bibelstudien Unheil ersinnen und Böses vorbereitenIn Micha 1 hat Micha die Sünden gegen Gott aufgelistet. In Micha 2 geht es um die Sünden gegen den Nächsten. Micha wendet sich an die Mächtigen, die Menschen mit Geld und Einfluss, die nur an der eigenen Bereicherung interessiert sind und dabei vor nichts Halt machen. Mit einem „Wehe“ kündigt er ihnen das Gericht Gottes an. Das „Wehe“, das er über diese Menschen ausspricht, erinnert an das sechsfache „Wehe“, das Jesaja ausspricht (Jes 5,8-30). Genau wie Jesaja spricht Micha danach auch ein „Wehe“ über sich selbst aus (Mich 7,1; Jes 6,5). Die Verkündigung des Gerichts an andere kann nicht erfolgen, ohne uns selbst zu richten. Die Menschen, die Micha hier anspricht, sind skrupellose Verbrecher. Das Böse ergreift sie nicht, sondern sie geben sich ihm hin. Sie haben sich ihre Pläne zur Selbstbereicherung gut überlegt. Sie haben es in der Nacht getan, wenn die Menschen eigentlich schlafen sollten. Und wenn es hell wird, beginnen sie, ihre schändlichen Pläne auszuführen. Sie sind so schamlos, dass sie das Licht nicht scheuen, sondern ihre sündigen Geschäfte im Licht ausüben. Ihr ganzes Dasein ist diesen gewidmet. Sie können an nichts anderes denken. Diese gottlosen Menschen nutzen die Nacht, um Böses zu planen (Ps 36,5). Das steht im krassen Gegensatz zu dem, was das Herz des gottesfürchtigen David beschäftigt. Als er in der Wüste ist, auf der Flucht vor Saul, legt er sich nachts nicht hin und denkt darüber nach, wie er Saul beseitigen kann. Er denkt an den HERRN, daran, wer er ist (Ps 63,7). Und wenn er an die Ungerechtigkeit denkt, die ihn umgibt und ihm angetan wird, will er alles in seinem Herzen dem HERRN übergeben und sich nicht rächen (Ps 4,5). Geführt von Gottes Geist, enthüllt Micha den bösen Grund für ihr Handeln. Sie argumentieren: „Wir haben die Macht und damit das Recht, so zu handeln, wie wir wollen.“ Der Satz „weil es in der Macht ihrer Hand steht“ lautet wörtlich „ihre Hand ist ihnen ihr Gott“. Das heißt, die Macht, die sie haben, gilt für sie als Gott; sie erkennen keine höhere Macht an als ihre Hand (vgl. Hab 1,11). Sie haben die Macht zu tun, was sie wollen (vgl. 1Mo 31,29; Spr 3,27). Es ist der Fehler vieler, oft der Reichen und Starken, aber auch der Menschen mit Intellekt, dass sie glauben, tun zu dürfen, was sie wollen. Es ist die Art von Menschen, die keinen Sinn für das Gute haben, in denen keine Furcht vor Gott ist (Röm 3,18). Es gibt keine innere oder äußere Begrenzung, nichts, was sie daran hindert, ihre schändlichen Pläne auszuführen. Sie denken und tun. Eine Anwendung für heute kann man bei vielen Schriftstellern, Filmemachern oder Erfindern von Computerspielen sehen. Sie lassen sich immer wieder neue Methoden einfallen, um zu sündigen. Sie verkaufen sie in ihren neuesten Ausgaben. Die Leser, Zuschauer und Käufer sind die Opfer, die sich bereitwillig ihr Geld wegnehmen lassen, indem sie es in den Kauf der Produkte dieser Erfinder des Bösen investieren. Während sie die Früchte des Denkens dieser Leute aufnehmen, wird ihr moralisches Bewusstsein, ohne sich dessen bewusst zu sein, immer mehr herabgesetzt. Das Böse, das dabei herauskommt, ist eine Gesellschaft, die sich immer mehr verhärtet und sich immer mehr gegen Gott und seine Autorität wendet und damit auch immer mehr gegen den Nächsten. Begehren, Raub und GewalttatIhre bösen Praktiken, die in der Nacht erdacht wurden, bestehen aus Raub und Gewalttat. Sie resultieren aus ihrem Begehren nach dem, was dem Nächsten gehört. Wenn die Rechte Gottes verletzt werden, werden auch die Rechte des Nächsten verletzt. Es ist bereits verboten, etwas zu begehren, das einem anderen gehört. Es ist ein Verstoß gegen das zehnte Gebot des Gesetzes (2Mo 20,17). Es erklärt das Begehren von dem, was einem anderen gehört, zu einer sündigen Tat (Röm 7,7). Paulus erklärt, dass Habsucht Götzendienst ist (Kol 3,5), weil sie bedeutet, sein Herz an etwas anderes als an Gott zu hängen. Aber es hört nicht beim Begehren auf. Zuerst sündigen sie in ihren Herzen. Dann sündigen sie in der Praxis. Und es scheint, dass sie in ihren bösen Absichten erfolgreich sind. Was sie tun, wird in der Geschichte Ahabs, der den Weinberg von Naboth haben will, treffend illustriert (1Kön 21,1; 2). Ahab zeigt seine völlige Gleichgültigkeit gegenüber der Tatsache, dass das Land Gott gehört (3Mo 25,23). Gott hat sein Land als Erbbesitz an die Familien seines Volkes gegeben. Naboth weiß zu schätzen, was Gott ihm gegeben hat, und will sein Land unter keinen Umständen loswerden (1Kön 21,3). Er ist sich bewusst, dass Ahabs Begehren nicht nur sein eigenes Haus betrifft, sondern auch das Haus seiner Vorfahren und auch das Haus der nächsten Generation. Aber Ahab kümmert sich nicht darum. Er bemächtigt sich des Erbes von Naboth, indem er das Geschäft in die Hände seiner noch böseren Frau Isebel legt. Sie sorgt dafür, dass Naboth ermordet wird und der Weinberg in Ahabs Besitz kommt (1Kön 21,4-15). Die Menschen, die Micha im Sinn hat, sind alle kleine Ahabs. Sie tun, was Ahab getan hat. Das ist nicht schmeichelhaft, aber es ist ein klarer Vergleich. Auch Jesaja prangerte diese Praktiken an und kritisierte sie (Jes 5,8). Die Geschichte von Ahab und Naboth ist also nicht nur eine einmalige Begebenheit, sondern kommt immer wieder vor und findet überall dort statt, wo Habsucht herrscht. Das Merkmal der Habsucht ist, dass man nie genug hat. So ist es auch bei diesen Menschen. In unserem einundzwanzigsten Jahrhundert bringen Strafprozesse gegen Direktoren großer Unternehmen das gleiche Verhalten ans Licht. Der Prophet spricht von „rauben“, aber das werden sie sicher abgestritten haben. Sie werden so gehandelt haben, dass sie sich gegen diese Art von Vorwürfen verteidigen können. Sie werden es so darstellen, dass sie sich den Besitz des anderen auf eine „ordentliche“ Weise angeeignet haben. Aber sie sind Menschen, die die Grenzen zu ihrem eigenen Vorteil verschieben (Hos 5,10), um das Erbe eines anderen in Besitz zu nehmen. Sie kümmern sich nicht um die Grenzen der anderen. Das Unglück, das der HERR ersinntDas Wort „darum“, mit dem dieser Vers beginnt, weist darauf hin, dass die vorherige Sündenliste die Grundlage für das Unglück ist, das Micha ankündigen wird. Es ist ein Wort des HERRN, eine von Ihm getroffene Entscheidung. Wenn sie Böses ersinnen (Mich 2,1), wird Er auch Böses ersinnen. Darin sehen wir seine Regierung, was bedeutet, dass das Böse, das wir tun, uns treffen wird. Es ist die Gesetzmäßigkeit, dass wir ernten werden, was wir säen (Gal 6,7). Es gibt eine Ähnlichkeit zwischen dem, was wir säen, und dem, was wir ernten. Wenn wir Böses säen, sollten wir nicht denken, dass wir Gutes ernten werden. Wenn wir das meinen, ist es eine Verhöhnung Gottes. Gott lässt sich nicht spotten! Seine Regierung ist der Beweis dafür. Der gerechte Gott warnt sein Volk, dass Er ein Unglück ersinnt. Sie schmieden Pläne, um ihre Gier durch Gewalt zu befriedigen. Deshalb schmiedet Gott auch Pläne, um sie mit seinen Gerichten zu treffen. Er übt diese Gerichte durch die Assyrer aus. Er spricht von „diesem Geschlecht“, worin wir eine gewisse Verachtung hören. Wegen ihrer Sünden wird Gott ihnen ein Joch auferlegen. Dieses Joch ist der Feind, den Er ihnen auf den Hals schicken wird, von dem sie sich nicht befreien können und vor dem sie sich beugen müssen. Die stolze, hochmütige Haltung, mit der sie auf die Elenden herabblicken, wird sich in ein gesenktes Haupt verwandeln wegen des Elends, das über sie kommt. Das wird eine dramatische Wendung in ihrer Zeit des Wohlstands bringen. Sie werden persönlich, aber auch als Nation gedemütigt werden. Von all ihrem Stolz wird nichts übrig bleiben. Gegenüber den Völkern um sie herum werden sie mit gesenktem Haupt stehen. Die „böse Zeit“, d. h. die Zeit ihrer Gefangenschaft, wird kommen. In Amos 5, wo dieser Ausdruck auch vorkommt, geht es um das böse Verhalten des Volkes (Amos 5,13). Hier geht es um den Verlust von allem, mit dem sie sich verbunden haben. Sie werden zur Strafe ihr eigenes Erbe verlieren, und natürlich auch das geraubte Erbe. Ein SpruchZur Schmach der Gefangenschaft kommt der Spott hinzu, indem der Feind die eigenen Worte spöttisch verwenden wird. Die Worte der Wehklage sind dem Feind bekannt. Daher können sie sie als Spott darstellen. „Wir sind ganz und gar verwüstet“ ist ein Ausruf der Verzweiflung. So schnell wie sie sich bereichert haben, so schnell wird ihnen dieser Reichtum wieder genommen werden. Die Zerstörung kommt immer plötzlich. Menschen, die sich einbilden, reich zu sein, wissen, dass es ihnen plötzlich weggenommen werden kann. Doch das bringt sie nicht zur Demut. Sie werden alles tun, um ihren Reichtum zu sichern. Bei all ihren Berechnungen berücksichtigen sie aber Gott nicht. Ja, sie denken an Ihn, aber als jemand, der mit ihnen sehr zufrieden sein wird. Immerhin sind sie regelmäßig in einer religiösen Zusammenkunft anwesend und bringen gelegentlich ein Opfer dar. Gott sollte kein Problem daraus machen, wenn da manchmal etwas nicht stimmt. Der Unterton, den wir hören, ist daher: „Wie kann Gott uns so etwas antun? Warum trifft dieses Übel uns, die wir treu unsere religiösen Pflichten erfüllen? Er nimmt es von mir weg, das ist schrecklich. Aber als ob das nicht schon schlimm genug wäre, gibt Er es auch den Abtrünnigen! Das ist inakzeptabel, nicht wahr?“ Es bringt sie nicht dazu, ihre Sünden zu bereuen, sondern nur zu einem bitteren Wehklagen über das, was sie verloren haben. Darum …Das Wort „darum“ ist die Einleitung der logischen Schlussfolgerung des Vorangegangenen. Wegen der Sünden der Mich 2,1; 2 wird das Volk weggeführt werden, wie in den Mich 2,3; 4 angekündigt. Infolgedessen wird niemandem ein Erbe gegeben werden. Die Verwendung der „Mess-Schnur“ ist bei der Aufteilung des Landes unter Josua zu sehen (Jos 13,6; vgl. Ps 16,6). Die Aufteilung des Landes wird nun von den Feinden Israels vorgenommen und nicht von ihnen selbst; unter ihnen wird es niemanden geben, der diese Autorität hat. Sie werden dem Feind völlig ausgeliefert sein. Auch wird es keine Bewohner geben, denen das Land zugeteilt werden kann. Weissagt nicht!Der Teil der Mich 2,6-11 handelt von den falschen Propheten. In Mich 2,6 und Mich 2,11 kommen sie zu Wort. In den Zwischenversen zeigt Micha die Folgen ihrer falschen Vorstellungen. Er zeigt auch, wie der HERR ihr Handeln beurteilt und wie seine Antwort darauf lautet. Micha wird von den falschen Propheten mit dem Befehl „Weissagt nicht!“ verboten, seine Stimme weiter zu erheben. Diese falschen Propheten sind die Freunde der räuberischen Großgrundbesitzer, die Micha zuvor in den Mich 2,1; 2 angesprochen hat. Sie wollen nicht, dass ihre sozialen Missetaten von Micha angeprangert werden. Sie wollen nichts von einer Verurteilung ihrer üblen Praktiken hören. Seine scharfen Anklagen und ernsten Drohungen dringen nicht in die Köpfe der korrupten Grundbesitzer. Das ist das allgemeine Gefühl der Menschen heute in der Christenheit. Sie wollen nur angenehme Dinge hören, schöne Dinge (vgl. Jes 30,10; Amos 2,12; Amos 7,16; 2Tim 4,3). Die Menschen suchen nach einer Gemeinde, in der jeder tun darf, was er will, in der man nicht nachfragend ist, in der es keine Michas gibt. Hauptsache, man kommt auf seine Kosten. Eine Zusammenkunft sollte vor allem schön und angenehm sein. Aber Micha weiß, dass das Gericht kommt, wenn sich die Dinge in Israel und Juda nicht ändern. Es ist kein Beweis der Liebe, wenn man dazu schweigt. Auf das Böse hinzuweisen, es anzuprangern, muss erfolgen. Es hat den Zweck, die Sünde zu bekennen, denn dann ist der Weg für Gott frei, wieder zu segnen. Für die Vergnügungssüchtigen ist seine Botschaft unbedeutend. Sie denken: „Solange er mit dem Weissagen aufhört, solange er den Mund hält, wird auch das Gericht nicht kommen.“ Es ist die Art von Denken, dass, wenn du den Arzt beseitigst, der dir sagt, dass du eine tödliche Krankheit hast, du die tödliche Krankheit auch nicht mehr hast. Das ist die Art, wie die falschen Propheten auf Michas Predigt reagieren. Sie denken, dass er endlos die Dinge bemängelt, die sie mögen, die er aber verspottet und als Sünde bezeichnet. Sie sind dessen überdrüssig. Ungeduld und aufrichtig wandelnEs scheint, dass wir im ersten Teil dieses Verses noch die falschen Propheten zum Volk sprechen hören. Indem sie das Volk als das „Haus Jakob“ ansprechen, bestätigen sie den Eindruck, dass es wirklich das Bundesvolk des HERRN ist. Das ist es auch, womit sich das Volk rühmt. Sie behaupten, das Volk Gottes zu sein, aber sie leugnen es mit ihren Taten (vgl. Jes 48,1; Joh 8,33; 39). Aus dieser heuchlerischen Haltung heraus sagen sie, dass Micha eine ganz falsche Vorstellung von Gott vermittelt. Glaubt das Volk wirklich, dass der Geist des HERRN durch Micha spricht, einen Mann, der ihnen nur Einschränkungen auferlegt? Gott ist doch sicher kein Gott mit Einengungen. So kennen sie Ihn nicht. Er ist immer so gut zu ihnen. Sie kennen Ihn nur als den „lieben Gott“, der nie hart mit seinem Volk umgeht und ihnen alles gibt, was sie brauchen. Glaubt Micha wirklich, dass Gott so handelt, dass dies „seine Taten“ sind, dass Er nur darauf aus ist, zu strafen? Ist Er so schnell gereizt, wie Micha vorgibt? Sie wissen es besser. Die Antwort, oder besser gesagt die Widerlegung der Behauptungen der falschen Propheten kommt im zweiten Teil dieses Verses. Hier stellt Micha den HERRN vor, der spricht. Der HERR ergreift das Wort. Wenn die Strafe kommt, dann nicht wegen seines Mangels an Geduld oder seines Unwillens, sie zu segnen, sondern wegen ihrer Sünden. Seine guten Worte gelten „dem, der aufrichtig wandelt“, und nicht den Ungerechten, die so wandeln wie sie sind. Der Gerechte hat nichts zu befürchten, sondern wird von Ihm ermutigt. Die guten Worte des HERRN enthalten Kraft für den Aufrichtigen, um dem HERRN in seinem Wandel weiterhin zu gefallen. Das Volk lehnt sich als Feind aufIn Israel ist der im vorigen Vers erwähnte aufrichtige Wandel nicht zu sehen. Das Wort „unlängst“, also gestern, steht im Zusammenhang mit einer Handlung, die immer wieder vorkommt, auch noch unlängst. Das Volk verhält sich feindselig gegenüber dem HERRN, indem sie sich feindselig gegenüber ihren Volksgenossen verhalten. Ihre Opfer sind ahnungslose Passanten, Menschen, die nicht auf einen Kampf aus sind, sondern friedlich sind (Ps 120,7). Während sie sich sicher fühlen, werden sie von ihren gierigen Volksgenossen ihrer Kleider beraubt. Ein Oberkleid kann als Pfand dienen, wenn ein Israelit so verarmt ist, dass er es verleihen muss (2Mo 22,26). Der HERR hat in seiner Gnade bestimmt, dass ihm das Kleidungsstück vor der Nacht zurückgegeben werden muss (2Mo 22,27). Diese Räuber haben kein Gefühl für Gnade. Der HERR beobachtet ihre Taten und zeichnet sie auf. Sie werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen. Dieses Auftreten als Feind des HERRN ist das Ergebnis des Hörens auf die falschen Propheten. Falsche Propheten sind Menschen, die den gerechten Weg verlassen und sich verirrt haben, auf den „Weg Bileams“ gekommen sind und diesem Weg folgen (2Pet 2,15). Der „Weg Bileams“ ist der Weg von Menschen, die sich in religiösen Dingen von Geld leiten lassen. Sie scheren sich nicht darum, ob sie die Wahrheit sagen. Sie produzieren leere Worte, die die Lüge als Wahrheit präsentieren, solange es Geld einbringt. Ausbeutung der SchutzbedürftigenDie Frauen, von denen hier die Rede ist, werden Witwen sein. Ihrer Ehemänner beraubt sind sie ungeschützt, gewissermaßen vogelfrei. Das macht sie zur leichten Beute für die unverschämten und gnadenlosen Räuber, denen nichts heilig ist. Während Gottes besondere Fürsorge diesen Schwachen gilt, sehen sie in ihnen nur eine Vermehrung ihres Reichtums. Herzlos vertreiben sie die Witwen aus ihren Häusern. Auf diese Weise zerreißen sie die kostbaren Erinnerungen an das Glück, das diese Witwen einst kannten. Auch um ihre Kinder haben sie kein Mitleid. Sie berauben die Frauen ihrer wertvollsten Besitztümer. Indem sie diese Frauen ihrer kleinen Kinder berauben, berauben sie den HERRN um seinen Schmuck. Gerade Kinder und Säuglinge sind für Ihn ein kostbares Kleinod. Aus ihrem Mund empfängt Er Ehre (Mt 21,16). Diese nehmen sie dem HERRN weg. Es kann sein, dass sie diese Kinder nicht nur als Sklaven für sich beanspruchen (vgl. 2Kön 4,1), sondern sie sogar als Sklaven ins Ausland verkaufen. Alles wird ihnen weggenommen. Es gibt kein Ende dieses herzlosen Handelns. Es wird von denen getan, die bekennen zum Volk Gottes zu gehören und darin sogar einen angesehenen Platz einnehmen. Sie rühmen sich mit ihrem peinlich genauen Wandel, während sie gleichzeitig die Rechte der Wehrlosen mit Füßen treten. Es ist der Geist des Pharisäertums (Mk 12,38-40). Dieser Geist war nicht nur damals aktiv, wir sehen ihn auch jetzt: Männer, die Führer sind und über Gottes Wort und Gnade predigen und gleichzeitig dieses Wort verletzen, indem sie ihre Frau und ihre Kinder für einen anderen verlassen. Satan ist darauf aus, Familien zu zerstören. Er tut dies auf viele Arten. Eine davon ist, dass er die Kinder von den Eltern trennt. Vater und Mutter müssen beide arbeiten können. Die Kinder können in allerlei Einrichtungen gegeben werden. Die Regierung subventioniert das und fördert diese Trennung. In diesen Auffangzentren kommen sie in die Hände von „Profis“ in einer Lebensphase, in der sie die Liebe, Wärme und Geborgenheit der Mutter in besonderer Weise bedürfen. Dieses Land ist der Ruheort nicht„Macht euch auf und zieht hin“ sind die Worte, mit denen diejenigen, die die Macht haben, andere von ihrem Erbe zu vertreiben, um es in Besitz zu nehmen. Gott wendet diese Worte nun gegen sie an. Diejenigen, die sich aufmachen, um den Besitz anderer zu plündern, werden sich aufmachen und hinziehen müssen aus dem, was ihnen gegeben wurde. Hier sehen wir wieder das Gesetz des Erntens, was man sät. Sich aufzumachen und hinzuziehen ist auch Gottes Gericht, das zu ihren Handlungen passt, sich gegen Gott zu erheben und sich von Ihm abzuwenden. Die Frevler haben das Land durch ihre Sünden unrein gemacht (3Mo 18,25; 28). Für die Übeltäter gibt es im Land des HERRN keine Ruhestätte mehr, wie sie es zu Zeiten des Gehorsams war (5Mo 12,9; 10; 1Kön 8,56). Sie werden im Land nicht mehr zur Ruhe kommen und in die Gefangenschaft verschleppt werden. Mit diesem Ruf ergeht auch eine Aufforderung des HERRN an alle, die Ohren haben zu hören, sich von all dieser Ungerechtigkeit zu trennen. Wie können die Heiligen des HERRN in solch einem Zustand ruhen? Wie kann ein Land, in dem solch schreiende Ungerechtigkeit stattfindet, ein Ort der Ruhe sein? Das Land ist unrein durch Gewalt und Götzendienst (Hes 36,17; 18; Jer 2,7). Die bösen Taten der Menschen legen gleichsam einen Dunst der Unreinheit über das Land. Diese Atmosphäre bewirkt, dass jeder, der sie betritt, von ihr verdorben wird. Die Folge ist, dass das Verderben zunimmt und sich ausbreitet. Mit dem Weggang der Übeltäter wird auch die wuchernde Korruption ein Ende haben. Ein Prophet, den das Volk liebtMit dieser ironischen Darstellung, wie ein falscher Prophet wirkt, rundet Micha seine Rede über die falschen Propheten ab. Der falsche Prophet ist beliebt, weil er das spricht, was das Volk gerne hört (2Tim 4,3; 4). Falsche Propheten verkünden, dass das Volk den irdischen Vergnügungen frönen darf. Ihre Religion ist eine des Trinkens und des Spaßmachens. Sie können sogar Aussagen aus der Bibel missbrauchen, die sie zu diesem Zweck einfach aus dem Zusammenhang reißen (3Mo 26,4; 5Mo 28,4; Joel 2,24). Auf diese Weise ignorieren sie die Sünden des Volkes, die das Eintreffen dieser Segnungen als Segnungen Gottes unmöglich machen. Deshalb werden sie von den gierigen Reichen geliebt, weil sie nie vom Gericht, sondern immer vom Wohlstand sprechen, obwohl ihr Leben noch so sehr gegen Gottes Gesetz verstößt. Das Volk ist so weit von Gott entfernt und ihr geistliches Unterscheidungsvermögen ist so abgestumpft, dass sie die Botschaft dieser Betrüger freudig annehmen. Es entgeht ihnen, dass sie, indem sie den falschen Propheten nachlaufen, in Wirklichkeit dem Wind nachlaufen. Dem Wind nachlaufen heißt, sich von dem, was Wind ausmacht, die Richtung des eigenen Weges bestimmen zu lassen (Hes 13,3). Der Aufstieg der falschen Propheten ist das Ergebnis der unpopulären Botschaft der wahren Propheten. Wer geht schon einem echten Propheten nach? Schließlich predigt er doch nur deprimierende Traurigkeit, oder nicht? Dann ist es besser, einem falschen Propheten nachzugehen. Er lässt wenigstens angenehme Worte „fließen“, was hier, wie auch in Mich 2,6, die wörtliche Bedeutung des Wortes „weissagen“ ist (vgl. 5Mo 32,2; Amos 7,16; Hiob 29,22). Das macht einen richtig fröhlich. Wie groß wird die Ernüchterung sein, wenn sie das Ausmaß des Betrugs entdecken, dem sie aufgesessen sind! Der versammelte Überrest IsraelsDie Mich 2,12; 13 beschließen den ersten Teil des Buches. Es ist eine Verheißung von Segen und Befreiung nach den mächtigen Anklagen gegen das Volk. Die Betonung liegt auf dem, was der HERR tun wird. Hier ist Er derjenige, der handelt, wie zuvor im Gericht, so auch jetzt im Segen. Er gibt bekannt, was dieser Segen bedeutet. Das Gericht ist nicht das letzte Wort, das Gott für sein Volk hat. In diesen Versen sieht Micha das Volk als ein Volk, über das das angekündigte Gericht vollstreckt worden ist. Das Volk ist weggeführt worden. Aber das ist nicht das Ende des Volkes. Der HERR verkündet hier, dass Er das Volk trotz so viel Ungerechtigkeit nicht aufgegeben hat und dass Er es segnen wird. Nachdem Micha auf so viel Falsches hingewiesen hat, ist es überraschend, dass er plötzlich von einer Verheißung zukünftiger Segnung und Wiederherstellung zu sprechen beginnt. Dies bezieht sich nur auf einen Überrest in der Endzeit, während die ungläubige Masse von dem angekündigten Gericht betroffen sein wird. Dieser Überrest wird „ganz Israel“ sein (Röm 11,26) oder, wie Micha hier sagt, „dich, Jakob, ganz sammeln“. Die Propheten unterscheiden immer zwischen der ungläubigen, abtrünnigen Masse Israels und dem gläubigen, treuen Überrest. Damit wird auch deutlich, dass das Heil, das Micha hier verkündet, auf einer anderen Grundlage liegt als die Heilsankündigungen der falschen Propheten. Micha ignoriert das Gericht nicht. „Sammeln“ und „versammeln“ setzt die vorangegangene Zerstreuung unter die Völker voraus (Jer 31,10). Die Wiederherstellung erfolgt aus dem vollzogenen Gericht heraus. Und wenn das Volk wiederhergestellt ist, wird es sich auch stark vermehren (Jes 54,1-3), „sie werden lärmen vor [Menge der] Menschen“ (vgl. Hes 34,31; Hes 36,38). Das wird die wunderbare Folge von Gottes Handeln sein. Der HERR ist hier der Hirte. So wird Er öfter im Alten Testament gesehen. Zum Beispiel in Psalm 78, wo von Ihm gesagt wird, dass Er sein Volk wie eine Herde aus der Sklaverei Ägyptens herausführte (Ps 78,52; 53; Ps 80,2). Der HERR ist derselbe wie der Herr Jesus im Neuen Testament, wo Er der gute Hirte genannt wird (Joh 10,11). Bei Ihm gibt es Sicherheit, Schutz und Nahrung. Der Herr Jesus hat der Gemeinde Hirten gegeben, die Ihn vertreten (Eph 4,11; 1Pet 5,1-4). Diese Hirten haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Herde Nahrung, Sicherheit und Schutz bekommt. Deshalb lehren sie die Grundlagen des Glaubens. Sie geben auch Leitung und Führung auf dem Weg, den die Schafe gehen müssen, und Schutz vor den Gefahren der falschen Lehre (Tit 1,9). Der DurchbrecherDieser Vers zeigt, wie das Ergebnis des vorherigen Verses erreicht wird. Es geht nicht um das Sammeln, wie im vorherigen Vers, sondern um die Befreiung. Hier wird die Errettung Israels aus dem Exil mit dem Bild der Befreiung aus einem Gefängnis verglichen. Im weiteren Verlauf vergleicht Micha Ägypten, wo das Volk einst gefangen gehalten wurde, mit einem Haus der Sklaverei (Mich 6,4; 2Mo 20,2). Hier vergleicht er die Wegführung mit einem Gefängnis mit Mauern und Toren, die durchbrochen werden müssen. Der Durchbrecher macht den Weg frei für alle, die ihm folgen, und beseitigt Hindernisse. Dieser Durchbrecher ist kein anderer als der Herr Jesus, der Messias (Jes 42,7; Jes 59,20; 21; Röm 11,26; Hos 2,2; Hos 3,5). Er geht vor ihnen her (Jes 52,12), sowie Er als Engel des HERRN in der Wolken- und Feuersäule vor ihnen herging (2Mo 13,21). Er wird sein Volk aus den Toren der Städte herausführen, in denen sie gefangen gehalten wurden. Er geht ihnen voraus als der Durchbrecher, König und HERR. Die drei Verbformen „brechen durch“, „ziehen durch“ und „gehen durch“ drücken einen Fortschritt aus, der durch keine Macht aufgehalten werden kann. Wie bereits erwähnt, ist der HERR der Herr Jesus. Er ist der gute Hirte, der seine eigenen Schafe hinausführt und sie in die Freiheit bringt und für sie sorgt. Seine Auferstehung zeigt Ihn auch in wunderbarer Weise als den Durchbrecher. Denn der Herr Jesus bricht das Gefängnis des Todes und des Grabes auf, Er durchbricht die Wächter und den ganzen Hass des Teufels und seiner Werkzeuge, der gottlosen Führer des Volkes Gottes. So ist Er in der Auferstehung seinen Erlösten, die Ihm nachfolgen, vorausgegangen (1Kor 15,23). Auch sie brechen durch das Tor, Ihm nach. Das „Tor“ ist in erster Linie das von Jerusalem. In der Endzeit wird Jerusalem vom König des Nordens eingenommen werden. Aber dann wird der Herr Jesus in Jerusalem, auf dem Ölberg, erscheinen. Von dort aus wird Er den Überrest retten, der in Jerusalem in Bedrängnis ist. Er ist der Retter, der „von Zion“ – nicht: nach Zion – kommen wird (Röm 11,26; Ps 14,7), was bedeutet, dass er zuerst nach Zion gekommen ist (Jes 59,20). Der Herr Jesus ist auch der Durchbrecher für jede neue Situation oder für jeden neuen Zeitabschnitt. Er ist immer da, um vor uns hinauszugehen und jeden Widerstand zu brechen, der sich uns entgegenstellt oder uns begrenzt. Dann geht Er vor uns hinaus und macht für uns Raum. Wir müssen dicht bei Ihm bleiben, so wie der Waffenträger nahe bei Jonathan blieb (1Sam 14,13). © 2023 Autor G. de Koning Kein Teil der Publikationen darf – außer zum persönlichen Gebrauch – reproduziert und / oder veröffentlicht werden durch Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder irgendwelche andere Weise ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Daniel-Verlages, Retzow, Deutschland, oder des Autors. |