Lukas 24
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Die Frauen bei dem leeren Grab

Der Sabbat ist vorbei, und eine ganze Woche ist vorbei. In dieser Woche haben sich Ereignisse zugetragen, durch die die Weltgeschichte und die Ewigkeit nach dem Plan Gottes zu ihrer Erfüllung gebracht werden sollen. Das Alte ist vorbei, das Neue ist gekommen. Symbol dafür ist „der erste Tag der Woche“, der Tag der Auferstehung des Herrn Jesus. Mit seiner Auferstehung bricht eine völlig neue Ordnung der Dinge an.

Die Frauen wissen das noch nicht. Sie sind noch an die alte Ordnung der Dinge gebunden. Ihre Liebe zu Christus bringt sie schon sehr früh an diesem Tag zum Grab. Sie wollen dem Heiland die letzte Ehre erweisen, indem sie seinen Leib mit den Gewürzsalben einbalsamieren, die sie bereitet haben. Trotz ihrer Liebe, die wirklich lobenswert ist, sind sie in Unkenntnis über die Auferstehung, die Er doch auch vorhergesagt hatte.

Als sie zum Grab kommen, finden sie den Stein weggewälzt. Das Grab ist offen! Als Folge davon wird in diesem Kapitel noch viel mehr geöffnet. die Schriften werden geöffnet (Lk 24,27), Augen werden geöffnet (Lk 24,31), das Verständnis wird geöffnet (Lk 24,45), und der Himmel wird geöffnet (Lk 24,51). Der Stein war nicht weggewälzt, damit der Herr Jesus herauskommen konnte. Er war schon auferstanden, bevor Engel den Stein wegwälzten. Er konnte auch trotz geschlossener Türen irgendwo hineingehen (Joh 20,19). Der Stein wurde weggewälzt, damit die Frauen und auch wir hineingehen und in das Grab schauen können.

Die Frauen können so in das Grab hineingehen. Das tun sie auch. Dort entdecken sie, dass der Leib nicht da ist. Das Grab ist leer. Das ist der erste Beweis für den Sieg der Gnade Gottes. Jetzt können dem Menschen Gnade und Erbarmen zugewandt werden. Es fällt auf, dass Lukas durch den Heiligen Geist beim ersten Mal, wo der Name des Herrn Jesus nach seiner Auferstehung genannt wird, „Herr Jesus“ sagt. Das ist der typische Name, mit dem Christen über ihren Herrn sprechen. Die Frauen verstehen gar nicht, dass das Grab leer ist, und sind darüber in Verlegenheit. Sie haben doch selbst gesehen, dass sein Leib dort hineingelegt wurde (Lk 23,55).

Dann stehen plötzlich zwei Männer in strahlenden Kleidern bei ihnen. Das Tageslicht und das Licht ihrer Kleider gehören zusammen. Die Auferstehung Christi ist ein strahlendes Ereignis, und dieses strahlende Ereignis erfüllt die Frauen mit Furcht. Beim Anblick dieser Männer, der Engel, neigen sie das Angesicht zur Erde. Dann sprechen die Engel die herrlichen, bedeutungsvollen Worte, die davon zeugen, dass Er nicht bei den Toten gesucht werden muss. Er ist „der Lebendige“. Das Alte ist vorbei, eine neue Zeit hat begonnen.

Es ist undenkbar, den Lebendigen bei den Toten zu finden. Was mit dem Leben verbunden ist, gehört zu einer ganz anderen Ordnung als das, was mit dem Tod verbunden ist. Das erste Zeugnis von der Auferstehung Christi kommt aus dem Mund eines Engels. Er ist nicht mehr im Grab, denn Er ist auferweckt worden. Gott hat sein Werk völlig angenommen und hat seine Freude daran gefunden, Ihn aus den Toten aufzuerwecken. Gott konnte, mit Ehrfurcht gesagt, auch nicht anders handeln. Sein Sohn hat das Werk, das Ihm aufgetragen war, vollkommen vollbracht, also ist seine Auferweckung eine Tat der Gerechtigkeit Gottes. Das alles sagt der Engel nicht, aber wir wissen das aus späteren Schriften des Neuen Testaments und vor allem aus den Briefen des Paulus.

Die Engel erinnern die Frauen an das, was der Herr selbst gesagt hat. Sie hätten es also besser wissen können. Die Engel führen auch die Worte an, die Er zu ihnen gesprochen hat, als Er noch in Galiläa war. Dann bricht das Licht in ihren Gedanken durch.

Die Erinnerung an seine Worte gibt ihnen die Überzeugung sowie die Freimütigkeit und die Kraft, anderen das zu bezeugen. Es wird nicht über Wunder gesprochen; Lukas legt immer allen Nachdruck auf das Wort des Herrn. Wir als Christen haben auch nichts anderes als das Wort Gottes. Wir sind gehalten, daran zu glauben.

Die Reaktion der Jünger

Die Frauen kehren dem Grab den Rücken und gehen zu den elf Jüngern und allen, die bei ihnen sind, um ihnen zu erzählen, was sie erlebt haben. Die drei Frauen, die beim Grab waren, werden mit Namen genannt. Sie haben das leere Grab gesehen, und gemeinsam legen sie vor den Aposteln Zeugnis ab von den Geschehnissen. Die Apostel sind jedoch nicht zu überzeugen. Im Gegenteil. Sie nennen das, was die Frauen sagen, „leeres Gerede“, Unsinn, Nonsens, und sie glauben ihnen nicht. Die Jünger waren Gläubige, aber für das Wort waren sie nicht aufgeschlossen. Es passte nicht in ihr Denken.

Obwohl sie nicht glauben, was die Frauen sagen, will einer der Apostel, nämlich Petrus, doch einen Blick in das Grab werfen. Er läuft schnell dorthin. Als er sich in das Grab hineinbückt, sieht er nur die Tücher dort liegen. Was er dort sieht, spricht von Ruhe und Ordnung. Aber mehr als Verwunderung über das, was geschehen ist, kommt bei Petrus noch nicht auf. Er kehrt in seine eigenen Umstände zurück, ohne dass das Wort und das, was er gesehen hat, irgendeine Wirkung hat. So kann das Wort in einer Zusammenkunft auch von uns abgleiten, ohne dass es etwas ausrichtet.

Unterwegs von Jerusalem nach Emmaus

Damit wir von der Wahrheit des Wortes Gottes überzeugt werden, ist es nötig, dass der Herr selbst unsere Herzen berührt. Das sehen wir in der folgenden Begebenheit, die wir nur in dem Evangelium finden, das Lukas geschrieben hat. An demselben Tag, das ist der Tag der Auferstehung des Herrn Jesus, sehen wir zwei seiner Jünger von Jerusalem nach Emmaus gehen. Ihnen hat Jerusalem nichts mehr zu bieten. Alles ist vorbei. Sie verlassen auch die Gemeinschaft der Gläubigen. Die brauchen sie nicht mehr. Geradeso wie Petrus gehen sie fort, nach Hause.

Ihre Gedanken sind noch mit dem beschäftigt, was geschehen ist, und das alles hat einen tiefen Eindruck hinterlassen. Es ist schön, wenn man als Nachfolger des Herrn Jesus Dinge, die man erlebt hat, miteinander teilen kann. Noch schöner ist es, wenn die Schrift – und nicht nur die Gefühle – die Grundlage dazu bildet.

Der Herr Jesus gesellt sich zu ihnen

Da das Herz mit guten Dingen beschäftigt ist, geschieht das Allerschönste: Der Herr Jesus nähert sich und geht mit ihnen. Er hat einen Auferstehungsleib, der von ganz anderer Art ist als der Leib seiner Erniedrigung. Doch Er ist dieselbe Person. Auch bei uns kann es sein, dass wir zwar mit den Dingen des Herrn beschäftigt sind, doch dass wir in unserem Denken nicht auf einem guten Weg sind. Dann will Er zu uns kommen und unser Denken wieder zurechtrücken. In diesem Fall sorgt Er dafür, dass die beiden Jünger Ihn nicht erkennen. Das ist nötig, damit sie ihr ganzes Herz vor Ihm ausschütten können. Er nötigt sie, zu sagen, was sie beschäftigt.

Die Jünger bleiben wie verdutzt und mit traurigem Gesicht stehen. Wie kann jemand in Dingen so ahnungslos sein, die für sie so viel bedeuten! Sie sind von den Ereignissen dermaßen niedergedrückt, dass ihnen der Gedanke, jemand könnte nichts davon wissen, gar nicht kommt. Sie tauschen nicht ganz neutral die letzten Neuigkeiten aus, sondern sind äußerst traurig wegen der Dinge, die geschehen sind. Es hat sie getroffen, und es beschäftigt sie.

Einer der beiden – dessen Namen Lukas nennt (der andere bleibt anonym) – begreift nicht, warum dieser Fremde nach den Ereignissen fragt. Hat Er denn gar keine Kenntnis von alledem, was in den vergangenen Tagen in Jerusalem geschehen ist? Das ist doch nicht zu fassen! Jeder weiß das und spricht darüber.

Der Bericht der Ereignisse

Mit einem freundlichen „Was denn?“ bittet der Herr sie, Ihm zu erzählen, was denn da geschehen ist. Sie erzählen Ihm sofort von „Jesus, dem Nazarener“, dem Mann aus Nazareth. Ihr Herz ist noch immer von Ihm erfüllt. Sie hatten von Ihm den Eindruck, Er sei ein Prophet. Was sie von Ihm gesehen und gehört hatten, machte klar, dass Gott zugunsten seines Volkes gegenwärtig war und wirkte. Davon waren sie überzeugt. Weiter war ihr Glaube offensichtlich nicht gekommen. Sie hatten in Ihm noch nicht den Sohn Gottes gesehen, über den der Tod keine Macht hat; dieser konnte Ihn nicht festhalten. Darum bedeutete für sie sein Tod das Ende seiner Geschichte und damit ihrer Hoffnung.

Sie erzählen, was „die Hohenpriester und unsere Obersten“ mit Ihm getan haben und wie das ihre ganze Hoffnung auf die Erlösung Israels vernichtet hat. Sie geben nicht den Römern die Schuld an seinem Tod, obwohl die natürlich mitschuldig sind. Diesen Ausgang haben sie nicht für möglich gehalten. Sie verstehen nicht, wie Gott es hat zulassen können, dass ihre Führer sich an Christus vergreifen konnten. Sie hatten, geradeso wie ihre Führer, auf eine Herrlichkeit ohne Leiden gehofft, aber anders als ihre Führer hatten sie im Herrn Jesus den Messias gesehen.

Ihre Erwartungen, Er ginge nach Jerusalem, um sich dort auf den Thron seines Vaters David zu setzen, hatten jedoch keine Grundlage in der Schrift. Durch solche unbegründeten Erwartungen, die sich dann auch nicht erfüllen, haben manche dem Glauben den Rücken gekehrt und sind wieder in die Welt gegangen. Das kann geschehen, wenn christliche Arbeit nicht bringt, was man davon erwartet hat, oder wenn die Predigt des Evangeliums zu keinem Ergebnis führt oder wenn die Glaubensgemeinschaft uns enttäuscht.

Christus begegnet jeder Enttäuschung, indem Er sich selbst uns vorstellt. Wenn wir Ihn als den Mittelpunkt der Ratschlüsse Gottes sehen, werden wir davor bewahrt bleiben, etwas anderes in den Mittelpunkt zu stellen. Letzteres führt immer zu Enttäuschung. Bei ihnen standen Israel und ihre eigene Wichtigkeit im Mittelpunkt. Bei uns kann es etwas anderes sein.

Und es war jetzt schon der dritte Tag, seitdem dies geschah, und noch immer konnten sie nicht begreifen, dass es so ausgegangen war. Bei all ihren Fragen über den für sie so enttäuschenden Gang des Geschehens erzählen sie von einem weiteren schockierenden Ereignis. Dafür hatten einige Frauen „von uns“ gesorgt, Frauen aus der Mitte der Jünger, also Frauen, sie sie kannten und die auch den Herrn liebten. Diese Frauen waren in der Frühe beim Grab gewesen. Dort angekommen, fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht.

Allerdings geschah dort etwas anderes, wenigstens behaupteten die Frauen das. Sie sagten, sie hätten eine Erscheinung von Engeln gesehen, und diese Engel hätten gesagt, dass Er lebe. Das war doch wohl eine ganz ungewöhnliche Nachricht. Auch sind „einige von denen, die mit uns sind“ (das sind Petrus und Johannes; Joh 20,8) sofort nach diesem Bericht zum Grab gegangen. Und es war genauso, wie die Frauen gesagt hatten. Ihn sahen sie jedoch nicht. Das Rätsel ist also nicht gelöst. Ihre Erwartungen haben wirklich einen Knacks bekommen. Zuerst durch seine Verwerfung und dann durch die Nachricht, Er lebe, doch dafür gebe es keinen Beweis.

Tadel und Belehrung des Herrn

Nachdem sie ihre tiefen Enttäuschungen losgeworden sind, ergreift der Herr das Wort. Wir lernen aus seinen Worten, dass wir in unseren Erwartungen über sein Handeln enttäuscht werden, wenn wir nicht oder nicht richtig lesen und glauben, was die Schrift sagt. Er verübelt ihnen das mit den Worten „ihr Unverständigen“ und „trägen Herzens, an alles zu glauben“. Ein Unverständiger ist jemand, der seinen Verstand nicht gebraucht und darum Dinge nicht versteht, die er verstehen müsste. In gleicher Weise spricht Paulus zu den Galatern, die das Gesetz gegen besseres Wissen wieder einführen wollten (Gal 3,1; 3).

Es ist jedoch nicht nur eine Sache des Verstandes, sondern auch des Herzens. Ihr Herz ist träge und will fast nicht glauben. Sie haben zwar alles gelesen, was die Propheten gesagt haben, aber es hat ihr Herz nicht erreicht. Das liegt daran, dass sie die Propheten nur im Blick auf die Glanzzeit Israels gelesen haben. Sie haben also beim Lesen ausgewählt, und nur die Passagen, die ihnen gefielen, sind bis zu ihnen durchgedrungen.

Wenn sie jedoch alles geglaubt hätten, was die Schrift sagt, dann hätten sie gewusst, dass der Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus die Grundlage für seine zukünftige Herrlichkeit sind. Er selbst hat immer wieder deutlich vorhergesagt, dass Er zuerst leiden müsse und dann in seine Herrlichkeit eingehen würde. Die Leiden müssen notwendigerweise der Herrlichkeit vorausgehen. Der Herr drückt es als Frage aus, um es für ihren Verstand und ihr Herz begreiflich zu machen.

Dann bekommen die beiden Jünger die brillanteste Belehrung aus der Schrift, die je auf der Erde gegeben wurde. Der Herr selbst erklärt ihnen, was in allen Schriften über Ihn geschrieben steht. Er tut das direkt in der Reihenfolge der Schrift. Er beginnt mit den Büchern Mose und fährt mit allen Propheten fort. Damit gibt der Herr ein Beispiel für jede Schriftauslegung.

Schriftauslegung verdient diesen Namen nur, wenn erklärt wird, was in der Schrift über Ihn steht. Er ist der Mittelpunkt der Schrift. Alles hat Bezug auf Ihn oder steht mit Ihm in Verbindung. Wir wollen bedenken, dass der Herr auch das Alte Testament ausgelegt hat. Das spornt uns an, uns auch mit diesem Teil des Wortes Gottes zu beschäftigen, um darin die Herrlichkeit des Herrn Jesus zu entdecken.

Der Her gibt sich zu erkennen

Während sie so gehen und reden, nähern sie sich dem Dorf, wohin sie unterwegs sind. Die Zeit wird nur so verflogen sein. Der Herr macht Anstalten, sich zu verabschieden. Er drängt nicht, aber prüft, ob da ein Wunsch besteht, Ihn einzuladen. Und diesen Wunsch haben Kleopas und sein Begleiter. Sie nötigen Ihn mit den wunderschönen Worten: „Bleibe bei uns“, und dem leistet Er gern Folge.

Es ist im Übrigen bereits gegen Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Wenn es eine Begegnung mit dem Herrn gibt, neigt sich der Tag. Die Welt um sie her wird immer dunkler, und das in dem Maß, wie das Licht in ihrem Herzen und in ihrem Haus durch seine Gegenwart aufgeht. Der Herr geht mit hinein. Er sucht keine Unterkunft für eine Nacht, sondern Er sucht sie. Er will bei ihnen bleiben, um nie mehr wegzugehen. Und sie suchen Ihn, denn sie wollen von diesem Fremden gern noch mehr über den hören, der ihnen trotz seines Verschwindens durch das, was Er ihnen erzählt, so lieb geworden ist.

Sobald der Herr die Einladung angenommen hat und bei ihnen eingetreten ist, nimmt Er nicht den Platz des Gastes, sondern den des Gastgebers ein. Was normalerweise der tut, der Ihn eingeladen hat, das tut der Herr, ohne um Erlaubnis zu bitten, von sich aus. Er nimmt das Brot für das Abendessen, Er segnet es und Er teilt es denen aus, die Ihn eingeladen haben und bei denen Er zu Gast ist.

Das ist nicht die Feier des Abendmahls, denn die findet statt, wenn die Gemeinde zusammenkommt. Der Herr sagt auch nicht dazu, man solle an Ihn denken, es zu seinem Gedächtnis tun. Er bricht einfach das Brot zu einer Mahlzeit. Und doch ist es nicht eine gewöhnliche Handlung, sondern seine Handlung. Er bricht das Brot, um sich dadurch seinen Jüngern zu erkennen zu geben, denn so, wie Er das Brot hier bricht, stellt dar, dass Er sich selbst in den Tod gegeben hat.

In dem Augenblick, wo Er das Brot bricht und es ihnen reicht, wird die Decke von ihren Augen weggenommen, und sie sehen, wer Er ist. Sie erkennen Ihn. In demselben Augenblick wird Er unsichtbar. Damit gibt Er zu verstehen, dass ihr Verhältnis zu Ihm jetzt auf eine andere Grundlage gekommen ist. Er ist nämlich zum Gegenstand des Glaubens geworden (2Kor 5,7) und nicht länger ein sichtbarer Messias. Für den Glauben ist Er jedoch ebenso wirklich gegenwärtig, als wenn Er körperlich, sichtbar, anwesend wäre. Aber wie echt und reell ist unser Glaube eigentlich? Würde es in der Praxis tatsächlich keinen Unterschied machen, wenn Er körperlich anwesend wäre?

Die beiden Jünger verwundern sich nicht darüber, dass der Herr auf einmal verschwunden ist. Sie begreifen jetzt die Situation, weil sie seine Belehrung verstanden haben. Er hat zu ihrem Herzen geredet, das zunächst so träge war. Er hat bewirkt, dass es jetzt für Ihn brennt. Das sagen sie sich gegenseitig.

Als Er auf dem Weg zu ihnen redete und ihnen die Schriften öffnete, hat Er zu ihrem Herzen (nicht: ihren Herzen) gesprochen. Das ist mehr, als nur die Bibel aufzuschlagen und zu lesen, es bedeutet, die Schrift auszulegen, sie zu erklären. Die Belehrung aus der Schrift hat zur Folge, dass wir die Schrift verstehen. Das wird in unserem Herzen etwas bewirken. Wenn wir gemeinsam auf die Belehrung des Wortes Gottes hören und die Dinge auf den Herrn Jesus bezogen werden, dann werden die Herzen von allen zu einem Herzen verschmolzen.

Zurück nach Jerusalem

Nach dieser wunderbaren Entdeckung und Erfahrung ist ihre ganze Enttäuschung in große Freude verkehrt. Die müssen sie mit den anderen Jüngern teilen. Sie denken an Ihn nicht mehr als den, von dem sie hofften, Er würde Israel erlösen. Israel würde auch noch lange nicht erlöst werden. Was das betrifft, so war nichts verändert.

Sie haben jedoch den auferstandenen Herrn gesehen, und durch die Belehrung aus dem Wort Gottes haben sie verstanden, dass der Weg des Herrn zur Herrlichkeit durch Leiden gehen musste. Ihr Glaube und ihre Hoffnung sind dadurch lebendig und auch gesund geworden, und davon wollen sie den Jüngern berichten. Daran wollen sie sie teilhaben lassen. Auch bei uns ist das so. Alles, was wir im Wort von dem Herrn Jesus gesehen haben, wird sich in unserem Leben auswirken. Es wird uns zu Zeugen machen. Das kann nicht anders sein.

In Jerusalem angekommen, finden sie die elf Apostel mit einigen anderen versammelt. Bevor die von Emmaus Zurückgekehrten jedoch ihr begeistertes Zeugnis geben können, rufen die anderen ihnen schon zu, dass der Herr auferweckt ist. Sie wussten das nämlich schon von Petrus, denn ihm war der Herr erschienen.

Wir sehen, wie schnell die Zeugnisse von der Auferstehung des Herrn an Zahl zunahmen. Wir hören gleichsam einen Wechselgesang zum Thema der Auferstehung des Herrn Jesus, worin die persönlichen Begegnungen mit Ihm besungen werden. Wie schön wäre es, wenn in den christlichen Zusammenkünften auch dieser Aspekt wiederholt zur Sprache käme. Das kann buchstäblich durch das Singen von Liedern geschehen, es kann aber auch in persönlichen Zeugnissen geschehen.

Nach dem herzlichen Empfang berichten die beiden auch von ihrer Begegnung mit dem Herrn und wie sie Ihn an der Handlung erkannt haben, die so zu ihrem Herzen gesprochen hat. Zu ihnen hatte Er wieder auf andere Weise gesprochen und sich ihnen zu erkennen gegeben. Bei ihnen war es die Handlung, die von seinem Tod spricht. Daran lassen sie die anderen teilhaben.

Der Herr erscheint den Jüngern

Wenn das Herz vom Herrn Jesus voll ist und das, was man mit Ihm erlebt hat, und die Begegnungen, die man mit Ihm hatte, mit anderen ausgetauscht werden, kann es nicht anders sein, als dass Er selbst in die Mitte kommt. Er zeigt sich ihnen mit den tröstlichen und ermutigenden Worten „Friede euch!“ Die Reaktion der Jünger, die Ihn zum ersten Mal sehen, ist für den Herrn nicht ermutigend. Sie fürchten sich vor Ihm und meinen, sie sähen einen Geist. Sie haben die Berichte der anderen zwar gehört, aber selbst noch keine Begegnung mit Ihm gehabt. Wie bei den vorherigen Begegnungen muss der Herr auch jetzt erst einmal das Hindernis des Unglaubens wegnehmen. Es ist keine spontane Freude vorhanden.

Er fragt sie, warum sie bestürzt sind und warum Gedanken in ihrem Herzen aufsteigen. Er stellt diese Fragen, weil Er anderes hätte erwarten können. Haben sie denn nicht schon verschiedene Zeugnisse seiner Auferstehung gehört? Warum haben sie die nicht geglaubt? Doch Er kommt ihnen entgegen. Er zeigt ihnen seine Hände und seine Füße. Darin sind noch die Wunden des Kreuzes zu sehen, und sie werden ewig zu sehen sein. Bis in Ewigkeit wird man Ihn daran erkennen können. Das ist der Beweis, dass Er selbst es ist. Er schickt keinen anderen, der von seinen Wunden erzählt, sondern Er zeigt sie selbst.

Er lädt sie ein, Ihn zu betasten und sich davon zu überzeugen, dass sie nicht die Erscheinung eines Geistes sehen, sondern einen Menschen. Er ist nach seiner Auferstehung noch immer Mensch und wahrhaftig Mensch, und das wird Er bis in Ewigkeit sein. Er hat Fleisch und Bein. Von Blut spricht Er nicht, denn das hat Er ein für alle Mal vergossen.

Der Herr lässt seinen Worten Taten folgen und zeigt ihnen seine Hände und seine Füße. Er unterstreicht damit, dass Er, der hier als der Lebendige vor ihnen steht, derselbe ist wie der, der durch das Land ging (mit seinen Füßen) und Gutes tat (mit seinen Händen) (Apg 10,38), mit dem Ergebnis, dass Er ans Kreuz gehängt wurde und dort starb.

Dann verkehren sich Angst und Furchtsamkeit der Jünger in Freude. Es ist jedoch Freude ihres Herzens, nicht ihres Verstandes. Eine Welle der Freude durchströmt sie, ihre Herzen sind übervoll, aber ihr Verstand kann es noch nicht fassen. Sie hören und sehen ihren Herrn, aber das ist noch so unwirklich. Das Letzte, was sie von Ihm gesehen hatten, war, dass Er tot am Kreuz hing, gefoltert und völlig erschöpft. Tagelang sind sie mit diesem Bild in ihren Köpfen umhergelaufen, und jetzt auf einmal steht Er als der Auferstandene in einem verherrlichten Leib hier vor ihnen. Sicher, Er ist es, aber – es kann doch nicht wahr sein.

Der Herr kommt ihnen in ihrer großen Verwunderung noch weiter entgegen. Er will ihnen die Gewissheit geben, dass Er es wirklich ist und dass Er echt ist. Er fragt sie, ob sie etwas zu essen haben. Das haben sie. Sie haben ein Stück gebratenen Fisch und ein Stück von einer Honigscheibe. Das geben sie Ihm. Der gebratene Fisch spricht von dem Gericht, das Er getragen hat. Der Honig spricht von der Süßigkeit der Beziehungen zwischen den Gläubigen – das Ergebnis seines Werkes am Kreuz. Der Herr nimmt beides und isst es vor ihren Augen, um sie davon zu überzeugen, dass alles, was sie sehen, auch wahr ist. Sie träumen nicht.

Der Sendungsauftrag

Dann erinnert der Herr sie an die Worte, die Er zu ihnen geredet hat, als Er noch bei ihnen war. Damit weist Er auf die Zeit hin, als Er mit ihnen zusammen durch das Land zog. Er war auch jetzt bei ihnen, doch in einer völlig anderen Beziehung. Er wird jetzt nicht mehr mit ihnen durch das Land ziehen. Alles, was im Gesetz Moses und in den Propheten und Psalmen über Ihn geschrieben steht, also das ganze Alte Testament, ist erfüllt. Eigentlich muss alles, was auf die Zukunft Bezug hat, noch Wirklichkeit werden. Aber die Grundlage dafür hat Er auf dem Kreuz gelegt. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass es auch gesehen wird und die Umstände so sind, wie es geschrieben steht.

Der Herr öffnet den Jüngern das Verständnis, und was sie früher nicht verstanden, das verstehen sie jetzt (1Joh 5,20). Er ist nicht mehr in derselben Weise bei ihnen, aber das Wort Gottes bleibt immer bei ihnen. Das wird die Grundlage ihres Daseins und ihres Handelns. Das Wort Gottes verleiht allem, was geschehen ist, und allem, was noch geschehen muss, göttliche Autorität.

Dann geht der Herr auf den Kern dessen ein, was geschrieben steht, und das ist, dass Er, der Christus Gottes, der Messias, der Gesalbte, leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen sollte. Durch seine Leiden hat Er alles entfernt, was nicht mit Gott in Übereinstimmung ist. Durch seine Auferstehung am dritten Tag hat Er eine neue Welt geöffnet, in der alles vollkommen mit Gott in Übereinstimmung ist. In dieser Welt ist Platz für jeden Menschen, der Teil daran bekommen möchte.

Doch die Menschen müssen eingeladen werden, sie müssen davon hören. Darum gibt Er seinen Jüngern den Auftrag, das Evangelium der Gnade Gottes zu predigen. Er verleiht ihnen die Autorität seines Namens. Sie kommen nicht mit einer selbst erdachten Botschaft, sondern mit der Botschaft der Gnade des auferstandenen Sohnes des Menschen. In der Kraft dieses Namens und mit der Autorität dieses Namens können sie Buße predigen, wodurch Menschen, die dem Folge leisten, Vergebung der Sünden empfangen.

Das Werk, das dazu nötig war, hat Er vollbracht. Dieses Werk erstreckt sich auf alle Völker und bleibt nicht auf Jerusalem und Israel beschränkt.

Er will zwar, dass sie in Jerusalem mit ihrer Verkündigung beginnen. Das macht die Gnade nur noch größer. Sie sollen mit der Verkündigung der Gnade an dem Ort beginnen, wo die schrecklichste Sünde die Vergebung umso zwingender notwendig machte. Jerusalem war auch ein Kind des Zorns und stand auf derselben Grundlage wie die Völker. Der Herr bestimmt den Grundsatz, nach dem später auch Paulus handeln wird: zuerst der Jude und dann die Heiden (Röm 1,16).

Er kann gerade sie, zu denen Er dies sagt, senden, denn sie können als Augenzeugen sprechen. Niemand wird ihnen sagen können, dass es anders ist, denn sie haben Ihn mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört. Um als Zeuge auftreten zu können, sind zwei Dinge nötig, die hier beide vorhanden sind. Sie mussten sagen können: „So ist es, denn wir haben es gesehen“, und auch: „So musste es geschehen, denn so hat Gott es in seinem Wort gesagt.“

Bevor sie jedoch diesem Befehl Folge leisten können, brauchen sie noch etwas anderes, und das sind die Kraft und die Leitung des Heiligen Geistes. Ihre Stellung vor Gott bedarf keiner Kraft. Durch das Werk Christi sind sie in Ihm vor Gott, und Gott sieht sie in Christus (Eph 1,6). Damit sie ihre Stellung vor Menschen einnehmen und ihnen Zeugnis geben können, ist wohl Kraft nötig. Diese Kraft ist und gibt der Heilige Geist. Der Herr verheißt ihnen, dass Er Ihn senden wird. Er nennt den Heiligen Geist hier „die Verheißung meines Vaters“. Den Heiligen Geist hat der Vater verheißen. Wenn der Herr Jesus wieder bei dem Vater ist, wird Er, was der Vater verheißen hat, auf sie senden.

Hier heißt es: „Ich sende … auf euch“, weil der Herr den Heiligen Geist als ein Kleid darstellt, das aus der Höhe über sie kommt. Der Heilige Geist kommt sicher auch in sie, aber im Blick auf ihren Dienst kommt Er auch über oder auf sie. Er wird sie mit Kraft bekleiden, so dass sie ohne Furcht von dem Heiland zeugen können. In sich haben sie keine Kraft, aber Er wird ihnen die nötige Kraft geben.

Die Himmelfahrt

Vierzig Tage später führt der Herr sie hinaus, außerhalb Jerusalems. Er segnet sie nicht von Jerusalem aus, sondern von dem Platz aus, wo Er immer mit ihnen zusammen war, mit ihnen, die Ihn lieben, dem Überrest, der sich mit Ihm verbunden hat und der Ihm teuer ist. Hinzu kommt, dass Jerusalem ein Ort geworden ist, dem ein Zeugnis gegeben werden muss.

Außerhalb der Stadt, dort bei Bethanien, findet dieses Evangelium seinen großartigen Abschluss. Es ist ein großartiger Schluss, weil es kein wirklicher Schluss ist. Es ist ein Abschied mit einer reichen Verheißung, ein Abschied mit der Sicht auf einen geöffneten Himmel, ein Abschied von einem Heiland, der sie segnet und damit fortfährt, auch wenn sie Ihn mit ihren natürlichen Augen nicht mehr sehen.

Während der Herr sie segnet, entsteht ein Abstand zwischen Ihm und ihnen. Er wird durch die Kraft Gottes in den Himmel aufgenommen. Der Mensch Jesus Christus geht zu dem Ort zurück, den Er als der ewige Sohn Gottes nie verlassen hat, den Er aber als Mensch nie eingenommen hat. Nun geht Er als Mensch dorthin. Während Er sie segnet, nimmt Er Abschied von ihnen, ohne dass Er sie wirklich verlässt.

Anbetung und Lobpreis

Die Jünger haben den Herrn nicht verloren. Er ist nur jetzt zum Gegenstand ihres Glaubens geworden. Das Erste, was sie tun, nachdem Er aufgenommen ist: Sie beten Ihn an. Das ist die typische Beschäftigung des Gläubigen in dieser Zeit, wo der Herr körperlich abwesend ist.

Nachdem sie Ihn angebetet haben, der allein es wert ist, angebetet zu werden, weil Er Gott ist, kehren sie nach Jerusalem zurück. Von Angst und Kummer ist keine Rede mehr. Sie sind von großer Freude erfüllt. Ihr Herr ist der große Sieger. Sie haben sich in Ihm nicht getäuscht. Völlig überzeugt von der Größe und Herrlichkeit seiner Person und angezogen von seiner Gnade gehen sie zum Tempel.

Die Schlussszene dieses Evangeliums spielt sich, ebenso wie die Öffnungsszene, im Tempel ab (Lk 1,8-23). Doch der Unterschied ist groß. Zu Beginn ging es darum, dass jemand die Pflichten des Gesetzes erfüllte, jemand, der zwar gottesfürchtig war, aber auch Unglauben an den Tag legte und dafür mit Stummheit bestraft wurde. Er glaubte nicht und konnte nicht sprechen. Hier befinden wir uns jedoch vor einem geöffneten Himmel, auf der Grundlage der Gnade nach einem Werk, das zur Ehre Gottes vollbracht wurde. Der Mund öffnet sich zum Lob Gottes. Diese Jünger bilden den Kern eines neuen Priestergeschlechts.

Dieses Evangelium hat uns vom Gesetz zur Gnade und von der Erde zum Himmel gebracht. Es begann mit einem einzigen Mann, der nicht sprechen konnte, und es endet mit einer Menge, die nicht schweigen kann.

Was für ein großartiges Ende eines überwältigenden Evangeliums, in dem der Reichtum der Gnade auf unübertroffene Weise in der Person dargestellt wird, die alles und jeden übertrifft.

„Mein Geliebter ist weiß und rot,
ausgezeichnet vor Zehntausenden“ (Hld 5,10).

„Du bist schöner als die Menschensöhne,
Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen“ (Ps 45,3).

© 2023 Autor G. de Koning

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